Krampfhaft unterdrückte ich einen Schrei. Meine Augen waren gefesselt von den Worten die dort auf meinen Spiegel geschmiert waren.
Schön das du endlich da bist.
Das waren sechs simple und harmlose Wörter aber sie jagten mir unheimliche Angst ein. Vielleicht vor allem deshalb weil sie mit Blut geschrieben waren. Menschenblut so wie es roch. Angeekelt und mit Tränen der Verzweiflung in den Augen versuchte ich beinahe manisch die Worte von meinem Spiegel zu entfernen.
Aber wer entfernt sie aus meinem Kopf?
Als die Worte endlich nicht mehr zu sehen waren, trat ich langsam zurück und betrachtete meine nun blutigen Hände. Und dann schoss etwas durch meinen Geist. Wie eine Erinnerung, die ich nicht besaß. Wie eine Situation die nie da war. Oder wie eine die da sein wird.
Kühl betrachtete ich meine Hände von denen das Blut langsam runtertropfte. Ich spürte wie ein Lächeln über meine Lippen zuckte. Aber es war emotionslos. Kalt. Langsam hob ich den Kopf und sah mich um. Ich stand auf einem Schlachtfeld. Um mich herum lagen hunderte toter Wolfskörper. Verletzt auf jede erdenkliche Weise und jede davon war tödlich. Ich senkte wieder den Blick und traf auf den Blick aus eisblauen Augen, die mich enttäuscht ansahen. Vor mir kniete Cadan, die Hand auf eine blutende Wunde auf seiner Brust gepresst. Sein Mund öffnete sich als wolle er etwas sagen, doch in diesem Moment färbten sich seine Augen grünlich. Wurden noch intensiver. Sie musterten mich mit einer kühlen Klarheit . "Ich wusste es", hauchte eine Stimme aus dem fremden Cadan. Dunkler und rauer. Ein verkrampftes Lächeln verzerrte seine Lippen und er blickte auf die Wunde in seiner Brust, als ihm plötzlich silbernes Haar über die Schulter fiel, die nun wesentlich schmaler waren. Als er wieder den Kopf hob sah ich mir selbst in die Augen. Das Grün der Iris schimmerte verdächtig. "Warum?", hauchte sie. Dann erlosch das Leben aus ihren Augen und sie kippte um. Geschockt stand ich vor meiner eigenen Leiche. Angst breitete sich in meinem Körper aus. Doch das Ich aus diesem... Traum handelte anders. Es... ich kniete mich hin und fuhr sanft mit der Hand über mein Gesicht, schloss meine Augen.
Doch die Worte die dann meinen Mund verließen erschreckten mich. "Es ist endlich vorbei", und als ich den Kopf hob blickten mir flammend rote Augen aus dem Schatten des Waldes entgegen. Und mit einem Mal war die ganze Angst wie weggewischt. Eine kühle Gewissheit breitete sich in mir aus und mit ihr eine Zufriedenheit, eine die sich einstellt wenn man weiß etwas geschafft zu haben. Wie magnetisch angezogen lief ich langsam auf die roten Augen zu, die allein in der Dunkelheit schwebten und nur auf mich zu warten schienen.
"Es ist noch nicht soweit, mein Kind", hauchte eine Stimme aus den Schatten und etwas stieß mich weg. Fort von den Schatten zwischen den Bäumen.
Danach umfing mich die bekannte Schwärze des Schlafes...
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Pain of Wolves
WerewolfDie 17-jährige Roux ist ein Mensch oder zumindest war sie das, bis ihr Freund ihr dies nahm. Wütend verließ sie ihn, zog nach London und baute sich dort ein Leben auf. Nun acht Jahre später ist sie zurück und wird wieder mit ihrer verheerenden Verga...