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Mein Herz raste und mein Blut kochte.

Kellan stand nun schon seit gut zwanzig Minuten mit gerunzelter Stirn vor mir, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.

"Ich erinnere mich an dich", meinte er dann plötzlich und wie aus dem nichts. Verwirrt schaute ich hoch und musterte sein nachdenkliches Gesicht.
"Wie meinst du das? Du erinnerst dich an mich?!", fragte ich unsicher und schob mir energisch eine Haarsträhne hinter das Ohr.

"Vor acht Jahren. Als du noch nichts von alldem wusstest. Du warst an einem Vollmond im Wald und ein Mitglied dieses Rudels wollte dich im Vollmondwahn zerfleischen. Ich war da. Ich habe es geschafft den Bann des Vollmonds zu brechen. Ich war der Wolf der dich damals davor gerettet hat das nächste Fressen eines mutierten Wolfsrudels zu werden", meinte er leise und seine raue Stimme brach leicht.

"Vielleicht hast du Recht. Das würde erklären warum ich den Bann des Vollmonds umgehen konnte aber letztlich tut das nichts zur Sache. Du bist die Frau meines Bruders. Und ... Du kannst mein Herz haben, Roux ... Du kannst meine Seele haben ... aber du kannst nicht meinen Verstand haben. Und der sagt mir was richtig ist. Es ist egal wie sehr sich mein Herz und meine Seele nach dir verzehren. Du wirst immer unerreichbar sein. Das bin ich meinem Bruder schuldig.", erklärte und fuhr sich durch das dunkle Haar.

Kurz begegneten sich unsere Augen, doch er wandte schnell den Kopf ab. Aber nicht schnell genug. Ich hatte es in seinen Augen gesehen. Ich hatte gesehen wie die Worte sich durch sein Innerstes fraßen.

"Awwww, ist das süß. Ganz tapfer. Aber was würdest du sagen wenn dein Bruder nicht ganz so unschuldig ist wie du glaubst?", gurrte eine Stimme spöttisch. Mit weit aufgerissenen Augen wirbelten wir herum und begegneten gelben Augen, die uns sichtlich amüsiert musterten.

Kellan runzelte die Stirn. "Was meinst du damit?", fragte er und ich hörte wie seine Stimme leicht zitterte. Ich warf ihm einen besorgten aber auch irritierten Blick zu, sollten wir nicht erstmal rausfinden wer der Typ war?

Die leuchtend gelben Augen richteten sich auf mich. "Recht hast du, Kleine. Ich bin Riddle. Ich bin, was ihr Wölfe, Seher nennt. Ein Abgesandter der Göttlichen. Und neben bei kann ich auch Gedanken lesen und so ein Zeug. Menschen würden mich wohl Magier nennen.", erklärte der Mann und trat dann aus den Schatten.

Erschrocken riss ich die Augen auf. Der Mann war größer als ich gedacht hatte und aus seinem grauen Haar wuchsen zwei schneeweiße Wolfsohren. Und als er lächelte entblößte er einwandfreies Raubtiergebiss.

Belustigt zwinkerte mir dieser Seher zu.
"Du musst keine Angst haben, Kleine Wölfin. Ich wurde hierher geschickt um euch zu warnen. Nicht um euch etwas zu tun.", schnurrte er und wieder breitete sich dieses gruselige Lächeln auf seinen Lippen aus.

Doch trotz seiner Worte, ging ich ein paar Schritte zurück. Nun richteten sich diese unmenschlichen Augen wieder auf Kellan, der dass alles mit misstrauischer Miene verfolgt hatte.

"Ich schenke euch eine Sehung. Vielleicht glaubt ihr mir dann", seufzte er, dann begann er ein paar Worte in einer seltsamen Sprache zu sprechen, bevor sich seine Augen plötzlich so weit nach oben drehten, dass lediglich das Weiße noch zu sehen war.

Wenige Wimpernschläge, erfüllte die dunkle Stimme dieses Wesens die Lichtung und seine Worte ließ mein Blut zu Eis werden.

"Die Sonne bringt den Tod in diesen Wald. Das Gras blutrot, der Himmel brennt. Nimmt euch vor der Schwärze in Acht. Denn sie wird euer Todesurteil sein.
Der Henker trägt pures Eis in den Augen.", mit einem Keuchen drehten sich seine Augen wieder auf normal und der ältere warf uns einen erschrockenen Blick zu.

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt