Aydin

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Katias Sicht

Auf ein mal war die Angst vor Viktor wieder da, wobei ich wohl mehr Angst vor Aydin als vor Viktor hatte. "Sorry Kätzchen, ich wollte nicht so grob zu dir sein, aber ich habe meinen Ruf zu verlieren.", gab er zu und kratzte sich verlegen am Nacken. Ich nickte nur kurz, woraufhin er zu mir kam und mich in seine Arme zog. "Ich hab Angst...", murmelte ich gegen seine Brust und er strich mir sanft über den Rücken. "Ich weiß Kätzchen, deshalb möchte ich, dass du hier oben bleibst, solange er da ist.", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Er löste sich von mir und ging auf sein Nachtschränkchen zu, holte eine kleine Box heraus. "Hier, das ist für dich, als Zeitvertreib, falls irgendwas ist, schreib mir, meine Nummer ist eingespeichert und die Von Navikev auch, nur für den Fall, dass ich nicht reagiere. Ich werde abschließen, Aydin wird diesen Raum nur über meine Leiche betreten, okey?", erklärte er kurz und drückte mir die Box in die Hand. Es war ein kleines Smartphone. "Okey.", erwiderte ich leise und er war im Begriff zu gehen, drehte sich aber nochmal um. "Für den Fall, dass ich dich doch nach unten hole, spiel bitte einfach mit, so wie vorhin, glaub mir so wird es für uns beide leichter.", bat er und ich nickte nur. Ich wusste nun irgendwie genau, waum er so viel Angst davor hatte, mich in seiner Nähe zu lassen. Er verließ das Zimmer und schloss tatsächlich ab. Ich beschäftigte mich in der Zwischenzeit mit dem Handy, wobei ich nicht wirklich eine Ahnung davon hatte, wie ich dieses Ding bedienen sollte, schließlich hatte ich zum ersten mal eins in der Hand. Für andere in meinem Alter wäre das wohl unvorstellbar, für mich war es die pure Realität.

Viktors Sicht

Genervt ging ich nach unten. Es war nun schon das zweite mal an diesem Tag, dass ich bei etwas gestört wurde und langsam wurde ich wirklich sauer. Ich betrat das Wohnzimmer wo Aydin und Constantin es sich bei einem Glas Scotch auf der Couch bequem gemacht hatten und dem Smalltalk anheim gefallen waren. Ich bediente mich ebenfalls am Scotch, es war ja meiner und gesellte mich zu ihnen. "Na hast du die Kleine gezüchtigt?", fragte Aydin etwas zu schadenfroh und ich sah ihn lächelnd an, "Das werde ich, wenn dieses Treffen hier morgen vorbei ist, ich will mir doch meine gute Laune nicht mit solchen Banalitäten versauen.". "Also ich hab immer gute Laune wenn ich eins meiner Mädchen bestrafen kann und sie vor Schmerz und Angst um Gnade winseln.", gab er amüsiert zurück und ich lachte. "Glaub mir, die hab ich normalerweise auch, aber ich will meinen Gast ja nicht unnötig warten lassen.", ich hatte keine Lust mit ihm über sowas zu reden, zumindest jetzt nicht, also wechselte ich das Thema, "Wie kommts denn, dass du schon so zeitig hier bist?" "Ich hatte hier geschäftlich zu tun und bevor ich mir irgendein Hotel suche dachte ich mir, ich könnte ja auch gleich vorbeikommen und schauen, wie es bei euch so läuft." "Alles klar, läuft wie du siehst zur Zeit eigentlich gut, abgesehen von der Lapalie von eben. Constantin hat sich hier zur Zeit einquartiert, der Arbeit halber.", Aydin musste nicht wissen, weshalb Constantin wirklich hier war. "Jup, hab ja zur Zeit keine Frau im Haus, da passt das schon.", bestätigte er und Aydin begann zu lachen. "Apropos Frauen... Wieso ist Katarina nicht bei uns, wenn sie deine Strafe sowieso erst übermorgen erhält?", ich wusste, dass diese Frage früher oder später kommen würde, "Sie soll sich eine spruchreife Entschuldigung einfallen lassen, hab ihr gesagt, dass sie damit die Chance auf Strafmilderung hat, was aber nicht sonderlich ernst gemeint war. So blamiert hat sie mich schon lange nicht mehr, das erste und letzte mal war, als Constantin hier aufgekreuzt ist und die beiden sich das erste Mal seit ihrer Zeit bei ihm wiedergesehen hatten.", ich fuhr mir frustiert durch die Haare, das Schauspiel lag mir schon immer, ich konnte lügen wie es im Buche stand, trotzdem gefiel es mir nicht wirklich. "Und du bist echt der Meinung, dass das etwas bringt? Lass sie doch einfach mal ne Weile bei mir und ich zeig ihr wo der Hase lang läuft.", gab er grinsend zurück und ich sah ihn ungläubig an, "Aydin ich weiß deine Hilfe zu schätzen aber ich glaube das ist etwas, was ich mit ihr alleine regeln sollte.", gab ich etwas mürrisch zurück und sah wie das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand. "Du traust mir immer noch nicht, oder? Man es tut mir wirklich leid was damals passiert ist und das hab ich dir schon zehntausend mal gesagt.", gab er angepisst zurück und stand auf. "Wenn ich wieder gehen soll, dann sag es einfach." "Nein setz dich bitte wieder. Ich geh sie holen...", ich wusste, dass er nur darauf hinaus war und mir blieb leider nichts anderes übrig. Ich stellte das Glas auf den Couchtisch und ging erneut nach oben. Ich schloss die Tür auf und fand zu meiner Verwunderung niemanden vor. Weit weg konnte sie nicht sein, auch wenn ich ihr einen Sprung aus dem zweiten Stock zugetraut hätte aber einen Grund dafür gab es nicht, noch nicht wie sich herausstellen sollte. Ich ging also auf die Tür des angrenzenden Badezimmers zu und öffnete diese leise. Katia hatte mich noch nicht bemerkt, sie stand halbnackt vor dem Spiegel, welcher über dem Waschbecken hing und war vertieft darin sich zu betrachten. Immer wieder fuhr sie mit leichten Bewegungen die über geblieben Narben nach die unter anderem ich auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Ihr Blick war beinahe leer, erst bei genauem Betrachten erkannte man den Funken von Trauer. Ich näherte mich ihr langsam und sie zuckte panisch zusammen als ich ihr sanft über die Schulter strich. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel und ich wusste was sie am liebsten gesagt hätte. "Hör auf dir so viele Gedanken zu machen, du bist immer noch wunderschön, die Narben ändern nichts daran.".

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