Noch immer pulsierte blanke Wut durch meine Adern, als ich langsam aus dem Haus trat. Drinnen war niemand mehr übrig der mich hätte aufhalten können und mein gesamter Körper schimmerte in einem dunklen Rot. Als mir bewusst wurde, wie ich auf Außenstehende aussehen musste, verzerrten sich meine Lippen zu einem eisigen Lächeln.
Ein nacktes Mädchen, von oben bis unten voller Blut, als hätte sie darin gebadet. Helle, beinahe weiße, zerzauste Haare. Und Augen die jemanden einfrieren könnten, so eisig blickten sie in die Welt. Es war als wäre meine Seele eingefroren worden und mein Blut durch glühende Lava ersetzt. In mir tobte ein unfassbarer Kampf zwischen Heiß und Kalt. Ein tödlicher Kampf.
Das Lächeln in meinem Gesicht vertiefte sich und mit einer fließenden Bewegung verwandelte ich mich. Das silberne Fell meiner Wolfsgestalt war kaum mehr zu erkennen unter dem ganzen Blut und ich schnaubte verächtlich.
Meine Augen richteten sich an den Ort wo ich, Fenrir in dem Bannkreis, gesehen hatte. Doch er war nicht mehr da. Unzufrieden knurrend schwenkte ich meinen Kopf hin und her und versuchte irgendeinen Geruch aufzuschnappen, der mir zeigte wo Fenrir nun sein könnte.
"Roux?!", ertönte plötzlich eine entsetzte Stimme und mit einem aggressiven Knurren wirbelte ich herum, bereit ein weiteres Mal zu töten. Doch die Person die ich dann sah, ließ mich inne halten.
Wes stand mit weit aufgerissenen Augen am Waldrand und starrte mich sichtlich schockiert an. Der Schock und die Verständnislosigkeit die in seinen violetten Augen leuchteten, brachten mich ins Wanken.
"Was hast du getan?", hauchte er und seine Stimme klang fassungslos. Meinen besten Freund so zu sehen, riss mich aus meiner seltsam tödlichen Trance.
Blinzelnd atmete ich ein und sah mich verwirrt um. Der Geschmack von Blut lag auf meiner Zunge und ich schüttelte irritiert den Kopf.
Müde setzte ich mich und verwandelte mich im selben Moment zurück. Unschlüssig schlang ich meine Arme um meine Knie und zog sie eng an meinen Körper, als könnte ich so verhindern zu zerspringen.
Eine warme Hand berührte mich plötzlich sanft an der Schulter und strich mir beruhigend über den Rücken.
Zittrig hob ich den Kopf und begegnete Wes' mitfühlendem Blick.Langsam hockte er sich vor mich und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen. "Kyle ist gerade weg, als keine Angst. Was ist los, süße? Früher hättest du nicht mal eine Fliege getötet?", fragte er sanft. Panik schoss durch meine Adern und Tränen traten mir in die Augen. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern und biss mir auf die Lippe.
"Ich weiß es nicht. Seit ich wieder...zurück bin, habe ich diese Aussetzer. Aber sie waren nie so schlimm. Meistens ist es mir bei der Jagd passiert aber ich habe es auf meinen Wolfsinstinkt geschoben aber jetzt. Dieser Aussetzer hielt ja sogar in meiner Menschengestalt an", wimmerte ich.
Plötzlich weiteten sich meine Augen und ich umklammerte Wes'Hand. "Ich habe sie alle getötet, Wesley. Ohne mit der Wimper zu zucken und es hat mir sogar Spaß gemacht", hauchte ich und strich mir mein, vom Blut verklebtes, Haar aus der Stirn.
Wes sah mich nachdenklich an. "Fühlst du dich schuldig sie umgebracht zu haben?", fragte er ernst, woraufhin ich die Brauen zusammenzog und meine Gefühle versuchte zu filtern.
Langsam schüttelte ich dann den Kopf. "Nein. Ich bin nur... geschockt zu was ich fähig bin aber ich fühle mich keineswegs schuldig.", murmelte ich und richtete meinen flimmernden Blick auf das stille Haus. "Sie hatten es alle verdient", knurrte ich tief und merkte wie meine Wut wieder hochkam, doch rasch schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich wieder auf Wes, was den Zorn wieder abebbnen ließ.Wesley mahlte mit dem Kiefer während er sichtlich angstrengt nachdachte. Plötzlich hellte sich seine Miene auf.
"Ich weiß, wen wir fragen können", rief er leise und stand auf. Auffordernd hielt er mir seine Hand hin, die ich unsicher ergriff."Und wen?", fragte ich zögerlich und sah mich um. Ein schmerzliches Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Fenrir. Ich weiß, wo sie ihn festhalten. ABER mach dir keine Hoffnungen. Dem Bannkreis kannst du dich nicht mal nah genug nähren um ihn zu befreien. Er wird uns wohl so oder so helfen müssen", meinte er und zog mich dann zielsicher zum Waldrand.
Wenig später traten wir dann auf die Lichtung auf der Cadan und ich soviel Zeit verbracht hatten und tatsächlich saß Fenrir in der Mitte der Lichtung und hatte seinen Kopf gen Himmel gehoben. Eine seltsam flimmernde Barriere umschwirrte seinen Körper.
Sie hatten es tatsächlich geschafft eine Gott einzufangen und festzuhalten.
Kaum traten wir aus dem Schatten, senkte der riesige Wolf seinen Kopf und blickte uns an. "Ich hab mich schon gefragt wann du kommst, mein Kind", sagte er und seine tiefe Stimme brachte die Erde zum vibrieren.
"Fenrir. Es tut mir leid, ich hab bis jetzt versagt", murmelte ich zerknirscht und biss mir wieder unruhig auf die Unterlippe. Der Angesprochen schnaubte nur. "Ich bitte dich. Niemand kann von dir erwarten einen Gott innerhalb ein paar Tagen aus einem Bannkreis zu holen. Wobei man anmerken sollte, dass du die Hälfte der Zeit in dir selbst gefangen warst", schnurrte er sanft und klang beinahe belustigt.
"Nun, sag mir warum ihr wirklich hier seit", befahl er und blickte uns scharf an.
Tief atmete ich ein. "Irgendwas passiert mit mir. In bestimmten Situationen, verliere ich ... die Kontrolle und werde zu einem Monster.", erklärte ich langsam und sah den Wolfsgott erwartungsvoll, dessen nachdenkliche Miene sich langsam in etwas anderes verwandelte. Ein wissender Ausdruck trat auf seine Züge und ein wölfisches Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus."Kein Monster, Kind. Eine Ker. Die Keren werden auch Todesdämonen genannt und kommen ursprünglich aus der griechischen Mythologie. Sie gelten als Kinder der Nyx, der Göttin der Nacht und damit auch die Herrscherin über mich und meine Kinder. Wir entspringen zwar den Legenden zweier unterschiedlicher Nationen aber jeder Gott existiert auf seine Weise. Nyx hat viele Namen. In jeder Kultur einen anderen. Mich kennt man nur in der nordischen Mythologie. Aber egal, das war nicht das Thema.
Die Keren sind seit ihrer Geburt bestimmt. Das Gen schlummert in einem, bis es ausgelöst wird. Meistens tut dies die Göttin selbst.
Die Keren können jeder Art angehören und sind Bringer des gewaltsamen Todes. Anders als der den Hypnos und Thanatos bringen. Übrigens ebenfalls griechische Götter beziehungsweise, gilt Thanatos ja als Titan.
Auf jeden Fall, sorgen die Keren dafür, dass jemand gewaltsam stirbt. Sie gelten zwar als grausame und herzlose Kreaturen aber im Grunde tun sie auch nur ihren Job. Du bist kein Monster, Kindchen. Du bist die direkte Nachfahrin der Göttin der Nacht und eine der letzten Keren. Du denkst dir wahrscheinlich jetzt trotzdem das du ein Monster bist aber ich versichere dir, die Welt braucht euch!
Ihr seit keine gehirnlosen Killermaschinen, ihr seit Krieger im Namen der Nyx. Ich hab das echt blöd erklärt.", brummte der Wolf dann missmutig und endete so seine lange Rede.Geschockt starrte ich den jungen Gott an. Ich war also nicht nur übernatürlich seit ich eine Werwölfin war, sondern von Geburt an. Ich war eine wölfische Todesdämonin. Die Tochter einer Göttin an die ich bisher nicht einmal geglaubt hatte. Schlimmer noch, ich hatte nicht einmal von ihrer Existenz gewusst.
Himmel, wo war ich da bloß reingeraten.
Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte wieder zu Fenrir der mich aufmerksam beobachtete.
"Junge Keren lernen schnell sich zu kontrollieren. Ihre Kraft hängt von ihrem Wutpegel an. Je höher der ist, desto tiefer verfällt man seiner tödlichen Seite. Aber sie können sich genauso leicht daraus befreien wenn sie an etwas denken oder etwas sehen was ihnen etwas bedeutet, was dafür sorgt, dass weder Freunde, Familie oder der Gefährte in Gefahr geraten. Eigentlich können sie sogar ein ziemlich normales Leben führen. Vor allem die Wolfskeren, die sich einen Gefährten erwählt haben, da sie somit ihren Ruhepol ständig um sich haben. Selbst wenn er weiter weg sein sollte, stützen ihre Gefährten die Keren durch eine extrem ausgeprägte und starke Verbindung, die selbst die der normalen Wölfe übersteigt.", erklärte Fenrir dann noch und komischerweise breitete sich Erleichterung in mir aus.
Es ist ja nicht so, als ich hätte ich gerade erfahren, dass ich eine tödliche Kriegerin bin. Seufzend fuhr ich mir durch mein zerzaustes und verklebtes Haar und ließ mich langsam zu Boden sinken.
"Nun, ich bin froh es nun zu wissen. Aber trotzdem stehen wir vor einem Problem. Wie befreien wir Fenrir?", meinte ich und konzentrierte mich auf das nächste Problem. Gerade wollte ich meinen eigenen persönlichem Problem nur aus dem Weg gehen.
Fragend hob ich wieder den Kopf und starrte in fassungslose Gesicher.
"Was?", fragte ich.
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Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...