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Valencia 1706

Schreie wecken mich aus meinem Schlaf. Mit meinen Händen reibe ich über mein Gesicht und schlüpfe aus meinem Bett, da die Schreie immer noch zu hören sind.

Tapsend gehe ich aus meinem Zimmer und sehe wie mein Vater hektisch auf mich zugerannt kommt.
„Sophia Schatz, renn bitte schnell zu Mrs. Diego und sag ihr, dass es soweit ist. Ich kann deine Mutter nicht alleine lassen."
Mit seinen Händen schiebt er mich Richtung Tür, wo ich barfuß schnell zu dem Nachbarhaus laufe und gegen die Tür laut klopfe.

„Oh Sophia. Was tust du denn nachts hier?", fragt sie mich leicht verschlafen und schlingt ihren Morgenmantel um sich.
„Vater hat gesagt, dass es losgeht und ich Sie schnell holen soll."

Ihre Augen weiten sich und sie schließt hinter sich die Tür. Sie nimmt meine Hand und zieht mich zurück zu unserem Haus, wo die Schreie nicht nachgelassen haben.
Mrs. Diego dreht sich um und kniet sich vor mich hin.
„Du wirst jetzt schön hier unten bleiben, bis dein Vater dich holt, hast du verstanden? Das ist nichts für kleine Kinder."

Nachdem ich brav nicke steht sie wieder auf und geht den Flur entlang, während ich mich auf das Sofa setze und warten muss.
Müde bin ich immer noch, aber bei dem Lärm kann ich nicht schlafen.

Ich schlinge meine Arme um meine Beine und warte...und warte...und warte...

Bis das Schreien aufhört und ein anderes zu hören ist.
Ich horche auf. Was ist das?

Kurze Zeit später kommt mein Vater glücklich lächelnd zu mir und hebt mich hoch.
Ich schlinge meine Arme und Beine um ihn und lege meinen Kopf an seinen Hals.

„Geht es Mutter gut?", frage ich an seinen Hals, während wir auf das Schlafzimmer zulaufen. Mit einem Arm hält er mich fest, die andere streicht über meinen Rücken.
„Ja Schätzchen, ihr geht es gut."
Als wir an der offenen Tür ankommen lehnt er sich etwas zurück um mich anzusehen.
„Wir möchten dir jemanden vorstellen Sophia."

Er nickt mit seinen Kopf in das Zimmer und ich drehe daraufhin meinen Kopf in die Richtung.
Meine Mutter liegt sichtlich erschöpft, dennoch lächelnd auf dem Bett und hat ein Bündel in der Hand.
Als sie zu uns sieht streckt sie eine Hand nach mir aus.

Mein Vater läuft mit mir im Arm zu ihr und setzt sich neben sie auf das Bett.
Ich strecke meinen Kopf um mir das Bündel genauer anzusehen und kann einen kleinen Kopf erkennen.

„Das ist deine kleine Schwester, Valeria."
Mit großen Augen sehe ich zu meinem Vater, der mich mit Tränen in den Augen ansieht und eine Hand zu dem Köpfchen legt.

„Warum weinst du Vater?", frage ich ihn unsicher und sehe zwischen ihm und Mutter hin und her.
„Ich bin glücklich mein Schatz.", meint er mir gebrochener Stimme und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Du und deine Mutter macht mich unglaublich glücklich. Und jetzt haben wir noch ein Mitglied in unserer Familie und das macht mich noch glücklicher als ich schon bin."

Da ich das nicht so ganz verstehe drehe ich mich zu meiner Schwester, die sich ein wenig in den Armen meiner Mutter bewegt und dadurch die Decke etwas runterrutscht.
Ihr Gesicht ist total zerknautscht, dass ich kichern muss.
„Sie sieht so lustig aus.", kicher ich und strecke vorsichtig meine Hand zu ihr.

„Du musst vorsichtig sein Sophia. Sie ist noch ganz klein und zerbrechlich.", meint meine Mutter, ohne den Blick von ihr zu wenden.
Mit einem Finger streiche ich über ihre geballte Faust, worauf sie ihre Augen öffnet und mich ansieht.

„Wow.", hauche ich, kann den Blick von diesem Baby nicht lösen.
Ihre Faust schließt sich um meinen Finger, was mich zum Lächeln bringt.
„Sie hat meinen Finger genommen.", sage ich stolz zu meinem Vater, der dem ganzen gespannt zusieht.
„Du musst immer gut auf sie aufpassen Sophia. Du bist jetzt eine große Schwester und hast Verantwortung. Denkst du, du schaffst das?"
Seine Stimme bleibt trotzdem sanft, auch wenn er seine Worte ernst meint.

Ich nicke mit meinem Kopf ohne den Blick zu lösen.
„Ja, ich werde eine tolle große Schwester."
Lächelnd schaue ich zu meiner Mutter, die langsam einzuschlafen scheint.

Das scheint auch mein Vater zu merken, daher nimmt er mich von seinem Schoß um Valeria meiner Mutter abzunehmen.
Mrs. Diego ist anscheinend schon längst weg, da ich sie nicht mehr sehen kann.

Mit meiner Schwester im einen Arm und meiner Hand in seiner anderen laufen wir in mein Zimmer, wo ich in mein Bett krabbel.
Er hat sich mit Valeria an das Bett gesetzt und sieht sie gebannt an.
„Als ich dich in meinen Armen gehalten habe war ich genauso glücklich wie jetzt mit deiner Schwester."
Weinend dreht er seinen Kopf zu mir und sieht mich liebevoll an.
„Ihr zwei seid meine größten Schätze, das wird sich nie ändern. Ob ich im Kampf bin oder nicht, ihr werdet immer in meinen Gedanken sein. Ich liebe euch zwei über alles."

Ich kuschel mich an seine Seite und lege meinen Kopf an seinen Arm.
„Ich hab dich auch lieb. Und wenn ich groß bin will ich auch so einen Mann haben wie du."
„Das höre ich gerne." Er gibt Valeria und mir jeweils einen Kuss auf die Stirn.
„Ich bin mir sicher, dass jeder Mann später eine Frau wie dich haben will. Du bist etwas ganz Besonderes, lass dir niemals etwas anderes sagen, ja?"

Nickend schließe ich meine Augen. Als Valeria anfängt zu quäken stubst mich mein Vater an.
„Na los mein Schatz. Schlaf etwas, ich bringe deine Schwester mal zu deiner Mutter."
„Kommst du dann wieder?", frage ich, als ich wieder unter meiner Decke liege und zu ihm aufblicke.

„Wenn du nicht schon eingeschlafen bist, sicher."
Er geht mit meiner Schwester aus dem Raum, wo das Gequengel immer leiser wird.
Ich lege mich seitlich hin und schaue aus dem Fenster, wo die Sterne hell leuchten.

Grade so schaffe ich es wach zu bleiben, bis mein Vater wieder an der Tür steht.
„Na, hast du es doch geschafft." Schmunzelnd kommt er zu mir und kniet sich vor mein Bett.

„Ja, ich wollte auf dich warten. Erzählst du mir wieder eine Geschichte zum einschlafen?"
„Hmmm, ausnahmsweise. Eigentlich solltest du ja schon lange schlafen."
„Aber das ist nicht meine schuld.", meckere ich, was ihn zum Lachen bringt.

„Ja, ich weiß Prinzessin.", antwortet er leise, tätschelt mir dabei über meinen Kopf.
„Was willst du denn heute hören?"
„Über den Captain. Roxy und ich lieben den Captain. Denkst du, es gibt ihn wirklich?"

Mit großen Augen warte ich auf seine Antwort, die schmunzelnd dann auch kommt.
„Ich weiß nicht, vielleicht gibt es ihn, vielleicht nicht. Aber in deiner Fantasie wird es ihn bestimmt geben. Dann erzähle ich dir mal die Geschichte, als Captain Grant sein Schiff bekommen hat."

Doch seine nächsten Worte kommen schon gar nicht mehr bei mir an...

Doch seine nächsten Worte kommen schon gar nicht mehr bei mir an

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Bloody SeductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt