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Mitten in der Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Mein Körper schmerzte und ich wurde das Gefühl nicht los etwas lebenswichtiges verloren zu haben.

Stöhnen rieb ich mir die müden Augen und richtete mich auf. Erschöpft sah ich mich in dem Zimmer um, welches für die nächsten Wochen mein Zuhause sein würde.

Eine überwältigende Sehnsucht nahm von mir Besitz und zog mich kraftvoll aus dem Zimmer und ein Stockwerk nach oben, bis vor eine weitere geschlossene Tür.

Sanft legte ich die Hand auf das raue Holz und fuhr vorsichtig die Strukturen nach. Was war dahinter? Was zog mich so sehr in dieses Zimmer?

Entschlossen legte ich meine Hand auf den kühlen Messingknauf und öffnete dann langsam die Tür.

Kaum schwang die Tür auf, schlug mir sein Geruch entgegen und meine Kehle verengte sich schmerzhaft. Erschüttert schlug ich mir die Hand vor den Mund um das Schluchzen zu unterdrücken, was in mir aufkeimte.

Das hier war sein Zimmer.

Leise trat ich in die Mitte des Zimmers und sah mich um.

Ein Bett stand zu meiner rechten, welches mit dunkler Bettwäsche bezogen war. Eine Kommode aus dem gleichen Holz wie meine eigene stand gegenüber vom Bett. Dazwischen lag ein kreisrunder schwarzer Teppich. Generell war das Zimmer sehr karg möbiliert.

Dafür war es umso schöner dekoriert. Die Wand über der Kommode war eine Fotowand mit allerlei Bildern. Tränen begannen mir in Strömen über die Wangen zu fließen als ich mir die Fotos näher besah.

Viele der Bilder zeigten ihn und mich. Teilweise in Situationen in denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass wir fotografiert wurden. Blanker Hass durchflutete meine Adern. Hass auf mich selbst, weil ich so egoistisch gewesen war und ihn nicht einmal habe erklären lassen.

Ein Schluchzen entfloh meinen Lippen und ich schlug mir schnell die Hände vor den Mund. Ich war in einem Haus voller Werwölfe und wenn noch einer wach war oder leicht schlief, würde er mich sofort hören.

Sachte strich ich mit meinen Fingern über die Bilder. Fuhr sein dunkles Haar nach und stellte mir vor wie es war hindurch zu fahren. Ich zuckte zusammen und betrachtete mit schmerzlich verzogene Miene, dass Bild, welches meine Finger gerade nach fuhren.

Cadan und ich saßen auf einer Wiese. Er hatte ein Bein angewinkelt, seinen Arm lässig darauf gelegt und grinste fröhlich in die Kamera, während ich vollkommen verliebt mit seinem Haar spielte und nicht einen Gedanken an den Fotografen verschwendete. Meine Lippen waren auf dem Bild leicht geöffnet und meine, an dem Tag, lockigen, silbernen Haare wehten mir ins Gesicht und verdeckten den Großteil. Nur meine grünen Augen leuchteten aus dem Wirrwarr heraus und waren konzentriert auf den jungen Mann gerichtete der neben mir saß. Ich erinnerte mich noch genau an den Tag, an dem das Foto aufgenommen wurde.

"Was ist los, kleine Wölfin?", brummte mein Freund und sah mich aus seinen leuchtenden Augen besorgt an. Schmollend schob ich eine Unterlippe vor. "Der Wind nervt mich und mein Haargummi ist kaputt gegangen", brummelte ich und strich mir zum wiederholtesten Mal das Haar aus dem Gesicht. Cadan brach in schallendes Gelächter aus, weswegen ich die Augen zusammenkniff und ihn beleidigt anfunkelte.

Grinsend setzte sich der dunkelhaarige auf und fuhr sich durch sein dichtes Haar. "Also ich hab nicht solche Probleme", meinte er überheblich und schenkte mir sein Grübchenlächeln. Ich seufzte. "Okay, dann Schneid ich mir die Haare ab", erwiederte ich dann gleichgültig und inspizierte übertrieben genau eine meine Haarspitzen. 3... 2... 1. Ein dunkles Grollen entwich der Kehle meines Freundes und ich hob gespielt überrascht den Kopf. "Das wirst du nicht tun", knurrte er und brachte mich damit zum Lachen. "Natürlich nicht, du Hohlbirne", lachte ich. Sichtlich schockiert entglitten Cadan seine Gesichtszüge bevor er brummelnd den Kopf drehte und in die andere Richtung stierte.

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt