Meine Großmutter ist ein wunderbarer Mensch mit einem wunderbaren Geruch und wunderbarem Essen, dessen Duft mir in die Nase steigt sobald ich auch nur ihr Haus betrete. Der Idiot von draußen gerät sofort in Vergessenheit, als ich dann auch noch ihr wunderschönes Gesicht erblicke, das gefühlt niemals älter wird.
Ihre Arme umschlingen meinen kurvigen Körper, während ein warmes Lächeln meins erwidert und die großen Kulleraugen meines Bruders, der regungslos im Flur steht, zu uns sehen.
"Herzchen, da bist du ja endlich.", lächelt sie mich freundlich an. Ich mag alles an ihr. Sie erinnert mich so sehr an meine Mom, dass es manchmal schon schmerzt. "Das Abendessen ist bereits fertig, komm..."
"Oma, lass mich doch erst einmal ankommen.", sage ich lachend, während ich mich an meinem Bruder vorbei schlängel, dem ich vergnügt durch die Haare gehe, und ihr in ihre Küche folge. Sie liebt ihre Küche so sehr wie ich ihr Essen liebe. "Das riecht wirklich traumhaft."
"Mein Essen ist immer traumhaft.", gibt sie zurück und schlägt bereits Kartoffeln und Rotkohl auf unsere Teller, bevor wir auch nur Einwand erheben können. Sie kocht jeden Freitag etwas anderes. Doch ihre Bauerngerichte sind mir am liebsten. "Dann erzähl mal, wie war deine Woche?"
Sie lässt sich gegenüber von mir auf den Stuhl des runden Tisches fallen, nachdem sie Austin und mir einen Teller vor die Nase gestellt hat. Ohne auf uns zu warten, isst sie drauf los. Das macht sie immer so. Und ich erzähle jeden Freitag an genau diesem Punkt, wie meine Woche war, und immer kommt dasselbe, monotone Gerede über meine Lippen.
"Anstrengend"
"Und wie geht es deinem Vater?"
"Er ist oft müde und schläft."
"Nimmt er noch immer seine Antidepressiva?"
"Ja"Nein. Er hat seine Tabletten abgesetzt, schon vor einem oder zwei Jahren, aber das soll sie nicht wissen. Das weiß keiner, nur ich. Ich hab die Tabletten eines abends in dem Mülleimer unter der Spüle gefunden. Er hat sie wohl einfach dort hinein geworfen, ohne groß drüber nach zu denken. Die Schachtel war noch zur Hälfte gefüllt.
"Wer ist dort drüben eingezogen?"
"Hm?"
"Gegenüber, in das Haus, das leer stand."
"Ach..das Haus", sieht sie zu mir hoch, "Ich weiß nicht genau. Ich habe die drei Herren noch nicht kennengelernt. Das sind solche schüchternen, glaube ich."
"Sicher"Innerlich lacht der Teufel in mir, aber das zeige ich ihr nicht. Ich winke nur ab, esse mein Essen und höre dabei zu, wie mein Bruder schmatzt. Er genießt das Essen von allen immer am meisten.
"Hast du die Herren schon kennengelernt?"
"Wie kommst du darauf?"
Sie zuckt mit einem amüsanten Grinsen im Gesicht mit den Schultern.
"Nein", lächle ich zurück, "nicht wirklich"Am späten Abend, als ich schweigsam in meinem Bett liege, das sich auf dem Dachboden in Mom's Kinderzimmer befindet, hält mich der laute Bass der Musik von nebenan wach. Schon eine halbe Stunde lang, denke ich, liege ich nur hier herum und starre wie eine Irre die Decke an. Oma schläft sowieso mit Ohrstöpsel, die bekommt das nie im Leben mit, und Austin ist meistens um die Uhrzeit weggetreten wie ein erschöpfter Krieger. Ihn erstmal so weit zu bekommen, das ist die große Kunst.
"Gott!" Stöhnend rolle ich mich auf die Seite, das Bett knarzt. Die Uhr zeigt 2:03 Uhr morgens.
Das kann doch wohl nicht deren Ernst sein...Okay. Zuerst muss ich mich beleidigen lassen, nur weil ich sie beobachte habe, und dann schmeißen sie auch noch bis zum Morgengrauen eine verfluchte Einweihungsparty. Die wollen mich doch auf den Arm nehmen. Das ist ein schlechter Scherz.
Ich kann gar nicht so schnell denken, wie ich mich angezogen, meine Haare hochgebunden und meine Schuhe an den Füßen habe. Auf meinem Weg zur Leiter, schaue ich kurz in Austins Zimmer, das neben dem alten Zimmer meiner Mom ist.
Die Tür knarzt, als ich sie öffne, doch Austin schläft tief und fest. Er bekommt von dem Bass, den ich von hier in meinem Körper spüre, absolut nichts mit.
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AWAKE
FanfictionDas Leben kann einen Menschen in die Knie zwingen - das musste Amani schnell feststellen. Mit ihren zwei Jobs versucht sie seit Jahren den Rest ihrer Familie über Wasser zu halten. Freizeit ist für sie eine Seltenheit und ihren Vater noch nüchtern z...