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T.

"Ich fühle mich wie im Gefängnis."

Ihre Worte heften sich an meine Gedanken. Als sie das sagte, dachte ich mir, dass das doch wohl kaum ihr Ernst sein kann.
Sie fühlt sich tatsächlich wie in einem Gefängnis?
Ich kann es ihr ja nicht einmal verübeln! Wäre ich sie, dann würde ich mich wahrscheinlich auch so fühlen. Ich weiß gar nicht, was ich machen würde. Ich vertraue ihr. Ja, verdammte Scheiße, ich vertraue ihr. Ich vertraue ihr sogar mehr als mir selbst, aber ich kann nicht zulassen, dass Jerome und Zach sie vielleicht erwischen. Das darf nicht passieren.

Ihre Augen flehen mich an, von Leyla zu erzählen. Ich sehe dieses Verlangen in ihrem Blick, ihr von ihr zu erzählen, aber das kann ich nicht. Wenn ich ihr von Leyla erzähle, dann gebe ich ihr einen Teil von mir, den sie gegen mich verwenden kann. Ich weiß, dass das eine unsinnige Logik ist. Wenn sie von Leyla weiß, dann macht sie sich vielleicht die Hoffnung, ich hätte noch immer die Möglichkeit in mir, für jemanden tiefsinnige Gefühle aufzubauen. Wahrscheinlich erhofft sie sich dann, dass ich diese Gefühle für sie aufbringe. Ich konnte diese Gefühle bisher für keinen mehr aufbringen. Für keine, die nach Leyla kam. Natürlich gab es nette Frauen, die ein gutes Herz besaßen, aber es gab keine, die mich so von den Socken hauen konnte wie Leyla.
Allein über sie und diesen Mistkerl Devin nachzudenken...

Ich weiß nicht, was das zwischen Amani und mir ist. Ich weiß ja nicht mal genau, wo mir der verdammte Kopf steht. Ich weiß nur, dass ich sie mag. Verdammt, ich mag sie, aber mag ich sie auf diese Weise?
Die Male, als ich sie geküsst hab - Ich konnte nicht anders. Ich hab ihre Lippen gesehen, ihren unschuldigen Blick, hab an ihre freche Zunge gedacht und daran, was sein könnte, wenn das alles immer weiter und weiter so gehen würde, und dann konnte ich nicht anders als sie zu küssen. Ich musste sie küssen und ich musste sie spüren. Es war, als würde sich jede Zelle in meinem Körper nach ihr und nach ihren Berührungen sehnen. Ich sage ständig, dass sie sich nach mir verzehrt, aber die Wahrheit ist, dass ich dasselbe auch bei ihr tue. Ich will sie, ich wollte sie die ganze Zeit, aber ich kann an ihrem Blick erkennen, dass sie das nicht mehr glaubt. Ihr Blick durchbohrt mich, dabei will ich sie doch. Ihr Blick sucht meinen, sucht nach einen Funken, an den sie sich klammern kann, aber scheint diesen nicht zu finden, als ich ihr auch auf ihre zweite Frage nach Leyla nicht antworte.
Und dann stirbt dieser Blick, der nach einem Funken sucht, und ich kann sehen wie sich ihre Mauern wieder aufbauen und erheben. Ich kann es in ihren Augen sehen.
Sie macht dicht.

Ihre kleine Gestalt ist so wunderschön und sie ist so sanft, ihr Blick immer offen, ihre Gestik und Mimik erweckt bei einem den Wunsch, sie einfach nur in den Arm zu nehmen und nie wieder loszulassen, und das alles weiß sie nicht. Jetzt macht sie dicht, alles an ihr verfinstert sich, und ich hasse mich dafür. Ich hasse mich dafür, dass ich so zu ihr bin und anders nicht sein kann. Ich hasse mich dafür, dass ich mich immer wieder bei ihr entschuldige und im Endeffekt doch nichts ändere. Ich hasse mich dafür, dass ich sie so quäle mit meinen Taten und Worten. Ich hasse mich, weil sie sich bei mir wie eine Gefangene fühlt und sie damit vollkommen recht hat, denn genau so hab ich sie die meiste Zeit über auch behandelt.

Verdammte Scheiße, ich muss was ändern.

Mir geht trotzdem alles auf Grundeis. Ardy hat mit ihr geredet, denn von allein wäre sie nie auf so einen Bullshit gekommen. Die ganzen letzten Tage hatte sie ihre spitzen Krallen eingefahren, und dann haut sie mir plötzlich Dinge um die Ohren, die ich nicht erwartet habe. Er hat mit ihr geredet, weil er sauer auf mich ist, und das kann ich auch nachvollziehen, und trotzdem bebt in mir die Lust, ihm so richtig eine reinzuhauen. Ich will ihn mir vorknöpfen und ich will an ihm am liebsten all meinen Frust auslassen, auch wenn das falsch wäre.

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