Mit einem Keuchen setzte ich mich ruckartig auf und schaute mich verwirrt in dem Zimmer um, in dem ich lag.
Ein leises Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit neben mich.Cadan lag neben mir auf dem Bauch. Seinen Kopf hatte er auf seinen linken Arm gebettet, während sein rechter, bei meinem ruckartigen Aufsetzen von meinem Bauch gerutscht war. Seine so schön geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet und sein dunkles Haar hing ihm zerzaust in sein ebenmäßiges Gesicht.
Und zum ersten Mal fiel mir etwas auf seinem rechten Schulterblatt auf. Verwirrt blinzelte ich und beugte mich mehr über ihn um einen genaueren Blick darauf zu werfen. Es war ein Tattoo. Ich hatte den Alpha schon des öfteren ohne Oberteil gesehen aber seinen Schultern entweder immer zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt oder es war neu.
Ehrfürchtig senkte ich meinen Finger auf die feinen, schwarzen Linien und fuhr sie nach. Das Tattoo stellte einen Wolf war. Und es war atemberaubend.
Er schien auf einem Felsplateau zu stehen, der Vollmond hinter ihm. Seine buschige Rute hatte er gerade ausgestreckt. Die flauschigen Ohren waren gespitzt und dann seine Augen. Sie waren das einzig farbige in dem gesamten Bild und starrten mich so intensiv an, das mein Herz für einen Schlag aussetzte, so lebensecht waren diese Grün funkelnden Augen. In ihnen lag der Stolz, den man empfand nachdem man Ruhm erlangt hatte oder etwas ruhmreiches Getan hatte. Zischend zog ich die Luft ein und zog reflexartig die Hand zurück als ich mich an etwas erinnerte.Ich wusste schon immer das mein Name 'Wolf' bedeutet aber als Cadan mich am Anfang unserer Beziehung fragte, ob ich wisse, was mein Name bedeute, war ich neugierig geworden. Neugierig ob es mehr Bedeutungen für meinen Namen gab. Herauskam das sich ebenfalls mit 'Ruhm' deuten ließ und der Name somit quasi die Bedeutung 'ruhmreicher Wolf' hatte.
Cadan hatte sich meinen Namen in einem Bild auf den Rücken tätowieren lassen. Die giftgrünen Augen des Tieres, die meinen so ähnlich waren, bewiesen diesen Fakt nur noch deutlicher.
Noch immer hing ich vornüber gebeugt über seinen Rücken und zuckte erschrocken zusammen als er sich plötzlich bewegte.
Er schnaufte leise und drehte sich auf den Rücken. Unter schweren Lidern beobachtete er mich und ich glaubte einen Funken Belustigung in seinen Augen zu erkennen. "Ro, was zur Göttin, tust du da?", brummte er rau und jagte mir so mehrere Schauer über den Rücken.
Peinlich berührt ließ ich mich zurück auf meine Seite des Bettes fallen. Noch immer hing mir das Bild seiner Tätowierung vor Augen. Er hatte sich die Bedeutung meines Namens stechen lassen, irgendwie wollte das nicht so recht in meinem Kopf.
"Ich habe dein Tattoo gesehen.", meinte ich dann einfach und legte meinen Kopf in den Nacken um die hölzerne Decke des Zimmers zu mustern. Aus irgendeinem Grund hatte ich Angst vor seiner Reaktion. Doch alles was nach einer kurzen Pause kam, war ein hörbares Kichern. Rasch riss ich den Kopf wieder zu ihm herunter und starrte ihn verwirrt an. Ich hatte mit allem, nur nicht damit, gerechnet.
Cadan grinste mich schief an und strich sich einzelne Strähnen seines Haares aus dem Gesicht. "Na und? Ich hatte nicht vor es zu verstecken", lächelte er sanft und brachte mein Blut zum kochen.
Als er meinen Blick sah, wurde sein Lächeln einen Hauch sanfter. Vorsichtig hob er eine Hand und Strich mir meine Haare über die Schulter. "Hey, kleiner Wolf. Ich wollte dich nie vergessen. Ich hab es mir stechen lassen, ungefähr ein halbes Jahr nachdem du gegangen warst. Ich hatte Angst ... Ich hatte wirklich Angst dich auf irgendeine Weise zu vergessen", meinte er leise und sah mir tief in die Augen.
Blau traf auf Grün.
Grün traf auf Blau.Zittrig zog ich Luft in meine Lungen und betrachtete meinen Gefährten. Meinen Seelenverwandten. Mein Leben. Ich hatte ihm soviel Leid zugefügt. Wäre ich damals nicht abgehauen, würden wir nicht einmal in dieser Situation stecken. Kyle würde nicht einmal exestieren.
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen als mir die Schuld bewusst wurde, die auf meinen Schultern lag und die ich schon so lange verdrängte.
Und ich war mir schon eine Weile bewusst, dass ich mein Leben an der Seite dieses Mannes beenden möchte. Und ich würde alles dafür geben, auch das Leben nach meinem Tod mit ihm führen zu können.
"Ich liebe dich, Cadan. Ich liebe dich so unfassbar sehr. Und es tut mir leid, welches Leid du wegen mir durchgemacht hast.", murmelte ich und Tränen traten mir in die Augen.
Cadans Augen wurden bei meinen Worten groß und mir wurde bewusst, das ich zwar schon eine Weile wusste, das ich nie aufgehört hatte ihn zu lieben aber es nie ausgesprochen hatte. Bis jetzt.
Tief atmete ich ein. "Ich hab nie aufgehört dich zu lieben und ich werde dich auch nach meinem Tod weiter lieben, jetzt wo ich weiß, das es wirklich ein Leben nach dem Tod gibt.
Versprich mir, Cadan, versprich mir, das wir, wenn das alles vorbei ist, das tun, was wir schon vor so langer Zeit hätten tun sollen. Lass uns eine Familie gründen und sowas. Ich möchte nicht mehr weglaufen nie wieder. Und ... ja, Kellan bedeutet mir unfassbar viel und eine Zeitlang dachte ich wirklich, ich liebe ihn. Aber ich kann niemanden mehr lieben als dich. Es geht einfach nicht", hauchte ich erstickt und kämpfte gegen die Tränen an.Ein fassungsloses Lächeln trat auf das makellose Gesicht des Alphawolfes und seine Augen begannen verdächtig zu glitzern. " Ich verspreche es dir! Und wie ich dir das verspreche", lachte er leise, während im eine kleine Träne über die Wange rollte. Eine Träne der Freude, wie ich hoffte. Auch ich lachte leise unter der Flut meiner eigenen Tränen, die ich nicht mehr hatte zurück halten können.
Glücklich zog er mich in seine Arme und ich genoss das Gefühl ihm so nahe zu sein.
Ich war sein. Für immer.
Doch noch immer schwebten wir in Gefahr und an diese Tatsache wurden wir unfreundlich erinnert als Kellan die Tür aufriss und ins Zimmer stürmte. Seine grünblauen Augen fixierten mich und ich erkannte ein kleines Flackern darin, das aber so schnell wieder verschwunden war, wie es gekommen war. "Ro, da sind Wölfe an der Grenze der Lichtung und ich kann ihren Geruch nicht entziffern, die müssen den irgendwie gedämpft haben oder so. Wir müssen los", knurrte er und wirbelte schon wieder herum.
Hastig sprang ich aus dem Bett und machte mir nicht einmal die Mühe mir irgendwelche Klamotten zusammen zu suchen.
Als ich sah wie Cadan sich langsam aus dem Bett hieven wollte, hielt ich inne. "Cadan, bleib liegen. Wir sind gleich wieder da und du bist noch nicht fit genug um wieder aufzustehen.", knurrte ich. Kurz blitzte Unwillen in seinen blauen Augen auf, doch die Erschöpfung die ihn sichtlich packte als er Aufstand, ließ ihn wieder zurück ins Bett sinken. Zorn auf sich selbst leuchtete in seinen Augen und ich bekam Mitleid. Cadan war nie ein Mann gewesen, der gerne nur rumlag während Probleme bekämpft wurden.
"Bitte, für mich Cadan. In ein-zwei Tagen bist du wieder gesund und dann können wir gemeinsam die Sache beenden.", erklärte ich sanft und sah ihn bittend an.
Bei meinem Blick wurde seiner sanfter und mit einem Seufzen lehnte er seinen Oberkörper an die Lehne des Bettes.
"Schön, aber passt bitte auf euch auf.", brummte er und dann lächelte er.
"Ich liebe dich, Ro"
"Ich liebe dich auch", war das letzte was ich sagte, bevor ich aus der Tür raste.
DU LIEST GERADE
Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...