❧ Kapitel 61

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Taehyung PoV

Langsam versuchte ich meine trüben Augen zu öffnen, sie fühlten sich verklebt an, doch je mehr ich sie öffnete, desto mehr nahm ich die leichten Umrisse des Zimmers, welches von ein paar wenigen Sonnenstrahlen erhellt wurde, war. Ich rieb mir einmal über meine Augen, um dieses klebrige Gefühl schnell und grob loszuwerden, jedoch war mir auch bewusst, dass ich dafür eine Ladung Wasser benötigen würde. Es war ruhig in meiner Umgebung, jediglich mein Atem war vernehmbar und im selben Moment fiel mir wieder ein, was gestern so alles passiert war und dass Jungkook eigentlich neben mir liegen sollte. Jedoch reichte ein leichtes Schielen nach rechts um zu sehen, dass er das Zimmer wohl schon wieder verlassen hatte.

Ich streckte mich einmal giebig und gab ein lautes, müdes Seufzen von mir, ehe ich mich langsam erhob und kurz den Blick auf den Schrank vor mir fixierte. Wie spät war es denn? Suchend ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten, konnte anschließend auf dem Nachttisch eine Uhr entdecken, welche mir zeigte, dass es bereits 10 Uhr war und ich mich langsam mal aufrappeln sollte. Ein wenig motivierter rutschte ich an das Bettende und stellte mich aufrecht hin, ohne groß zu überlegen. Denn je mehr ich darüber nachdachte, desto länger hätte sich das in die Länge gezogen.

Mit langsamen, leisen Schritten tapste ich zu der Tür, welche mich aus diesem Raum bringen sollte. Meine Augen waren noch immer nicht komplett offen, tatsächlich war ich doch noch etwas müde, was aber auch daran liegen könnte, dass ich die letzten Tage nicht wirklich zum Schlaf kam, da meine nächtlichen Gedanken, die Angst und die Verzweiflung mich wach gehalten hatte. Alles in allem war es eine schreckliche Zeit für mich, für meinen Körper und auch für meine Seele, aber umso glücklicher war ich, dass eine Besserung in Sicht war.

Ich legte meine Hand an die Türklinge und umgriff diesen Griff anschließend, nur um ihn nach unten zu drücken und die Türe vor mir mit einem Ruck zu öffnen. Diese plötzliche Helligkeit ließ mich erstmal einen guten Schritt zurückweichen und ich hielt mir meine Arme schützend vor mein Gesicht. Es dauerte etwas, bis sich meine Augen an das grelle Licht gewohnt hatten, aber sobald es auszuhalten war, trappte ich zielgerichtet nach draußen und in Richtung Küche.
Je näher ich meinem Zielort kam, desto deutlicher waren Geräusche hörbar, welche etwa dem Klappern von zwei Tassen ähnelte. Ich runzelte kurz mit der Stirn, jedoch dachte ich mir nichts weiter dabei und ging einfach weiter.

Jedoch bereute ich diese Entscheidung dort angekommen sofort wieder, denn es schien, als wäre Jungkook nicht alleine und mein Auftreten in gammeligen Klamotten war da vermutlich nicht der beste Eindruck, zumindest, wenn ich mir ansah, wie der andere junge Herr einen feinen, vermutlich maßgeschneiderten Anzug trug. Skeptisch beobachtete ich ihn, jedoch wurde mir innerhalb kurzer Zeit bewusst, dass er mir ziemlich bekannt vorkam und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr bestätigte sich meine Vermutung.
»Oh, Taehyung! Guten Morgen«, kam es überrascht von Jungkook, welcher mich kurz von oben bis unten musterte und anschließend ein Lächeln aufsetzte.

»G-Guten Morgen...«, gab ich zögerlich von mir, da mir die Situation nach wie vor unangenehm war und ich am liebsten wieder in sein Zimmer rennen würde, um mir dort ein paar anständigere Klamotten zu schnappen.
»Kennst du mich noch? Wir sind uns schon einmal begegnet, Yugyeom, falls du dich erinnerst«, kam es nun von dem zweiten Mann und ich nickte kurz mit dem Kopf. Ich setzte ein Lächeln auf, jedoch fragte ich mich, was er nochmal hier machte. Mir fiel ein, dass Jungkook es gestern noch erwähnt hatte, doch ich war mir nicht sicher, ob er auch den Grund für seinen Besuch nannte.

»Ja, ich erinnere mich, schön dich wieder zusehen«, antwortete ich ihm, jedoch wurde mir erst später bewusst, dass ich ihn nicht gesiezt hatte. Aber er hatte es auch nicht getan, deshalb war ich der Meinung, dass es ihn nicht stören würde und ließ mir deshalb auch nichts anmerken. Er seufzte einmal amüsiert und widmete sich dem Kaffee, welchen Jungkook ihm an seinen Platz gestellt hatte. Ich schaute kurz zwischen den beiden hin und her, beschloss dann, mir Sachen aus meinem eigenen Zimmer oben zu schnappen.

Deshalb ging ich mit schnellen Schritten davon, in Richtung Treppe, welche ich angekommen fast schon nach oben hastete. Ich schnaufte einmal, das war vielleicht mal komisch, aber mehr unangenehm.
Vermutlich war er nun der Überzeugung, ich wäre ein Gammler und würde keinerlei Wert auf mein Äußeres legen, auch, wenn dem nicht so war. Aber so wie mich kannte, war mein Morgen-Look wieder einmal grandios und total ansehbar... um sich darüber kaputt zulachen.
Am meisten liebte ich meine zersauste Mähne, für welche ich manchmal gefühlte Ewigkeiten brauche, bis ich diese gebändigt bekam. Meine Haare und ich führten eine dieser Hassliebe-Beziehungen und wie ich das finden sollte, wusste ich bis heute noch nicht.

Planlos stand ich vor dem ordentlich eingeräumten Kleiderschrank, entschied mich dann aber für einem gewöhnlichen schwarzen Pullover, mit einer schwarzen skinny Jeans.
Schnell zog ich mich um und betrachtete mich halbwegs zufrieden im Spiegel, bis mein Blick eben auf meine Haare fiel, doch das sollte nicht mehr lange ein Problem sein, denn ich würde einfach eine Kappe aufsetzen, sodass man meine Haare gar nicht erst sehen konnte. Das war vermutlich die beste Lösung für mich, als auch für mein Umfeld, zumal ich heute ja in Planung hatte, nach draußen zu gehen.

Mein Handy lag noch immer auf der Kommode, an meinem Ladekabel angesteckt und war demnach komplett geladen. Zuerst entsperrte ich es und ging anschließend auf meine Kontakte, um dort meinen besten Freund, Jimin, zu suchen und diesen anzurufen. Immerhin musste ich ja fragen, ob er heute Zeit und Lust hatte, sich mit mir zu verabreden. Und da ich wusste, dass er ein Mensch war, der es gerne mal verpeilte, mir, oder anderen Menschen auf WhatsApp zu antworten, beschloss ich einfach den Anruf zu wählen, da er dort eigentlich immer dranging.

Wie erwartet ertönte seine Stimme auch nach kurzer Zeit des Anklopfens und ich begrüßte ihn zuerst fröhlich. Erleichtert erklärte er mir, dass er sich schon Sorgen um mich gemacht hatte und schon einen Einbruch geplant hatte. Ich musste lachen, so war Jimin eben.
»Weswegen ich aber anrufe, hast du Zeit und Lust dich heute mit mir zu treffen?«, fragte ich ihn, jedoch wurde mir im nächsten Moment bewusst, dass dies für ihn nicht einmal eine Frage war. Für mich ein klares ja, wir vereinbarten noch schnell einen Treffpunkt und würden uns an diesem in etwa einer dreiviertel Stunde treffen.
Glücklich steckte ich mein Handy in meine Hosentasche, ging mit schnellen Schritten nach unten, um Jungkook darüber zu informieren.

»Ich weiß es nicht, Yugyeom. Ich will diesen Kerl leiden sehen, er hat es verdient!«, hörte ich seine wütende Stimme sagen und blieb einen Moment stehen. Jedoch wurde ich von Yugyeom entdeckt, welcher einmal in meine Richtung nickte, sodass sich auch Jungkook umdrehte. Er winkte mich mit seinen Fingern zu sich heran, »Was gibt es, Baby?«, fragte er mich mit sanfter Stimme. Ich erklärte ihm, dass ich mich mit meinem besten Freund verabredet hatte und er nickte. Anschließend kramte er etwas aus seiner Hosentasche heraus und drückte es mir in die Hand.

Ich musste nicht lange überlegen um zu wissen, dass er mir da Geld gegeben hatte und ich wollte schon anfangen zu protestieren, da fing er schon an zu reden.
»Nimm es. Ich bin der Mann, ich verdiene das Geld, du bist mein Baby, Ende der Diskussion«, waren seine einzigen Worte. Empört pustete ich meine Backen auf und verschränkte meine Arme vor meinem Oberkörper, was ihn belustigt seufzen ließ und wieder winkte er mich an sich heran. Mit fragender Miene tat ich, was er von mir verlangte, nur dass er im nächsten Moment mein Gesicht zwischen seine Hände nahm und seine Lippen auf meinen platzierte.
»Liebe«, hörte ich Yugyeom amüsiert hauchen und begann kurz zu grinsen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein.

»Mach dir einen schönen Tag mit Jimin, bis später«, verabschiedete mich Jungkook, was ich kurz erwiderte und ihnen den Rücken zuwand. »Auf wiedersehen«, rief ich noch, ehe ich im Gang schnell in meine Schuhe schlüpfte und meine Hand an die Türklinge legte. »Und danke...!«, mit diesen Worten öffnete ich die Türe schnell und trat anschließend ins Freie.

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Do Re Mi

Fake Love メ Vkook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt