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Stirnrunzelnd starrte ich die Sterne über mir an. Seit Stunden saß ich nun hier oben und starrte in den nun dunklen Nachthimmel an dem sich hell eine Sternendecke ausbreitete.

"Wenn du die Sterne böse anstarrst, wird dir das bei deinen Problemen nicht helfen", brummte auf einmal eine dunkle Stimme. Erschrocken wirbelte ich herum und begegnet den leuchtend silbernen Augen von Ian, der mich abschätzig musterte.

Kaum merklich spannte ich mich an, wappnete mich innerlich gegen seine eisigen Blicke, die mir das Gefühl gaben mein Blut würde gefrieren. Doch stattdessen seufzte er und ließ sich neben mich aufs Dach fallen.

Leicht warf er mir einen warmen Blick zu. Einen der sein Gesicht wieder weich und jungenhaft aussehen ließ.

Man konnte nicht leugnen, wie verdammt gut Ian aussah. Langsam musterte ich ihn. Das helle Haar wirkte durch das daraufscheinende Mondlicht beinahe silbern und seine Augen erinnerten mich an den leuchtenden Mond über uns, der trotz seiner halben Form kraftvoll strahlte. Der markante Kiefer, der normalerweise in meiner Gegenwart immer angespannt mahlte, wirkte entspannt.

Als ich am Ende meiner Musterung wieder bei seinen Augen ankam, blieb ich hängen. Lange schauten wir uns an, nicht gewillt wegzuschauen. Leicht kribbelte meine Haut und mein Herz machte einen zarten, unregelmäßigen Satz.

Aber es war anders wie bei Cadan. Cadan entflammte meinem gesamten Körper mit nur einem Blick. Konnte allein mit seiner Nähe dafür sorgen, dass sich alle meine Sinne auf ihn konzentrierten und ich nichts und niemand anderen mehr wahr nahm. Das Band und die Gefühle zwischen uns waren ein flammendes Inferno das mich verbrannte ohne mich zu verletzen. Es war einzigartig. Übernatürlich. Fesselnd. Und unfassbar stark.

Die Gefühle die sich wie eine zarte Blüte gerade in meinem Inneren entfalteten waren... menschlich. Sanft. Leicht. Normal.

Verwirrt runzelte ich die Stirn. Und schüttelte dann ruppig den Kopf. Angespannt wandte ich meinen Blick wieder von Ian ab und betrachtete von neuem den Sternenhimmel.

"Ich hasse dich nicht", die Worte zerschnitten die Stille zwischen uns und verwundert drehte ich ihm meinen Kopf wieder zu. Doch Ian blickte stur in den dunklen Himmel über uns.

Überrascht von seinen Worten hob ich beide Augenbrauen und öffnete den Mund um etwas zu sagen als er mich unterbrach. "Ich bin unfassbar verletzt. Enttäuscht. Ich bekomme es nicht hin dir deine Flucht zu vergeben. Genauso wenig wie du Cadan verzeihen kannst.", er seufzte und drehte seinen Kopf bis seine ausdrucksstarken Augen Wieder auf meine trafen.

"Es wird lange dauern bis ich lerne dir zu vergeben aber ... egal, was ist. Ich würde trotzdem hinter dir stehen. Ich zweifle nicht an dir. Trotz der Wut die ich empfinde. Du bist klug und weißt was du tust aber ... verzeih ihm, Ro. Er zerbricht. Und mit ihm das Rudel. Das Rudel ist alles was ich noch habe, abgesehen von der Freundschaft zu deinem Bruder.", fuhr er fort und kniff die Augen leicht zusammen.

Aufgrund seiner Worte runzelte ich irritiert die Stirn. Er hatte doch...? Als hätte er meinen Blick gemerkt zuckte er zusammen und senkte seinen Kopf.

"Sie ist tot.", wieder entfloh ihm ein Seufzen und er fuhr sich wirsch durch das dichte Haar. "Abgesehen davon hat sie mich nie geliebt. Weißt du was ihre Worte waren als sie mich zu ihrem Gefährten erwählte und sich an mich Band? 'Liebe ist mir egal, alles was ich will ist das mein Gefährte, verdammt gut aussieht, klug und witzig ist und so weiter. Aber vor allem ersteres'. Indem Moment ist mir glaube ich jeglicher Gesichtsmuskel erschlafft.", kalt lachte er auf.

Erschrocken weiteten sich meine Augen. "Ich dachte man muss Gefühle füreinander haben um jemanden zu erwählen", meinte ich entsetzt und starrte meinen ehemaligen besten Freund an.

Wie er da saß, mit hängenden Kopf... Er war gebrochen.

Seufzend hob er wieder den Kopf und warf mir einen Blick zu indem sich blanker Schmerz spiegelte.

"Kannst du jetzt meine Abneigung verstehen? Erst haut meine beste Freundin ohne ein Wort ab und dann, als ich dachte neue Hoffnung mit meiner Gefährtin schöpfen zu können, erklärt sie mir dass sie mich nicht mal ansatzweise liebt und wird dann auch noch umgebracht. Von einem Jäger. Das ist hirnrissig. Wir sollten nicht einfach wie ein normaler Wolf durch einen Jäger sterben können", seine Stimme klang belegt und er schluckte hart, bevor er wieder zu mir schaute.

Vorsichtig rückte ich näher an ihn heran und legte sanft meinen Kopf auf seine Schulter. Zuerst spannte er sich spürbar an, doch dann entspannte er sich und legte seinen Kopf auf meinen ab.

"Er ist wegen dir hier. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als du einfach an deiner Mutter und ihm vorbei nach oben gerannt bist und dich den ganzen Abend nicht mehr blicken ließt", meinte er leise.

Ich seufzte.

"Ich will doch nur ein normales Leben und wenn ich ihn wähle, werde ich niemals ein normales Leben haben", erklärte ich vorsichtig.

"Du wirst nie ein normales Leben haben, Roux. Genauso wenig wie ich es je wieder haben werde. Sie hat mich gewandelt und damit muss ich jetzt leben. Für all das hat sie ihre Strafe bekommen und ich glaube auch Cadan hat genug gelitten.", flüsterte Ian und seine Worte trafen mich irgendwie. Ich wollte Cadan nie brechen, ich wollte nur ein normales Leben. Und trotz meines Wesens hatte ich es geschafft in London ein halbwegs als normal zu bezeichnendes Leben zu führen.

Plötzlich bewegte sich Ian und stand auf. Überrascht nahm ich meinen Kopf von seiner Schulter und schaute zu ihm hoch.

Wie er da auf dem Dach stand, der dunkle Nachthimmel hinter ihm und seine leuchtenden Augen auf mir. Es wirkte als wäre er ein Wesen aus einer anderen Welt.

Und als hätte unser Gespräch nie stattgefunden, wurde sein Blick wieder hart und kalt. "Geh zu ihm wenn du bereit bist, er ist unten und er wird auf dich warten, sowie er es immer tun wird", seine Stimme ließ mich frösteln und ich schlang meine Arme um meinen Körper obwohl die Nacht nicht mal ansatzweise kühl war. Mit einem tiefen, wütenden Knurren wandte er sich ab.

"Danke Ian. Ich weiß du kannst mir nicht verzeihen aber das du für diese Nacht... das du warst, bedeutet mir viel", stoppte ich ihn nochmal. Ich stand auf und wartete mit angehaltener Luft auf seine Anwtort. Sein breiter Rücken sichtlich angespannt. Doch dann passierte etwas unglaubliches.

Schneller als mein Gehirn es realisieren konnte, war er herum gewirbelt und stand wieder vor mir. So nah, dass unsere Lippen sich beinahe berührten.

"Ich ... Roux, ich...", Ian stoppte mitten im Satz und schüttelte den Kopf. "Vergiss es. Geh zu Cadan", und mit diesen Worten war er verschwunden.

Irritiert blickte ich ihm nach. Nicht sicher was hier gerade passiert war.

Was hatte Ian mir sagen wollen?

Pain of Wolves Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt