What do the lonely do at Christmas

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The children can play with their new toys
While their little hearts burst open with joy
And lovers can kiss beneath the mistletoes
The choirs can sing those glorious songs of old

But what is left, oh, for me to do
Now that it's Christmas and I don't have you

"What do the Lonely do at Christmas", The Emotions


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Weihnachten ist schön, wirklich. Und schrecklich.

Erst spät am Heiligen Abend, als Fabi endlich im Bett ist, drückt mir meine Mama den unscheinbaren Umschlag in die Hand, der wohl am Montag in der Post war und an mich adressiert ist. Nur Straße und Postleitzahl des Absenders lassen darauf schließen, dass ich es hier mit einem Weihnachtsgeschenk von ihm zu tun habe. Im Umschlag ist eine CD; völlig nackt, ohne Zettel oder Beschriftung. 3 Augenpaare verfolgen mich auf meinem Weg die Treppe hoch, ins Schlafzimmer, denn natürlich kann und will ich mir nicht anhören, was auf der CD ist, solange ich nicht alleine bin. Mit zitternden Händen öffne ich das etwas angestaubte CD-Fach meines Laptops und lege die Scheibe hinein.

Auf der CD ist nur eine einzige Musikdatei. Ich lehne mich gegen das Kopfteil des Bettes, stöpsle meine Kopfhörer ein, starte den Titel mit der Bezeichnung NoMatterWhat_unplugged.wav und schließe die Augen.

Ein Gitarrenakkord, dann seine Stimme.

I didn't plan to fall in love
But you just sort of let me in
Didn't mean to hurt you, no
My whole heart - is it not enough?

Es ist die Melodie, die er mir damals – vor einer halben Ewigkeit – bei sich zu Hause in seinem Kellerstudio vorgespielt hat, auf dem Klavier. Nur hat er das Klavier jetzt durch die Gitarre ersetzt, die Melodie durch seine Stimme. Es geht mir durch Mark und Bein, als er nun den Refrain singt, leise, fast schon verzweifelt.

No matter what I do
I'm still in love with you
No matter where I go
I always end up wanting you

Die zweite Strophe höre ich nicht mehr richtig, dafür habe ich die Musik nicht laut genug gestellt, und mein Schluchzen ist zu laut. Ich versuche mich zusammenzureißen, greife mir ein Taschentuch. Ich werde es doch wohl schaffen, dieses Lied zu hören?! Kurz erklingt nur die Gitarre, dann folgt die Bridge.

No way back, no regrets, just a memory
One kiss, one last hug, that's all that's left for me....



Nun liegt die CD auf meinem Nachttisch. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie mir noch mal anhören werde, auch wenn ich es gerne will. Manchmal, wenn ich daran denke, versuche ich wütend zu werden. Wütend auf ihn, weil er erfolgreich den Weihnachtsabend ruiniert hat. Weil ich hinterher bestimmt eine halbe Stunde in der Dunkelheit saß und versucht habe, mich wieder zu beruhigen. Weil wir alle relativ früh schlafen gegangen sind, nachdem ich dann mit verweinten Augen wieder ins Wohnzimmer gekommen bin und keine richtige Weihnachtsstimmung mehr aufkommen wollte. Aber ich schaffe es nicht, sauer zu sein.

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