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Die prallend heiße Sonne scheint direkt auf mich, während ich mit dem Mopp über das Deck wische. Mein zusammen gebundenes Haar klebt an meinem Gesicht, welches ich wieder und wieder wegwischen muss. Heute ist einer der schlimmeren Tage, die ich umso deutlicher spüre. Dennoch werde ich mich nicht beklagen, sondern weiter das tun, was mir aufgetragen wird. Solange es mich und die anderen schützt.

Sobald ich die fernen Rufe höre sehe ich auf, erkenne wie ein anderes Schiff direkt neben unserem zum Stehen kommt und sich jemand auf unser Deck schwingt. Dabei wende ich meinen Kopf jedoch so schnell, dass ich Sterne vor meinen Augen sehe und mich an dem Holzgriff festhalten muss. Ich atme mehrmals tief durch um den Schwindel zu überwinden, doch will er nicht ganz weichen. Jede Stelle meines Körpers schmerzt, verlangt nach Pause, die ihm nicht gegönnt wird. Und selbst das bequeme Bett von Smith hilft nur wenig meinem Körper genügend Ruhe zu geben bei der vielen Arbeit, welche er verrichten muss.

Als ich das nächste Mal meinen Blick hebe erkenne ich sie sofort. Celia. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir bemerkbar, was sich nur noch mehr verstärkt, sobald ihre Augen auf mir hängen bleiben. Ich richte mich etwas auf, was jedoch dafür sorgt, dass sich alles anfängt zu drehen. Nur mit Glück schaffe ich es mich an einem der rumstehenden Fässer fest zu halten, dennoch beginnt es sich mehr und mehr vor meinen Augen zu drehen. Meine Hand rutscht ab und ich merke genau wie meine Beine unter mir nachgeben, bis mich zwei Arme stützen und mir hoch helfen. "Hey vorsichtig!"

Ihre sanfte Stimme erklingt in meinem Ohr und sofort versuche ich mich von ihr zu lösen, was keine gute Idee ist und sich wieder alles zu drehen beginnt. Ihre Hände halten mich so fest, dass ich grade stehen kann und ich schließe kurz meine Augen, atme tief durch um wieder Herr der Lage zu werden.

"Hey du! Hol mir Wasser und ein wenig Obst! Sofort!"

Nur wage bekomme ich mit wie ihre Hände mich auf das Fass drängen, sodass ich mich setzen kann. "Du bist vollkommen dehydriert."
"Möglich", sage ich leise, halte mir mit einer Hand meinen Kopf fest und stütze mich mit der anderen auf meinem Bein ab. Ich habe sie immer noch nicht angesehen, ob aus Angst, dass sich alles drehen könnte oder die Tatsache, dass ich dieser Frau nicht ins Gesicht sehen kann.

Sobald ich schnelle Schritte vernehme öffne ich meine Augen und sehe direkt in ihre, die mich besorgt mustern, während sie mir etwas Wasser und Obst entgegen hält. "Das wird wieder. Hier. Ess und trink was."
Wenn auch zögernd nehme ich es ihr ab und murmle ein leises "Danke". Sobald das kühle Wasser meine Lippen benetzt seufze ich erleichtert auf und esse nebenbei die Banane, die mir gebracht wurde. Die ganze Zeit kann ich ihren Blick auf mir spüren, weswegen ich mich dazu zwinge zumindest ein kleines Lächeln aufzusetzen.

"Du kannst mich ruhig ansehen", sagt sie kichernd und lächelt. "Ich weiß wer du bist Sophia und ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch weißt wer ich bin. Aber ich muss ehrlich sagen, dass es mich wundert, dich hier anzutreffen."

"Wenn es anders gegangen wäre wäre ich auch nicht hier", antworte ich und sehe sie das erste Mal richtig an. Sie ist eine schöne Frau, das muss selbst ich zugeben. Und dass sie solch eine Güte besitzt macht es mir schwer ein schlechtes Bild von ihr zu haben. Dennoch fällt es mir schwer sie anzusehen. Nicht, weil ich Angst vor ihr hätte, sondern weil ich somit in die Augen der Frau blicke, die meinen Platz eingenommen hat. Und auch, wenn ich es nicht wahrhaben will, diese Erkenntnis schmerzt.

"Wie meinst du das?" Skeptisch sieht sie mich an und ich zucke mit den Schultern.
"Ich musste von Tortuga fort, aber er hat mir keine Möglichkeit gegeben weg zu kommen. Joe und Smith haben mich auf das Schiff geholt, und seitdem er es rausgefunden hat lässt er mich spüren wie sehr er mich leiden sehen will."

Ich seufze auf und streiche die klebenden Strähnen aus meinem Gesicht. "Im Gegensatz zu dir hätte er mich auf dem Deck liegen lassen."
Mit einem Seufzen stellt sie sich hin und reicht mir ihre Hand. "Komm. Ich bring dich mal in deine Kajüte, damit du dich ausruhen und umziehen kannst. Du möchtest bestimmt aus den verschwitzten Sachen raus."

Bloody SeductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt