Ich lass jetzt los

287 18 4
                                    

Wenn es sowas wie Glück gibt, waren wir verdammt nah dran
Wie soll man vergessen, was man nie vergessen kann
Sag' meinem Herz mal, dass es das Beste für uns ist
Denn es hört nicht auf, die Stimme der Vernunft

"Ich lass jetzt los", Jeanette Biedermann


Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


...und entschuldige bitte den Saustall, ich fühle mich in letzter Zeit nicht immer in der Lage...", ich lasse den Satz in der Luft hängen, weil Moni schon belustigt schnaubt.

Also wirkli...", sie rollt mit den Augen.

Du woast genau dass i ned kemma bin um zum schaun ob bei dir aufgramd is, sondern weil I di auf andre Gedanga bringa mecht!", fügt sie dann hinzu und starrt mich gespielt böse an. Ich nicke pflichtbewusst. Gegen Monis strenge Blicke bin ich machtlos.

Während sie ihr Lager in unserem Gästezimmer in Beschlag nimmt, räume ich die Küche fertig auf (was wohl völlig umsonst sein wird, da Serena verkündet hat, für sich und Fabi zu kochen...) und werfe noch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Blass bin ich immer noch, stelle ich fest. Das kann auch eine Menge Mascara nicht vertuschen. In der Magengegend spüre ich heute mal wieder das altbekannte Ziehen, das mich wohl daran erinnern soll, dass ich was essen sollte. Ich versuche den Schmerz zu ignorieren. Wenn das in den nächsten Tagen nicht irgendwann mal besser wird, gehe ich zum Arzt, beschließe ich. Meine Mutter hatte mal eine chronische Magenschleimhautentzündung - was, wenn ich so was auch kriege?

Essen werde ich jedenfalls heute Abend - wenn man nach Monis Drohungen geht - noch genug. Ich wollte unbedingt ins Kino gehen und habe mich sogar beim Film durchsetzen können, aber dafür musste ich meiner besten Freundin versprechen, dass wir uns hinterher auf dem Augsburger Christkindlmarkt "durchfressen" (Zitat Moni) und mindestens 2 Glühwein trinken. Monis heimlicher Plan ist leicht zu durchschauen: Wenn ich erst mal angeheitert bin, kommen wir bestimmt dank Monis großer Klappe mit ein paar männlichen Individuen ins Gespräch, womit Moni ihr erklärtes Tagesziel - mir zu zeigen, dass es da draußen noch andere Männer gibt - auch schon erreicht hätte. Gegen meinen Willen muss ich nun doch lächeln. Was täte ich nur ohne Moni? Meine herzensgute, selbstsichere, diktatorisch angehauchte Seelenverwandte.

20 Minuten später machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle und starten mit bester Laune in unseren Mädelsabend. Während der Fahrt plappert Moni munter vor sich hin und erzählt mir die neuesten Neuigkeiten aus Niederbayern. Ich höre hauptsächlich zu, nicke hier und da, und versuche der Versuchung zu widerstehen, zum x-ten Mal an diesem Tag auf mein Handy zu schauen. Natürlich hat er sich nicht mehr gemeldet. Wieso sollte er auch? Ich hatte ihn ja gebeten, es nicht zu tun, und eigentlich wäre auch ich an der Reihe, ihm zu antworten, aber irgendwie kann ich nicht. Nicht nur, weil ich in meiner letzten Nachricht angekündigt hatte, ihm nicht mehr zu schreiben, sondern weil mir einfach nichts einfallen will, was ich schreiben könnte, das sich unverfänglich genug anhört. Wie lange muss man denn getrennt sein, um sich wieder "normal" schreiben zu dürfen? Ja, ich weiß, normal wäre das nicht, und es gibt Menschen, die behaupten, es gibt keine wirkliche Freundschaft zwischen Männern und Frauen. Na und? Die "Freundschaft", die wir davor hatten, war von meiner Seite aus auch alles andere als eine Freundschaft, und trotzdem würde ich sie mit Kusshand zurücknehmen. Alles würde ich gegen die momentane Situation eintauschen! Aber wie fängt man sowas an?

This one lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt