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Valencia 1708

Wie fühlt es sich an eine große Schwester zu sein? Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass es ein tolles Gefühl ist. Ich bin stolz eine so süße kleine Schwester zu haben.
Wenn ich mit ihr spiele und sie zum Lachen bringe, muss ich wegen ihrem Kichern immer breiter grinsen. Babys sind so süß, dass sie einfach jeden zum Lächeln bringen können.

Andererseits können sie mehr als anstrengend sein.
Nachts bin ich am Anfang sehr oft wach geworden, weil sie geschrien hat. Oder die Tatsache, dass sie sich in ihre Windeltücher machen - mannoman, für ein Mädchen kann sie heftige Ladungen rausschießen, da gehe ich freiwillig raus zum spielen, bis sie wieder sauber riecht.
Nicht, dass ich nicht gerne draußen bin, vor allem mit Roxy bin ich die meiste Zeit draußen, wenn sie sich nicht um ihre Mutter kümmern muss.
Aber sobald diese Geruchswolke ankommt bin ich schneller draußen als mein Vater meinen Namen rufen kann.

Und seitdem Valeria laufen kann sind unsere Eltern noch mehr gestresst, weil sie ihnen gerne wegrennt. Zum Glück zu mir in den meisten Fällen, aber wenn nicht, dann versteckt sie sich sehr gerne vor ihnen, bis sie sie wegen ihrem Lachen finden.
Wie gesagt, meistens ist sie ein totaler Engel...bis auf die paar Ausnahmen.
„Sophia."

Wenn man grade davon spricht...

„Ja Vater?", rufe ich aus meinem Zimmer, an welchem ich in der offenen Tür stehe.
„Kannst du mit deiner Schwester raus an die frische Luft gehen? Sie ist wieder so aufgedreht und deine Mutter braucht eine Pause."
„Okay."
Ich ziehe mir etwas über und laufe die Treppen runter, wo mein Vater mit meiner Schwester auf den Armen bereits auf mich wartet.
Als Valeria mich sieht streckt sie schon ihre Arme nach mir aus und mein Vater lässt sie runter, damit sie zu mir laufen kann.

„Na, hast du Lust raus zu gehen?", frage ich sie mit hoher Stimme, worauf sie in ihre Hände klatscht und laut „JAAA!", ruft.
Amüsiert beobachtet uns Vater, als ich sie und mich anziehe und dann ihre Hand nehme, um vorsichtig nach draußen zu laufen.
Immerhin kann das noch sehr anstrengend für sie sein und ich soll immer Rücksicht auf sie nehmen, da ich die Ältere bin.

Stets auf Valeria achtend laufe ich mit ihr die Straßen entlang Richtung Hafen. Ich habe dort einen geheimen Platz, an dem man sich hinsetzen und in Ruhe auf das Meer schauen kann.
Die Hafenarbeiter mögen es eigentlich nicht, wenn Kinder in der Nähe sind, deswegen auch der geheime Platz.
Valeria's Kichern ist zum Glück nicht so laut, dass wir, ohne bemerkt zu werden, ankommen.
Vorsichtig setze ich mich mit ihr hin und zeige auf das Wasser.
„Schau mal da, da sind Fische."
Gespannt folgt sie meinem Finger und beobachtet die Tiere, die umher schwimmen.

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Wir bleiben eine Weile hier und beobachten die Tiere im Wasser, bis ich höre, wie Stimmen näher kommen.
Ich nehme schnell ihre Hand und ziehe sie hinter mir her, schlängle mich durch die Gassen, bis wir letztendlich wieder zuhause ankommen.

„Wir sind wieder zuhause.", rufe ich hinein und schon kommt meine Mutter aus der Küche.
„Das passt perfekt, das Essen ist gleich fertig. Kannst du deinen Vater holen, während ich mich um deine Schwester kümmere?"
Nickend lasse ich Valeria los und laufe die Treppen hoch zu dem Büro meines Vaters, dessen Tür offen steht.
„Vater, es gibt gleich Essen."
Er sieht von seinem Tisch hoch und lächelt mich an.
„Ich komme gleich Prinzessin."

Kurz nachdem ich in der Küche auf meinem Platz sitze kommt er und wir können anfangen zu essen.
„Was habt ihr denn so Schönes gemacht Sophia?", fragt er mich und sieht abwartend zu mir.
„Ich hab Valeria die Fische am Hafen gezeigt."
„Du weißt, dass ihr da nicht rumtollen sollt.", will mich meine Mutter schon schimpfen, doch mein Vater legt ihr beruhigend seine Hand auf ihre.
„Lass sie ruhig. Sophia ist ein großes Mädchen und passt gut auf ihre Schwester auf, hab ich recht?"

Schnell nicke ich, bevor ich den nächsten Löffel in den Mund schiebe. Valeria hat sich mit dem Essen etwas beschmiert und meckert nun rum, was uns alle zum Lachen bringt.
„Ich mache sie sauber.", sage ich pflichtbewusst und nehme meine kleine Schwester auf dem Arm, trage sie in das Badezimmer, wo ich einen Lappen nehme und versuche sie sauber zu machen.
„Du musst jetzt ganz still sein okay?", frage ich sie eindringlich und sie sieht mich einfach stumm an.
Trotzdem kann sie nicht ganz still bleiben, worauf ich nichts sage. Wie kann man auch erwarten, dass eine Zweijährige ruhig sein kann.
Wetten, dass ich damals nicht besser gewesen bin?

Als ich mit ihr wieder in der Küche stehe ist der Tisch bereits sauber und meine Eltern nicht mehr da. Ich finde sie im Wohnzimmer, wo sie sich angeregt unterhalten.
„Manuel du musst sie härter erziehen. Wie soll sie später einen Mann bekommen, wenn sie einem auf der Nase runtanzt und nicht das tut, was man ihr sagt?"
„Wenn es dir nicht aufgefallen ist, Sophia hört auf meine Worte. Und ich bin froh, wenn sie eine unabhängige Frau sein kann, auch wenn sich das normal nicht so gehört. Und wir wissen beide, dass du mal genauso gewesen bist."

Da ich mir das nicht weiter anhören will nehme ich Valeria's kleine Hand und ziehe sie zu mir in mein Zimmer.

Es ist nicht so, dass ich nie bemerkt hätte, dass Vater mich mehr liebt als es Mutter tut. Doch je älter ich werde desto mehr denke ich, dass ich ihr ein Dorn im Auge bin, was sie so früh wie möglich an einen Mann weggeben will.

In meinem Zimmer schließe ich die Tür und setze mich mit ihr auf mein Bett, wo sie sich sofort hinlegt.
Seufzend lasse ich mich auch aufs Bett fallen und starre auf die Decke.
„Manchmal wünschte ich mir Mama würde mich so ansehen wie dich.", flüstere ich und kann nicht verhindern, dass meine Augen ein Tränenschleier benetzt.

„Dich nimmt sie gerne in die Arme. Sie sagt dir, dass sie dich lieb hat. Und bei mir? Sie schiebt mich immer zu Vater ab. Manchmal...ich möchte doch nur, dass Mutter mich auch so lieb hat wie dich."

Eine Träne schleicht sich aus meinem Augenwinkel und läuft über meine Wange zu meinem Hals.
Plötzlich merke ich, wie Valeria meine Hand nimmt, als ob sie merkt, dass es mir nicht gut geht.

Mit einem kleinen Lächeln drehe ich meinen Kopf zu ihr, wo sie mich mit ihren Kulleraugen ansieht.
„Ich hab dich lieb kleine Schwester." Mit den Worten ziehe ich ihren Körper zu mir, worauf sie sich an mich kuschelt und ich mit ihrem Geruch in meiner Nase ruhig einschlafen kann.

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Bloody SeductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt