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Wie oft werde ich diesem Schiff in meinem Leben hinterher sehen und mich von ihm verabschieden müssen? Selbst, wenn er selbst sich nicht auf diesem befindet, es ist jedes Mal ein Ereignis, was den Teil von mir, welcher ihm immer gehören wird, ein Stück weiter bricht.
Vier Mal. So oft habe ich diese Art von Schmerz in mir spüren müssen, wobei sie stets schlimmer geworden ist. Woran dies liegt ist mir nur zu genau bewusst, was den Schmerz dennoch nicht lindert. Es ist eher das Gegenteil. Von einer geliebten Person Abschied zu nehmen wird niemals leicht sein.

Es vergeht einige Zeit, bis die Black Hell sich am Horizont verliert und sich somit aus meinen Augen verliert. Und nicht nur dieses. Ein lang angehaltenes Seufzen erklingt, ehe ich mich vom Steg abwende. Doch statt sofort zurück zu gehen laufe ich ein wenig durch die Stadt, schwelge in Erinnerungen. Vorwiegend die schönen, auch wenn sich an gewissen Orten die schlechten präsenter machen. 

Der Markt, auf welchem er es mir ermöglicht hat Valeria jene Kette zu schenken, die noch heute ihren Hals ziert.

Die Gaststätte, oder eher was noch von ihr übrig geblieben ist, in welcher wir damals meine Mutter gefunden haben.

Die Taverne, an der alles anfing.

Sie alle tragen einen Teil zu unserer Geschichte bei, von der ich vor vielen Jahren gehofft habe, sie würde nicht enden. Mit einem Mann, dem es ein leichtes ist ein Herz im Sturm zu erobern. Meine Füße tragen mich wie von selbst zu dem einen Ort, der wohl von allen am meisten mein Leben prägte. Und sobald ich die Umrisse sehe scheint es beinahe so, als würde tatsächlich mein altes Zuhause vor meinem inneren Auge erscheinen. In dem man mich das Kämpfen lehrte. In dem ich lernte was es heißt Schwester und Mutter sein zu müssen. In welchem ich meine letzten Momente als Mensch verbracht habe. Wo ich starb. Doch am wichtigsten - es ist der Ort, an dem Jason und ich endlich das ausgesprochen haben, was wir füreinander empfanden.

Ich reiße meine Augen von dem Haus weg, drehe mich um und beschließe, dass es das Beste ist wieder zurück zu kehren. Es hat keinen Sinn weiter in der Vergangenheit zu schwelgen, wenn sie doch nichts anderes tut wie mich mehr und mehr zu verletzen. Auf meinem Rückweg begegne ich zu meinem Glück niemandem, der mich erkennt. Das kommt mir in dem Moment jedoch gelegen, da ich mir nicht sicher wäre, ob ich in diesem Moment überhaupt imstande wäre ein Wort über die Lippen zu bringen. So viele Jahre sind schon vergangen und dennoch hat er noch diese Macht über mich und meinen Körper. Über mein Leben, ob ich es will oder nicht.

Am Eingang des riesigen Berges werde ich mit einem freundlichen Nicken begrüßt, was ich versuche zu erwidern, und laufe dann auf direktem Wege zu meinem Wohnbereich. Mit jedem weiteren Schritt fühlt sich mein Körper immer schwächer an, so als würde er seine restlichen Kraftreserven verwenden, um mich an mein Ziel zu bringen. Und genau das bestätigt sich, sobald die Tür hinter mir ins Schloss fällt und ich mich für einige Sekunden an diese anlehnen muss. Meine Augen schließen sich, während mein Kopf nach hinten auf das massive Holz fällt. Meine Gedanken gleichen einem Chaos, welches sich auf ein Neues entfacht hat. Eines, von dem ich dachte, es hätte längst seine Ordnung gefunden. Und doch schafft es ein einzelner Moment, ein Gedanke an diesen Mann und alles fängt von neuem an.

Ich streiche mir mit meiner Hand durch mein Gesicht, bevor ich meine Augen öffne und sie durch mein Reich schweifen lasse. Ich glaube ich habe mich noch nie so einsam gefühlt wie in diesem Moment.

Mit viel Kraft schaffe ich es mich von meiner Haustür abzustützen und mich dann in mein Schlafzimmer zu begeben. Automatisch greifen meine Finger nach den Schnüren meiner Kleidung, öffnen so immer weiter das Kleid, was meine Haut verdeckt. Ich lasse den Stoff von meinem Körper gleiten, bis er in Wellen auf den Boden gleitet. Meine Augen finden ihr Gegenüber in dem Spiegel, welcher sich in meinem Schlafzimmer befindet, und erkennen die Trauer in ihnen. Ich schlucke hart und versuche mich stattdessen auf die guten Dinge zu konzentrieren. Die schönen, prickelnden Momente. In denen es nur uns gab, nichts und niemand zwischen uns stand und uns entzweien konnte.

Bloody SeductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt