Fragile

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Voices in the light, shadows in the dark

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Katias Sicht

Ich wachte auf und realisierte, dass das eben ein Traum gewesen war. Ich begann zu weinen, da ich tatsächlich die Hoffnung hatte, gestorben zu sein. Ich sah zu Viktor, der seelenruhig schlief und fragte mich, was mich bei ihm wohl noch erwarten würde. Wahrscheinlich nichts Gutes. Ich setzte mich auf und strich mir die Tränen von den Wangen. Es war mir unmöglich, jetzt noch einmal einzuschlafen, also beschloss ich, mich ins Badezimmer zu begeben und mir das Gesicht nur kurz mit kaltem Wasser ab zu waschen um halbwegs wieder auf klare Gedanken zu kommen. Ich schaltete leise das Licht ein und lehnte die Tür an, damit ich noch mitbekam, wenn er aufwachen sollte. Ich ging mit gesenktem Blick auf das Waschbecken zu und sah kurz in den großen Spiegel. Ich blieb geschockt stehen, meine Wangen waren blau, mein Hals trug ebenfalls Blutergüsse, die den Abdruck von Viktors Fingern spiegelten. Mein Blick glitt zu meinem nackten Körper, der stellenweise getrocknetes verschmiertes Blut trug. Erst jetzt beachtete ich den Verband um meinen rechten Unterarm genauer, da ich mich nicht daran erinnern konnte, dass er da etwas gemacht hatte. Panisch begann ich ihn von meinem Arm ab zu wickeln und betrachtete geschockt die langsam heilenden Wunden. 'Viktor' stand in roten blutigen Strichen auf meinem Arm geschrieben. Ich wandte weinend den Blick ab und musterte auch noch den Rest meines Körpers. Mehrere Blutergüsse an Armen und Beinen, Kratzer und ein paar graue Augen, die das ganze leblos betrachteten. Ich musste mich am Waschbecken abstützen um nicht in die Knie zu gehen. Ich unterdrückte jedes Schluchzen, ich wollte Viktor nicht wecken und ihn wütend machen. Ich biss mir so stark auf die Lippe, dass ich kurz darauf frisches Blut schmecken konnte. Ich stellte das kalte Wasser so schwach wie möglich um möglichst wenig Lärm zu erzeugen an aber auch stark genug um mich damit zu waschen. Vorsichtig spritze ich mir das Wasser ins Gesicht und es mischte sich mit meinen Tränen, welche unaufhörlich flossen. Plötzlich hörte ich ein Räuspern hinter mir und drehte mich geschockt um, Viktor stand in Jogghinghose und Oberkörperfrei mit verschränkten Armen im Türrahmen gelehnt und musterte mich argwöhnisch. "Warum bist du nicht im Bett, bei mir, wo du hingehörst?", fragte er genervt, "Ich konnte nicht mehr schlafen...", murmelte ich leise und senkte den Blick. Ich hörte wie er auf mich zu kam, langsam, wie ein Raubtier und ich war seine Beute. Er griff nach meinem rechten Handgelenk und sah sich voller Stolz meinen Unterarm an, "Sieht gut aus, nicht wahr?", fragte er neckisch und irgendwie auch selbstlobend. Ich schwieg, sah ihn keine Sekunde lang an. "Ich habe dich etwas gefragt, du hast verdammt nochmal zu antworten Katia!", raunte er mir ernst zu und zog mich am Handgelenk näher zu sich. "Es sieht gut aus, hab ich recht?", widerholte er seine Frage aber ich schüttelte nur den Kopf. Er zog scharf die Luft ein und atmete genervt wieder aus, "Ab.Ins.Bett.", presste er hervor und ich sah, wie er seine Muskeln komplett anspannte. Ich beeilte mich zurück ins Zimmer zu kommen und hörte hinter mir, wie die Badtür geschlossen wurde. Ich drehte mich daraufhin um, um zu sehen ob er noch hinter mir war, doch scheinbar war er im Bad geblieben. Ich sah zum Bett und dann zur Tür. Ich hatte die Wahl, mich zu fügen oder zu versuchen mich vor ihm zu verstecken. Ich entschloss mich für letzteres und lief schnell und leise zur Tür. Ich öffnete sie und war erleichtert, dass sie nicht abgeschlossen war. Ich trat hinaus auf den Flur und begann zu rennen, den Gang hinunter zur Treppe, die Treppe hinab in die Eingangshalle. Ich spürte kaum die Schmerzen die ich eigentlich hatte, da ich ein Hochgefühl durch das Adrenalin, das meinen Körper durchströmte, hatte. Statt das Haus durch die Eingangstür zu verlassen, suchte ich das Zimmer in welchem Viktor und Constantin waren als ich versuchte durch den Garten zu entkommen, ich konnte nicht ohne Kleidung versuchen zu fliehen. Ich öffnete sie und betrat einen Raum, der scheinbar nur für Geschäftstreffen und allgemein geschäftliches gedacht war. "Katia, komm sofort zurück!", hörte ich Viktors wütende Stimme durch die Eingangshalle. Das Adrenalin wurde durch Panik ersetzt und erschwerte mir das Denken. Ich schloss die Tür und lehnte mich gegen die Wand neben ihr, ich lauschte. Seine Schritte kamen dem Arbeitszimmer immer näher und ich presste meine Hand auf meinen Mund um mein Keuchen zu verdecken. Vor der Tür blieb er stehen. "Komm raus oder du erlebst den morgigen Tag nicht mehr Katia. Ich meine es ernst.", und ob er es ernst meinte, er war sauer. Ich haderte mit mir selbst, denn auch wenn ich raus kommen würde, würde er mir wieder nur weh tun. "Katia du hast genau fünf Sekunden, wenn ich dich selber aus meinem Arbeitszimmer holen muss, wird das schwere Konsequenzen für dich haben.", raunte er durch die Tür, wobei mir sein Unterton Schauer über den Rücken laufen lies und ich unweigerlich an den Keller denken musste. "Fünf...", ich legte meine Hand auf den Türgriff, "Vier...", ich zitterte und rang mit mir selbst, auf der einen Seite wollte ich leben auf der anderen Seite wollte ich nicht mit ihm leben, "Drei...", seine Stimme wurde immer aggressiver, "Zwei...", tränenüberströmt öffnete ich vorsichtig die Tür und hatte im nächsten Moment auch schon Viktors Hände um meinen Hals und rang nach Luft. "Was denkst du dir nur jedes Mal dabei?! Hast du in den letzten Tagen nichts dazu gelernt?!", schrie er mich an und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich schon länger hier war als ich zu glauben vermochte, es hatte sich für mich angefühlt wie ein Tag in der Hölle dabei waren es schon mindestens zwei Wochen. "Warum fällt es dir so schwer, ein mal zu gehorchen, wenn ich dir etwas sage?! Du solltest lediglich wieder ins Bett gehen, muss ich dich jetzt wirklich jedes Mal am Bett fesseln damit du nicht gleich wieder versuchst abzuhauen?!", er wurde immer lauter und ich begriff, dass er recht hatte, denn ich tat es immer wieder. Ich sah ihm in die Augen "Es...tut mir...wirklich....l-leid!", presste ich nach Luft ringend hervor, da er mich immer noch würgte. Ich drohte schon fast zu ersticken als er mich plötzlich los lies und ich zu Boden fiel. Ich lag japsend und keuchend zusammengerollt auf dem Boden und versuchte mich zu beruhigen.

Broken WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt