Vielleicht im nächsten Leben

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Es gibt viel zu erzählen und erleben
Es gibt viel zu verstehen und bewegen
Nicht gerade, nicht jedem, nicht bald, doch vielleicht irgendwann
Denn, so wie es gerade ist, fühlt es sich richtig an

„Vielleicht im nächsten Leben", Johannes Oerding


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Er ist mir so verdammt nah, sein Gesicht an meiner Schulter und sein Oberschenkel gegen meinen gepresst, und erst jetzt merke ich, dass ich gerade die Luft anhalte und ihn immer noch anstarre. Ich blicke schnell nach unten und versuche, Luft zu holen. Das Sofa dreht sich schon ein bisschen. Die Sekunden verstreichen, während ich ein einfaches Mantra praktiziere: Einatmen, ausatmen, nicht zur rechten Seite schauen. Meine Sicht wird wieder etwas klarer; ich muss mich jetzt definitiv zusammenreißen. Einerseits muss ich schnellstens etwas Abstand zwischen uns bringen, andererseits kann ich mich nicht bewegen, und bin mir ziemlich sicher, dass Aufstehen jetzt eine dumme Idee wäre, die vermutlich mit ein paar neuen blauen Flecken enden würde.

„Jasmin?", seine Stimme klingt nicht nur fragend, sondern fast ein wenig besorgt. Ich kann jetzt nicht aufsehen; seine Stimme so nah an meinem Ohr verursacht schon wieder ein Kribbeln in meinem ganzen Körper und ich drohe, den Kampf gegen die Ohnmacht doch noch zu verlieren. Zum Glück scheint er nun doch bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmt. Plötzlich steht er auf, und geht vor mir in die Hocke. Auch das noch! Ich zwinge mich, ihn nicht anzusehen, sondern starre weiterhin auf meinen gittarenbesetzten Schoß.

„Ist alles okay?"

Nun klingt er wirklich besorgt, und ich versuche vorsichtig, ob meine Stimme funktioniert, aber mehr als ein Krächzen kriege ich nicht raus.

„Oh Gott, ist dir nicht gut? Was kann ich tun?..." Er tut mir schon fast ein bisschen leid, und wenn ich nicht so damit beschäftigt wäre, meine Körperfunktionen zum Gehorchen zu bringen, würde ich über diese komische Situation lachen.

„Geh weg", bringe ich flüsternd über die Lippen.

Ich spüre, dass er aufsteht, und hebe vorsichtig den Blick. Mit besorgtem und leicht schockiertem Blick geht er mehrere Schritte rückwärts und setzt sich auf den gegenüberliegenden Sessel. Ich schaue schnell wieder weg, sehe mich suchend im Raum um und mein Blick bleibt an dem kleinen Tisch hängen, der neben einem der Sessel steht. Darauf liegt – fein säuberlich zusammengefaltet – mein Seidenschal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nun ein guter Moment gekommen wäre, um schnellstmöglich von hier zu verschwinden, da er mich mittlerweile zumindest für total komisch, wenn nicht für durchgeknallt halten muss und ich sowieso nicht mehr Herr meiner Gefühle zu werden scheine. Ich schaue auf meinen Schoß. Dort befindet sich unerklärlicherweise immer noch seine Gitarre, und meine linke Hand ist an ihrem Hals wie festgenagelt, während meine rechte zitternd auf den Saiten liegt. Ich schlucke einmal und beschließe, meiner Stimme noch eine Chance zu geben.

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