Valencia 1710
„Du musst deine Haltung bewahren Sophia, sonst erwischt man dich schneller als du gucken kannst.", tadelt mich mein Vater, als ich mit einem seiner Schwerter vor ihm stehe.
Es ist ein älteres abgestumpftes Schwert, doch um mit einem elfjährigen Kind zu lernen reicht es allemal aus.„Entschuldige Vater.", antworte ich und strecke meinen Rücken durch, stelle meine Füße in die richtige Position.
Anerkennend nickt er mir zu und hebt sein Schwert, es geht in die nächste Runde.------
So verbringen wir Stunden, bis meine Mutter mit meiner drei Jahre alten Schwester zu uns kommt, da das Essen fertig sei. Valeria hat bald Geburtstag, dann wird sie schon vier.
Zusammen setzen wir uns an den Essentisch und verbringen das Abendessen zusammen, so wie jeden Tag.
Wenn mein Vater nicht arbeiten oder in den Krieg ziehen muss ist es ihm wichtig, dass wir so viel Zeit wie möglich zusammen verbringen.Als ich abends im Bett liege und er sich zu mir setzt legt er seine Halskette, die er immer trägt, ab und legt sie in meine Hände.
„Du weißt, wie wichtig diese Kette mir ist mein Schatz."
Wissen nicke ich ihm zu und betrachte die Kette genauer.
Sie ist schlicht und doch hängt ein einzelner Anhänger dran, angeblich der Stein des Eheringes meiner Großmutter.„Ich möchte, dass du diese Kette in Ehren hälst und gut auf sie Acht gibst."
„Aber warum gibst du sie mir Vater?", frage ich ihn und lege sie vorsichtig um meinen Hals.
Bestaune den Stein, der an ihr baumelt.„Es ist an der Zeit, dass du sie bekommst. Es wird dich immer daran erinnern, dass du mein kleines Mädchen bist und ich immer bei dir bin. Egal, ob ich neben dir stehe oder fort bin."
Mit verschleierten Augen sehe ich in die Augen meines Vaters, die mir traurigen entgegenblicken.
„Du musst wieder in den Krieg oder?", flüstere ich und merke wie die erste Träne meine Wange runterläuft.
Er wischt sie mit seiner rauen Hand weg und legt sie dann auf meine Wange.„Leider ja mein Schatz.", flüstert er und ich kann sehen, dass es auch an ihm nicht spurlos vorbeigeht.
„Wie lange? Und wann?", frage ich weiter und kann die weiteren Tränen nicht aufhalten.Kurzerhand zieht er mich aus meiner Decke auf seinen Schoß und legt seine Arme beschützerisch um mich.
„In ein paar Tagen muss ich gehen. Wie lange weiß ich nicht."
Ein leichter Unterton liegt in seiner Stimme. Er will mir nicht alles sagen, aber ich akzeptiere es.
„Ich werde dich vermissen.", nuschel ich an seine Brust, und lege meine Arme um ihn, um mich an ihm festzukrallen.„Ich dich doch auch Prinzessin.", flüstert er mir ins Ohr und küsst mein Haar.
„Tu mir den Gefallen und pass gut auf deine kleine Schwester auf okay? Dann kannst du zeigen, was ich dir so beigebracht habe."Leicht kichernd löse ich mich von meinem Vater und wische mit meinem Ärmel über mein Gesicht um die Tränen wegzuwischen.
„Oh ja. Und wenn du wieder da bist erzähle ich dir davon, wie gut ich war. Ich werde auch ganz viel üben."
„Natürlich wirst du das mein Schatz.", sagt er und küsst erneut mein Haar.Dann legt er mich wieder in mein Bett und deckt mich zu.
„Schlaf jetzt. Morgen ist ein neuer Tag."------
Drei Tage später ist es soweit - morgen frühs wache ich von allein auf und tapse zum Schlafzimmer meiner Eltern, die noch schlafend in ihrem Bett liegen.
Ich lege mich zu meinem Vater und kuschel mich eng an ihn, sodass ich nochmals einschlafe.Später weckt er mich leise, indem er durch mein Haar streicht.
„Guten Morgen mein Schatz. Was hat dich denn hierher verschlagen.", fragt er mich amüsiert, doch ich kann sehen, wie ein trauriger Schleier in seinen Augen liegt.
„Ich wollte bei dir sein, bevor du gehst.", flüstere ich, um meine Mutter nicht zu wecken.„Dann komm. Lassen wir deine Mutter noch etwas schlafen und machen Frühstück."
Wir stehen zusammen auf und machen uns frisch, um dann in der Küche das erstmal letzte Frühstück als Familie vorzubereiten.Die Zeit alleine mit ihm genieße ich in vollen Zügen, bis meine Mutter mit Valeria auf den Armen in die Küche kommt und sowohl mir als auch meinem Vater einen Kuss gibt.
Zusammen frühstücken wir und genießen das Zusammensein.
Nachdem der Tisch abgedeckt ist geht mein Vater ins Schlafzimmer und fängt an seine Tasche zu packen.
Ich sitze auf dem Bett und schaue zu, wie er jedes einzelne Teil verstaut und sein Blick immer trauriger wird, je voller die Tasche ist.„Sei nicht traurig Vater.", versuche ich ihn aufzuheitern.
„Wenn du wieder da bist können wir weiter trainieren und vielleicht werde ich dann genauso gut wie du."Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinen Lippen und er streichelt mir über den Kopf.
„Das wäre schön mein Schatz.", sagt er nur und stellt seine fertig gepackte Tasche neben das Bett.Er setzt sich zu mir und nimmt mich nochmal fest in seine Arme.
„Ich liebe dich von ganzem Herzen. Das werde ich immer tun, vergiss das nicht.", sagt er mir während er mir tief in die Augen schaut.„Ich dich auch Vater.", sage ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange, worauf er mich liebevoll anlächelt.
Eine Stunde später stehen wir zu viert vor unserer Haustür um meinen Vater zu verabschieden.
Er nimmt Valeria auf den Arm und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn, flüstert ihr noch etwas ins Ohr, was sie zum Lachen bringt.Dann gibt er sie meiner Mutter in die Arme und zieht beide zu sich, um meine Mutter lange zu küssen und ihr ebenfalls etwas ins Ohr zu flüstern. Sie löst sich mit fließenden Tränen von ihm und geht wieder ins Haus rein, sodass nur noch mein Vater und ich vor der Tür stehen.
Er kniet sich nun zu mir und hält auffordernd seine Arme offen.
Ich komme seiner stummen Bitte nach und lege meine Arme um seinen Nacken um mich fest an ihn zu drücken.
Auch er legt nun seine Arme um mich und drückt meinen Körper fest an sich.„Vergiss nicht um was ich dich gebeten habe mein Schatz.", flüstert er mir zu, worauf ich bloß nicke.
Als er mich loslässt streicht er mir noch durch mein Haar.
„Du wirst mir sehr fehlen meine kleine Sophia."
„Du mir auch Vater. Aber ich weiß, dass du der beste Krieger sein wirst und ich bin stolz, dass du mein Vater bist."Er lächelt mich an, während nun bei ihm eine Träne die Wange runterläuft.
„Und ich bin stolz eine so wundervolle Tochter zu haben."
Mit einem liebevollen Lächeln gibt er mir einen langen Kuss auf die Stirn, dann erhebt er sich und wirft seine Tasche über seine Schulter.„Ich liebe dich mein Kind.", sagt er ein letztes Mal und lächelt mich an, dann dreht er sich um und geht die Straße entlang auf den Weg zu seiner nächsten Schlacht.
Ich beobachte ihn bis nur noch ein kleiner Schatten zu sehen ist, dann gehe auch ich ins Haus zurück.
Ich lege mich zurück in mein Bett und spiele mit dem Stein an der Kette, die mir mein Vater gegeben hat. Mit meinen Gedanken an ihn schlafe ich wieder ein.
Unwissend, dass ich bald in einer Welt ohne mein großes Vorbild aufwachen werde....
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Bloody Seduction
ВампіриSophia Suarez ist der wahr gewordene Traum eines Mannes - langes schwarzes Haar, sinnliche Lippen und ein Körper zum niederknien. Ihrer Wirkung ist sie sich mehr als bewusst - schließlich erleichtert ihr dies ihr Leben als Vampir schon seit fast 300...