Happily ever after?

1.4K 54 18
                                    


Katias Sicht

Wir hatten uns letztlich für die Waldoption entschieden. Ob es menschlich war jemanden so hinzurichten? Es war mir egal, er hatte es mehr als nur verdient. Schon früh bei Zeiten standen wir auf, Viktor hatte mich mehrmals gefragt, ob ich mir das wirklich ansehen wollte und jedes mal hatte ich ihm gesagt, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Aydin befand sich erneut im Kofferraum und nach 1 1/2 Stunden Fahrt hatten wir einen Platz gefunden, fernab von Viktors Grundstück und jeglicher Zivilisation, hier würde alles Enden, die Szenarie war nahezu perfekt. Die Stille, die alles friedlich erscheinen ließ, die Sonne, die leicht durch die hohen Baumwipfel herinbrach und das immer noch frische Grün des Waldes. Es war eine so trügerisch schöne Atmosphäre, dass sie fast schon zu schade für seinen Tod war. Sie holten Aydin aus dem Kofferraum und ketteten ihn an einer der vielen Buchen fest, die Hände auf dem Rücken mit Handschellen befestigt, die Fußgelenke zusammengeschnürt mit einem kräftigen Seil. An seiner Kleidung haftete Blut, ebenso in seinem Gesicht. Auch mir war es zu Teil geworden ihm den ein oder anderen Schlag zu verpassen. Wir standen im Halbkreis um ihn herum, Viktor hielt mich fest in seinen Armen, während ich mit eiskaltem Blick auf den um Gnade flehenden Aydin herab sah. Er wirkte auf einmal nicht mehr bedrohlich, sondern einfach nur noch wie ein Häufchen Elend, das stand ihm irgendwie besser. "Ein paar letzte Worte?", fragte Zac mit eiskalter Mine und Aydin starrte verheult in die Runde. "Das könnt ihr doch nicht machen! Es tut mir leid, was ich Katarina angetan hab, wirklich! Bitte lasst mich hier nicht zurück!", bettelte er und ich löste mich unter Protest seinerseits aus Viktors Armen und ging vor Aydin in die Knie sah ihn ausdruckslos an, bevor ich begann mit ihm zu sprechen. "Hast du aufgehört, als ich dich darum gebeten habe? Hast du jemals aufgehört, wenn dich jemand darum gebeten hat? Wieso sollte es dir besser ergehen als all den Anderen denen du Leid zugefügt hast? Das hier,", dabei zeigte ich auf ihn, ", ist das was man verdient, wenn man nicht weiß, wann Schluss ist. Du hast mir weh getan und ich hoffe, dass dir das hier genau so weh tun wird.", damit stand ich auf und ging zurück zum Wagen. Ich hörte einen Schuss und danach nur noch Stille. Oh welch sanfte Stille. Ich empfand kein Mitleid für ihn und auch in den Jahren danach habe ich nie etwas anderes als Genugtuung gespürt, wenn ich an diesen Moment zurück dachte. Viktor und die Anderen stiegen ebenfalls in den Wagen und wir fuhren zurück nach Hause. Ja es war nun auch mein Zuhause, trotz allem, was passiert war, sah ich es genau als dieses. Vielleicht hatte ich durch all diese Qualen gehen müssen um am Ende belohnt zu werden. Viktor hatte mir weh getan, aber Wunden heilen mit der Zeit und für mich war es Zeit nach vorn zu sehen. Zuhause angekommen, setzten wir uns gemeinsam ins Wohnzimmer, Viktor öffnete eine Flasche Whyskey und es war, als wäre nie etwas passiert. Erst Wochen später wurde über den Fund einer Leiche berichtet, ein Wanderer hatte sie gefunden, man identifizierte sie als Aydin, zu erkennen war er nicht mehr, die Tiere und die Witterung hatten ihr Bestes getan. Der Mord war nicht zu uns zurück zu verfolgen und als man uns benachrichtigte waren wir mit einem Mal die besten Schauspieler der Welt. Wir waren betroffen und bekundeten unser Beileid an diejenigen, die seine Familie ausmachten, was genau genommen nur eine entfernte Cousine war. Zac und Dante hatten gemeinsam die Mädchen befreit, die er gefangen gehalten hatte, ich wusste, welches Schicksal ihnen bevorstand aber es war nicht meine Aufgabe mich um sie zu kümmern. Viktor zog mit mir in ein kleineres Haus in der Nähe seiner Firma, aber immer noch fern genug von der Stadt und auch Constantin gab sein Haus auf. Er wohnte nun etwa 20 Minuten zu Fuß von uns entfernt. Nachdem wir umgezogen waren hatte Viktor aufgehört sich in illegale Machenschaften einzumischen, die Firma, so sagte er, reiche ihm als Unterhaltsquelle und er wolle unsere Familie nicht in den Abgrund reißen. Seit Aydins Tod und dem Umzug sind fünf Jahre vergangen, fünf wundervolle Jahre, voller Glück und Harmonie, zumindest meistens. Zwei Jahre nach dem Umzug hatten Viktor und ich geheiratet, ich hatte die Hormonspritze abgesetzt und ein Jahr später erblickte Joshua das Licht der Welt. Ihm folgte vor einem halben Jahr seine Schwester June. Und wenn ich mir beide heute ansehe, bin ich dankbar für jeden Augenblick meiner Vergangenheit, denn ich weiß, wenn es nicht alles genau so gewesen wäre, wie es war, hätte ich die beiden niemals kennengelernt.

_______________________Ende?________________________

Broken WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt