17

6.4K 275 31
                                    

Seit fünf Monaten lebte ich nun wieder bei Gabriel in der Wohnung.

Das Thema übernatürlich umgingen wir und versuchten uns so normal wie möglich zu verhalten, was uns auch überraschend leicht fiel.

Klar, merkte er, dass ich jeden Monat einmal über Nacht verschwand und dass ich Wut und anderen starken Emotionen weitestgehend aus dem Weg ging. Genauso wie ich merkte, wenn er nachts mit Waffen aus der Wohnung verschwand. Wobei ich mir sicher war, dass ich mich unwohler fühlte wenn so Situationen eintrafen, da ich wusste, dass er mit Leo einen Abtrünnigen... eliminieren musste.

Aber ansprechen taten wir es beide nicht.

"GABE, DU DRECKSKERL", brüllte ich und stiefelte an diesem Morgen stinksauer in die Küche, wo der Übeltäter saß und seelenruhig seinen Kaffee trank. Als er mich sah, hob er belustigt seine Augenbrauen.

"Was ist denn mit dir passiert, Honey?", meinte er gespielt überrascht und musterte prüfend meine schwarzen Haare. Ja, genau, schwarz. Der Vollidiot hatte mir Farbe in mein Shampoo. Böse knurrte ich ihn an, was ihn aber nur milde lächeln ließ.

"Ich hab dir gesagt, die Aktion mit der Folie gibt Rache", gluckste er. "Ernsthaft? Du zerstörst meine Haare, nur weil ich dich gegen Folie rennen gelassen habe?", zischte ich und sah ihn entsetzt an.

"Ich bin mir nicht sicher, wie alt ihr beide wirklich seit. Sicher dass ihr nicht beide eher auf die Highschool gehen solltet?", brummte Leo rau und musterte das Schauspiel, dass in diesen Monaten beinahe zu einem Normalzustand geworden war.

Verzweifelt warf ich meine Hände in die Luft. "Hast du mal meine Haare gesehen?", rief ich empört und raufte mir das dunkle Haar, was Gabe nur einen weiteren Lachanfall bescherte.

Ernst warf mir sein Freund einen Blick zu. Dann verzog er nachdenklich seinen Mund. "Also ich finde die dunkle Farbe steht dir. Bringt deine hellen Augen zur Geltung. Ausserdem meine ich gesehen zu haben, dass er nur 1-Tag- Farbe verwendet hat. Kann halt nur sein, dass du bei Regen ein bisschen abfärbst", meinte er dann gleichgültig und krallte sich seine Kaffeetasse.

Empört schnaufte ich. "Dir ist bewusst, das dass London ist? Hier regnet es so gut wie immer", brummte ich dann beleidigt.

Doch ein Blick auf die Uhr, zeigte mir dass ich wirklich kein Teenager mehr war, sondern ein arbeitende Erwachsene, die mittlerweile verdammt spät dran war.

Mit einem letzten wütenden Blick zu Gabriel rannte ich in mein Zimmer, warf mir eilig mein Jackett über und krallte mir meine Tasche, bevor ich zurück in die Küche stiefelte.

"Das wird Konsequenzen haben, Bain", drohte ich Gabe dann noch, bevor ich aus der Wohnung rannte. Hinter mir hörte ich ihn lachen.

Ausser Atem erreichte ich schliesslich das hohe Firmengebäude. Doch irgendwas war anders. Die gesamte Athmosphäre fühlte sich irgendwie seltsam an. Verwirrt trat ich in das Büro und betrachtete meine Mitarbeiter die mit großen Augen zu Mr. Rythm starrten, der angespannt vor dem Großraumbüro stand, indem die meisten Mitarbeiter der Firma untergebracht waren.

Als ich den Raum betrat, warf mir mein Chef einen kurzen Blick zu bevor er sich an die gesamte Belegschaft wandte.

"Nun, da wir vollzählig sind, möchte ich nicht lange um den heißen Brei rum reden. Ich muss ihnen leider mitteilen, dass ich in Rente gehe. Meine Gesundheit macht es mir unmöglich weiter diese Firma zu leiten.", erklärte er und ein trauriger Zug huschte über sein Gesicht.

"Mein Enkel wird meinen Posten übernehmen. Aber leider muss ich Ihnen mitteilen, dass er vorhat die Belegschaft drastisch zu dezimieren. Weswegen ich jeden von euch vorschlage, für alle Fälle einen Plan B in der Hand zu haben", meinte er noch bevor er sich bedankte und in sein Büro ging.

"Miss Dawn, wenn sie mir bitte folgen würden", rief er und ich atmete erschrocken ein. Langsam setzte ich mich in Bewegung.

"Würden Sie die Tür bitte hinter Ihnen schließen?", fragte mein Chef, als ich das Büro betrat. Misstrauisch tat ich was verlangte und setzte mich dann elegant in einen der Sessel die vor seinem Mahagonischreibtisch standen.

"Was kann ich für Sie tun, Mr. Rythm?", fragte ich zögernd und musterte sein Gesicht. Der alternde Mann zuckte deutlich zusammen, bevor er sich über seinen haarlosen Kopf Strich und mir wieder in die Augen blickte.

"Sie haben ja mitbekommen, dass mein Enkel die Firma verkleinern möchte. Und ich muss ehrlich sein damit, dass mein Enkel ein absolutes Arschloch ist. Verzeihen Sie meine Wortwahl aber anders kann man das nicht nennen.", fauchte Mr. Rythm und ich wich erschrocken einen Stück zurück. So wütend hatte ich meinen liebenswerten Chef noch nie gesehen.

"Nun aber der eigentlich Grund weswegen ich sie herbestellt habe. Ich weiß, welche Leute bleiben und ich muss Ihnen leider mitteilen dass mein Enkel nicht vorhat meine persönliche Assistentin zu behalten. Aber da ich Sie sehr schätze möchte ich Ihnen dass ersparen und bitte Sie zu kündigen, bevor mein Enkel dass tun kann. Ich möchte, dass Sie die Firma in guter Erinnerung behalten.", überrascht zuckten meine Augenbrauen nach oben, weswegen Mr. Rythm ein gequältes Stöhnen ausstieß.

"Ich weiß diese Bitte von Ihrem Chef zu hören ist ungewöhnlich aber es gibt keinen den ich so schätze wie Sie. Ich hoffe sie nehmen mein Angebot an und legen mir bis Ende der Woche ihre Kündigung auf den Tisch. Auch gebe ich Ihnen die Garantie auf einen erfolgreichen Job, da ich Ihnen nicht nur ein hervorragendes Zeugnis ausstellen werde sondern sie in jeder mir bekannten Firma aufs wärmste empfehlen werde. Oh und selbst verständlich, bekommen Sie einen kleinen Bonus zusammen mit Ihrem letzten Lohn", erklärte er und sah mich beinahe ängstlich an.

Ein mildes Lächeln huschte mir über die Lippen. "Wenn Sie es wirklich schaffen, dass ich danach noch immer meine Miete bezahlen kann, dann werde ich Ihnen diesen Gefallen tun, Mr. Rythm. Aber nur weil ich weiß dass sie die Wahrheit sagen. Sie sind ein ehrlicher Mensch und dass schätze ich. Ich lege Ihnen bis Ende der Woche meine Kündigung auf den Tisch.", meinte ich leise und verspürte eine leichte Trauer darüber aber mein Chef wird seine Gründe haben und ich glaubte ihm, dass er das nicht wollte.

Mr. Rythm, sah mich unglaublich dankbar an und lächelte väterlich.
"Nehmen Sie sich den Rest des Tages frei, Miss Dawn. Das haben Sie verdient", meinte er dann und scheuchte mich liebevoll aus seinem Büro.

Ein Grinsen verzog meine Lippen. Ein freier Tag, würde mir bestimmt gut tun.

Besser gelaunt als man denkt, verließ ich die Firma und machte mich auf den Weg zurück nach Hause.

Wenig später schloss ich leise summend die Haustür auf und trat in die Stille Wohnung.

Verwirrt hielt ich inne und lauschte, hörte aber ganz klar Herzschläge. Die gesamte Atmosphäre wirkte angespannt.

Sachte ließ ich meine Tasche auf den Boden sinken und schlich ins Wohnzimmer, aus dem ich die rhythmischen Herzschläge vernahm.

Mit einem dunklen Knurren riss ich die Haustür auf und blieb wie erstarrt stehen.

Wie zur Hölle ist das möglich?

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt