Getting to Know You

485 24 2
                                    

Getting to know you
Getting to know all about you
Getting to like you
Getting to hope you like me

"Getting to know you", Julie Andrews

Nach einigen Minuten unverfänglicher Plauderei stelle ich meinen leeren Cocktail ab und will gerade ansetzen, ihm zu sagen, dass ich jetzt wohl ins Bett muss, da kommt er mir auch schon zuvor

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Nach einigen Minuten unverfänglicher Plauderei stelle ich meinen leeren Cocktail ab und will gerade ansetzen, ihm zu sagen, dass ich jetzt wohl ins Bett muss, da kommt er mir auch schon zuvor.

„Du hast gesagt, du verträgst keinen Alkohol." Das war eine Feststellung, trotzdem nicke ich.

„Dann sollte ich dich jetzt wohl besser ins Bett bringen", stellt er weiter fest und beobachtet amüsiert, wie ich mich innerlich darauf vorbereite, noch einmal in einem Fahrstuhl mit ihm zu stehen. Ich weiß nicht genau, was er auf meinem Gesicht deutet, aber sein nächster Kommentar zeigt mir, dass er mich in diesem Zustand lesen kann wie ein offenes Buch.

„Keine Angst, ich gebe dir schon keinen Gute-Nacht-Kuss..." Natürlich muss ich wieder rot werden, und um es auf die Spitze zu treiben, fügt er noch hinzu „aber ich kann dich zudecken, wenn du das möchtest..."

Er grinst nur ein winziges bisschen anzüglich dabei und bewirkt mit seinem Blick außer einem Salto in meinem Magen auch, dass meine schlagfertige Seite mal wieder die Oberhand gewinnt.

„Da wäre mir ein Gute-Nacht-Lied aber schon lieber..."

Wenn er überrascht ist, dann zeigt er es nicht, sondern streckt mir nur eine Hand entgegen, um mir aus dem Sessel zu helfen (die ich gekonnt ignoriere; die Nähe zur Ohnmacht beim bevorstehenden Aufenthalt im Aufzug reicht schon aus, vielen Dank auch).

Zum Glück dauert die Fahrt in den 3. Stock nicht lange und wir verbringen sie mal wieder schweigend (und mit der nötigen Distanz um nicht endgültig das letzte bisschen Selbstachtung zu verlieren). Vor meiner Zimmertür angekommen, bleiben wir beide stehen, und ich bin mir nicht nur unschlüssig, wie es nun weitergehen soll, sondern kämpfe auch schon wieder mit einer aufkommenden Panik. Was, wenn er wirklich mit rein möchte? Ich habe das Zimmer vorhin in einem ziemlichen Chaos verlassen... Und was dann?

Stopp, Jasmin. Er ist verheiratet! Du sagst jetzt Gute Nacht und basta, ruft mich mein letztes bisschen Verstand zur Vernunft. Ich krame in meiner Tasche nach der Chipkarte und ziehe sie einen Augenblick später auch schon hervor. Ich will mich zu ihm umdrehen, um überrascht festzustellen, dass er direkt hinter mir steht. Und mit direkt meine ich, er ist schon wieder auf Ohnmachts-Distanz. Ich schnappe hörbar nach Luft und bringe zu meiner Ehrenrettung nur ein leises „Na dann.... Gute Nacht..." hervor. Er lächelt nur und fragt dann: „Sehen wir uns morgen beim Frühstück?"

Ich nicke, auch wenn mein Verstand in diesem Moment anmerken will, dass ich keine Ahnung habe, wann und wo es in diesem Hotel Frühstück gibt. Ich muss meinen Verstand gerade ignorieren; zu sehr bin ich damit beschäftigt, nicht die Kontrolle zu verlieren.

„Okay. Träum süß..." sagt er schon fast im Flüsterton, wirft mir einen letzten Blick zu und wendet sich seiner Zimmertüre zu. Hektisch ziehe ich meine Karte durch das Lesegerät um Sekunden später schnell die Tür hinter mir zu schließen. Geschafft! Ich bin einerseits erleichtert und froh, in meinem Hotelzimmer zu sein und den Abend ohne Ohnmachtsanfall, Heulkrampf und Liebesgeständnis hinter mich gebracht zu haben, auf der anderen Seite empfängt mich dieses Zimmer mit einer fast schon unheimlichen Stille. Der abrupte Wandel entlockt mir ein bedauerndes Seufzen; natürlich war es in seiner Anwesenheit hundertmal schöner als in diesem tristen, wenn auch eleganten, Hotelzimmer.

This one lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt