❧ Kapitel 67

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Taehyung PoV

Ich wusste nicht, womit ich diesen lodernden Schmerz in meiner Brust gleichsetzen könnte, ich fand dafür einfach keinen passenden Vergleich, nicht einmal die richtigen Worte um mein Gefühlschaos zu definieren. Ich war ungemein sauer, traurig, aber auch enttäuscht von ihm, denn ich fühlte mich belogen, genauso betrogen. Er hatte mich nicht betrogen, dessen war ich mir bewusst, aber es fühlte sich an, als wären wir seit letztem Mal keinen einzigen Schritt voran gekommen. Alles, was er mir gesagt hatte war offenbar eine Lüge, jede Hoffnung, die ich zu tragen wagte, verschwand immer mehr und ließ mich alleine zurück.

Ich wusste nicht einmal, was mich an dieser Situation so aus der Bahn warf. War es seine Lüge, oder war es der Fakt, dass er mich tatsächlich körperlich verletzt hatte? War es vielleicht sogar beides? Vermutlich, es war so überraschend für mich, er hatte mich zwar davor gewarnt, doch niemals wäre ich wirklich davon ausgegangen, dass er irgendwann einmal handgreiflich mir gegenüber werden würde. Es war nicht fest, vermutlich machten meine Gedanken, meine Emotionen den Schmerz einfach nur zehn Mal intensiver als er eigentlich war. Aber es schmerzte, nicht nur an meiner Wange, sondern auch in meinem Herzen. Was sollte ich tun?

Seufzend drehte ich mich einfach und blickte nun die kahle, schlichtgehaltene Wand vor mir an, als wären da drauf die nötigen Antworten zu finden, doch egal wie lang ich einfach nur sinnfrei darauf starrte, es tat sich nichts und aus meinem Gedankenwirr konnte ich keinerlei Antworten finden. Ich war maßlos überfordert, wusste nicht einmal, ob ich ihn denn bei mir haben wollen würde, oder ihn direkt wieder davonstoßen würde. Mein Herz würde bei zweiterer Option schreien, sich zusammenziehen, doch ich war der nicht ganz festen Überzeugung, dass ich mir nicht alles gefallen lassen musste und dass auch er merken musste, wenn er einen Fehler begangen hatte.

Ich konnte nicht immer nur der gute, nette und verständnisvolle Junge sein, nicht in dieser Situation, denn die hatte mich eindeutig zu sehr aus dem Ruder gerissen.
»Wieso bist du nur so, hm?«, nuschelte ich vor mich hin und biss mir kurz auf die Unterlippe, bis ich den zischenden Schmerz spürte und wieder von ihr abließ. Ich setzte mich einmal kurz auf und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, nichts hatte sich verändert und ich fühlte mich so, als wäre das hier der Ort, an dem ich mich in meiner Zeit hier größtenteils aufgehalten hätte. Aber es fühlte sich nicht nur so an, es entsprach der Wahrheit, denn seit ich hier war passierte ständig etwas, das mich und Jungkook wieder auseinander zog.

Er hatte Geheimnisse vor mir, vielleicht überreagierte ich auch und bildete mir nur was ein, vielleicht war das alles wirklich nur eine Illusion meinerseits und ich hatte ihn zu Unrecht verdächtigt. Aber es war so offensichtlich für mich, ich hatte es mit eigenen Worten gehört und dann die Erzählung von Jimin. Das alles konnte kein Zufall sein, die Verbindung dieser beiden Dinge lag doch quasi schon in der Luft und ich hatte einfach nur eine heiden Angst, dass Jungkook vielleicht im Inbegriff war, etwas zu tun, was er im Nachhinein bereuen könnte.

Nur um seine Gefühle für einen Moment zu stillen, das konnte er einfach nicht tun, es musste einen anderen Weg geben und vielleicht lag es an mir, diesen zu finden bevor er etwas unternehmen konnte. Oder aber begab ich mich selbst auf die Suche nach der Person, die Jungkook wohl offensichtlich so verabscheute. Aber was wäre, wenn ich diese Person finden würde? Sollte ich sie dann in Kenntnis darüber setzen, dass Jungkook auf der Suche nach ihr ist oder sollte ich einfach undercover herausfinden, um was für eine Person es sich dabei überhaupt handelte.

Aber wo sollte ich am besten anfangen? Vielleicht sollte ich einfach Jimin fragen, immerhin war der doch so ein Freak und konnte Dinge über alles und jeden herausfinden, vielleicht würde er ein paar Informationen springen lassen, wenn ich ihm die Umstände erzähle. Vielleicht sollte ich meine Vermutung und die kleinen Details aber weglassen, sonst wäre er der erste, der Jungkook an die Gurgel gehen würde und darauf konnte ich beim besten Willen verzichten. Nebenbei fühlte es sich so an, als würde ich den Mann, den ich als die Liebe meines Lebens betitelte, hintergehen wenn ich etwas hinter seinem Rücken unternehmen würde.

Vielleicht sollte ich mich auch gar nicht einmischen, es könnte gefährlich enden und ich würde in Dinge hineingezogen werden, mit denen ich im Nachhinein nichts zutun hatte. Es waren einfach Fragen, die in meinem Kopf herum schwirrten.
»Taehyung?«, vernahm ich plötzlich meinen Namen und das darauffolgende Klopfen an der Tür. Diese Stimme gehörte nicht Jungkook, dies musste ich nach meinem kurzen, hoffnungsvollen Aufschrecken bemerken und als die Person, die nach mir gerufen hatte, auch noch ohne meine Einverständnis die Türe öffnete, wurde mir auch bewusst, um wen es sich dabei handelte. Ich hatte vollkommen verdrängt, dass er auch noch im Hause war, doch nun stand er mit einem bemitleidenden Blick vor mir; Yugyeom.

Überrascht musterte ich ihn und zog fragend eine Augenbraue nach oben, mir war nicht klar, was ausgerechnet er in diesem Moment von mir wollen könnte. Doch tief im Inneren hatte ich die Vermutung, dass es mit Jungkook in Verbindung stehen musste und dass dieses Gespräch vielleicht etwas unangenehm werden würde.
Zunächst stand er einfach nur im Raum herum, setzte sich dann jedoch zu mir auf die Bettkante und schaute mich einfühlsam an. Die Tränen, welche ich hin und wieder beim Nachdenken vergossen hatte, wischte ich mir schnell aus dem Gesicht und setzte ein unsicheres Lächeln auf.

»Taehyung, ich weiß, dass Jungkook gerade ziemlichen Scheiß gebaut hat und mir ist auch bewusst, wie sehr dich das verletzen muss. Du solltest aber wissen, dass es nicht bedeutet, dass er dich hasst oder die Schnauze voll von dir hat. Jungkook ist ein... komplexer Mensch«, er hielt einen Moment inne und suchte in meinen Augen scheinbar nach Zustimmung, um fortfahren zu können und es schien, als wolle er sichergehen, dass ich in der Lage war mit ihm darüber zu reden.
»Jungkook ist jemand, der nie wirklich Liebe erfahren durfte, nicht von seinen Eltern und auch nicht von seiner damaligen großen Liebe, die Geschichte kennst du ja selbst. Er hat keine Ahnung, was er tun muss und ist mit manchen Situationen komplett überfordert. Normalerweise waren seine Leute immer bloß für Sex da, nicht für mehr aber weißt du was? Du bist nicht wie jeder andere. Als ich dich das erste Mal gesehen hatte, dich mit Jungkook zusammen, hatte ich schon so ein komisches Gefühl, dass etwas anders war als sonst. Ich hatte dich interessant genannt, weil ich neugierig war, in welche Richtung sich das Ganze zu entwickeln würde. Jungkook scheint es aber momentan ziemlich zu verbocken, habe ich das Gefühl und deshalb bin ich hier, um dir etwas klar zumachen, also hör mir gut zu«

Stumm lauschte ich seinen Worten und musste sagen, dass ich mich etwas an ihnen erfreuen konnte. Ich hatte nun das Gefühl, dass nicht mehr alles negativ enden musste.
»Jungkook erzählt ziemlich viel von dir, was alles so vorgefallen war, alles im Grunde. Das tut er normalerweise nie, wirklich kein einziges Mal hat er mit solch einem Leuchten in den Augen übet jemanden geredet. Außerdem hat er dich an seiner Geschichte teilhaben lassen und das muss etwas heißen. Was ich damit sagen will, ich glaube, dass er sich seiner Gefühle nur noch nicht bewusst ist, ich möchte hier keine falschen Hoffnungen machen, aber du bist ihm wirklich extrem wichtig. Er leidet unter der Situation genauso sehr wie du vermutlich und trotzdem, es gibt Dinge, in die solltest du dich nicht einmischen.«

Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit, scheinbar war ich ihm doch nicht so unwichtig wie gedacht, aber diese letzte Aussage ließ mich dann doch schmunzeln.
»Du sagtest, ich sollte mich nicht einmischen, also muss es wohl etwas schlimmes sein, von dem ich nichts mitbekommen sollte. Was ist es?«, ich wollte Wahrheiten wissen und ich hoffte, dass meine Vermutung sich hier nicht bestätigen würde.
Mein gegenüber seufzte einmal, »Ich dürfte dir das eigentlich nicht sagen, aber auch du verdienst einen Teil der Wahrheit. Jungkook sucht nach einer bestimmten Person, er ist auf Rache aus«, meine Hände begannen zu zittern, ich hatte ein sehr ungutes Gefühl bei dieser Sache und ich wollte diese Frage eigentlich nicht stellen, doch ich redete ohne groß nachzudenken.
»Wer ist es?«
»Es ist der Mörder von Jungkook's Eltern und seiner damaligen Freundin, die Person, die sein Leben hat zerstört.«

Mein Herzschlag erhöhte sich dermaßen, ich hatte also recht und gleichzeitig machte sich ein starkes Gefühl der Angst in mir breit. Ich musste ihn irgendwie aufhalten!

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