Ich zähle die Tage, bis wir endlich an Land kommen und ich ein für alle Mal diesem Mann und diesem Schiff Lebewohl sage. Wird es mir leicht fallen? Es wird vermutlich das Schwerste und Erleichterndste sein, was ich tun werde. Nicht nur er, sondern auch die anderen Männer auf diesem Schiff. Sie alle haben zu meiner Familie gehört, was mir einmal mehr bewusst geworden ist. Sie haben mich mit offenen Armen empfangen, mir kein einziges Mal das Gefühl gegeben nicht mehr zu ihnen zu gehören und genau das wird es sein, was mir den Abschied umso schmerzhafter werden lässt.
Vor allem zu Smith habe ich eine stärkere Bindung aufgebaut. Schon damals habe ich mich vor allem mit ihm und Joe gut verstanden, doch jetzt habe ich das Gefühl eine engere Freundschaft zu ihm aufgebaut zu haben. Nun kann ich umso mehr verstehen, weshalb Valeria so viel Zeit mit dem bekannten Brummbär verbracht hat, welcher eigentlich ein sehr gesprächiger Mann sein kann, wenn man nur mehr Zeit mit ihm verbringt. Und das habe ich genügend dadurch, dass ich mich für die Zeit auf der Black Hell in seinem Bereich befinde.
Es ist komisch - auf jenem Schiff zu sein, welches damals mein Zuhause gewesen ist und gleichzeitig das Gefühl zu haben kein Teil mehr davon zu sein. Ich kann nur hoffen, dass ich, sobald ich dieses Schiff verlasse, irgendwie mit alledem abschließen kann. Ich muss es einfach.
Auf dem Weg zur Küche höre ich wie jemand auf Smith's Klavier zu spielen scheint. Da ich diesen jedoch eben noch an Deck erblickt habe und so sicher bin, dass nicht er es ist, welcher diese Melodie spielt, lasse ich mich von meiner Neugierde zur Kajüte führen. Je näher ich dieser komme, desto mehr spüre ich den Knoten in meinem Bauch. Und auch meine Finger zögern einen Moment die Türe zu öffnen, als ob sie wissen, was mich hinter dieser erwarten wird.
Dennoch drücke ich die Klinke langsam hinunter, wodurch die Klänge lauter werden und so die traurige Melodie deutlicher wird. Meine Augen finden seine Statur, wie sie leicht eingesackt vor dem Klavier sitzt und seine Finger über die Tasten schweben. Ich kenne diesen Anblick - habe ich ihm damals unzählige Male dabei beobachtet wie er mir etwas auf dem Klavier vorgespielt hat. Wie er mir selbst das Klavier spielen beigebracht hat. Unser Lachen, unser Lächeln. All die Gefühle schlagen auf mich ein und nehmen mir die Luft zu atmen.
Es wäre besser zu gehen. Ihn allein zu lassen und mir selbst diese Qual nicht anzutun. Uns beiden. Und doch laufe ich langsam auf ihn zu, sehe seinen geschlossenen Lider, während Tränen seine Wangen entlang laufen. So viel Schmerz steckt in dieser Melodie, so viel Qual und gleichzeitig so viel mehr. Ich weiß nicht warum ich es tue, wieso sich meine Arme um ihn legen und mein Haar um uns fällt wie eine schützende Decke. Und ich nehme es ihm nicht einmal übel, dass sich sein Körper unter der plötzlichen Berührung anspannt. In dem Moment, als sich seine Muskeln entspannen und er sich meiner Umarmung entgegen lehnt, seine stummen Tränen auf meine Haut tropfen, weiß ich nur, dass es trotz allem, was passiert gibt, immer etwas geben wird, was uns verbindet und dessen wir uns nicht entziehen können, egal wie sehr wie uns gegenseitig verletzen.
Eine Weile ist es still, bis seine Worte mich in die Realität zurückholen. "Lass mich bitte los Sophia. Ich kann das nicht." Der Klang seiner gebrochenen Stimme ist wie ein Stich und ich ziehe meine Arme weg. Es war ein Fehler einfach hierher zu kommen. "Entschuldige ...", flüstere ich mit belegter Stimme und laufe einige Schritte zurück. Geschockt darüber, dass ich ohne zu zögern auf ihn zugegangen bin, obwohl ich es nicht wollen sollte. "Ich ... Ich lasse dich wieder allein. Es tut mir leid."
Ich wende mich von ihm ab, greife nach der Klinke der Tür. Wische mir dabei mit der anderen Hand die Tränen aus dem Gesicht um nicht mit völlig verweinten Augen vor Joe zu stehen.
"Bleib bei mir", flüstert er leise und lässt mich so inne halten. "Es gibt gleich Essen. Leiste mir Gesellschaft, dann können wir reden."
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Bloody Seduction
VampirosSophia Suarez ist der wahr gewordene Traum eines Mannes - langes schwarzes Haar, sinnliche Lippen und ein Körper zum niederknien. Ihrer Wirkung ist sie sich mehr als bewusst - schließlich erleichtert ihr dies ihr Leben als Vampir schon seit fast 300...