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Valencia 1716


Heute ist der Tag, an dem Roxy von ihrem zukünftigen Ehemann abgeholt wird.
Bin ich traurig? Ich glaube, dass ist mit einer der schlimmsten Tage in meinem Leben.
Aber ich kann es nicht verhindern, außer meiner besten Freundin zur Seite zu stehen.

Die Nacht habe ich bei ihr verbracht und wir haben die ganze Nacht über unsere Kindheit gesprochen sowie die Zeit mit meinem Vater.

Dementsprechend sind wir morgen frühs auch noch ziemlich müde, als ihre Mutter uns weckt.
Auch ihr merkt man die Trauer an, denn Roxy war die einzige Person aus ihrer Familie, die noch für sie da gewesen ist.

Daher war es für mich nur selbstverständlich Roxy zu versprechen immer mal nach ihrer Mutter zu schauen.
„Du weißt, dass ich dich nie hängen lassen würde.", habe ich gesagt, als sie mich darum gebeten hat und ich werde es auch tun.

Morgens am Tisch ist die Stimmung gedrückt, denn es sind die letzten Stunden zusammen.
Mein Appetit ist daher auch nicht sonderlich groß, doch ihrer Mutter zuliebe, welche extra Roxy's Lieblingsfrühstück gemacht hat, zwänge ich es mir ein genauso wie Rox, die gedankenverloren auf ihr Essen sieht.

„Ich hab Angst.", flüstert sie leise und schiebt das Essen von der einen auf die andere Seite des Tellers.
„Was ist, wenn er schlecht zu mir ist?"
Ihre Angst ist in ihrer Stimme zu hören und ich lege mein Besteck zur Seite.
Ihre Mutter ist selber zu traurig um sie in die Arme zu nehmen, daher tue ich es.
Aber wer kann es ihr verübeln?

Ich drücke sie ganz fest an mich und spüre schon die ersten Tränen, die auf meine Schulter tropfen.
„Dann komme ich höchstpersönlich zu dir und sorge dafür, dass er dich gut behandelt.", versuche ich sie etwas aufzuheitern.
Ich versuche mich für sie zusammen zu reißen und schlucke meine eigene Trauer runter.

„Danke.", flüstert sie und drückt mich noch enger an sich, vergräbt ihr Gesicht in meinen Haaren.
Ein leises Schluchzen lässt uns aufschauen. Ihre Mutter scheint es nicht mehr aushalten zu können und kommt nun auf uns zu um sie in ihre Arme zu ziehen.
„Es tut mir so leid Schätzchen.", schluchzt sie an ihren Hals.

Auch wenn es teilweise ihre Schuld ist, dass Roxy nun in dieser Situation ist, spricht sie genau das aus, was wir wissen.
„Ich will nur, dass es dir gut geht. Das hätte sich dein Vater gewünscht.", meint sie traurig und streichelt über ihre Wange.

Nickend schaut sie zu ihrer Mutter.
„Ich weiss.", sagt sie verstehend und stockt kurz, bevor sie weiterredet.
„Sobald ich kann, werde ich dich zu uns holen Mama.", verspricht sie ihr und küsst ihre Hand, die noch auf ihrer Wange liegt.

„Und solange bin ja noch ich da und kümmere mich um Sie.", füge ich hinzu und lächle sie warm an.
„Ach du bist zu gut Liebes.", meint ihre Mutter zu mir und zieht mich ebenfalls zu sich.
„Sie und Roxy gehören zu meiner Familie, das wissen Sie doch."
„Und du sollst mich nicht immer Siezen, das sage ich dir schon seit etlichen Jahren.", meint sie leicht lachend.
Die Stimmung lockert sich etwas und wir räumen zusammen den Tisch ab.

„Na los ihr zwei. Verkrümelt euch nach draußen oder in dein Zimmer, den Rest schaffe ich schon allein."
Die Stimme ihrer Mutter duldet keinen Widerspruch, daher gehorchen wir aufs Wort.

Gemeinsam laufen wir zu ihrem Zimmer und setzen uns auf ihr Bett.
„Er müsste gleich da sein.", seufzt sie und knetet nervös ihre Hände.
„Was denkst du? Wie ist er?", fragt sie mich und sieht mich an.

„Ich weiß es nicht Rox.", antworte ich ehrlich und sehe sie entschuldigend an.
„Ich kenne weder seinen Namen noch irgendwas über ihn, außer, dass er anscheinend aus gutem Hause kommt. Aber was ich sagen kann ist, dass er einen guten Geschmack haben muss, wenn er sich dich ausgesucht hat.", füge ich schmunzelnd hinzu.

Bloody SeductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt