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Eine Woche lang geht alles gut. T war täglich bei mir, schlug sich mit mir die Nächte um die Ohren und Ardy kümmerte sich wie ein eigener Hausarzt um meine Verletzung. Ich denke, sie haben gelernt sich selbst zu versorgen, um so wenig Leute wie möglich wegen ihren Verletzungen in Aufruhr zu bringen. Das alles bestätigte sich noch mal, als Ardy dann an Tag 7 auf die Idee kam, meine Fäden zu ziehen.
Meine Großmutter und Austin haben T ins Herz geschlossen. Das habe ich gemerkt, als sie bereits nach einigen Tagen angefangen haben zu fragen, ob er wieder zum Abendessen kommen würde. Ardy und Marley haben sich beschwert, dass T bekocht würde und sie nicht, also wurden auch sie kurzerhand von meiner Oma eingeladen.
An Tag 4 nach dem Vorfall in ihrem Haus saßen sie nun alle bei uns am Esstisch und aßen den Gemüseauflauf meiner Großmutter. Sie konnte sich selbst mit Ardy und Marley anfreunden, und für den Abend fühlte ich mich ganz normal. Für den Abend vergaß ich, mit wem ich eigentlich am Tisch aß. Später, als es draußen dunkel und der Ofen im Wohnzimmer an war, spielten Ardy und Marley mit Austin und seinen Rennautos. Austin lachte eine Menge und ich kuschelte mich an T, da wir wieder auf der Couch saßen und unsere Zweisamkeit genossen. Ich stellte mir sogar vor, wie es wohl wäre, ein ganz normales Paar zu sein. Wir verhielten uns wie ein Paar, auch wenn wir uns in keine Kategorie gesteckt hatten. Wir sind noch immer in keiner.

An Tag 5 nach dem Vorfall stand T morgens um 9 vor der Haustür und sagte, dass das Haus verkauft werden konnte. Er sagte nicht an wen, sondern nur, dass es verkauft war. Ich nickte stumm und zwang mir ein Lächeln auf, denn von nun an war die Realität, dass sie wegziehen würden und ich mich entscheiden musste. Austin musste zurück in den Kindergarten. Meine Großmutter konnte nicht ewig auf ihn aufpassen.

An Tag 6 rief ich bei meiner Tante an, um mich nach meinem Vater zu erkundigen. Sie schrie mich an und fragte, wieso ich so spät anrief, und ich erzählte ihr, dass ich die Wohnung gekündigt hatte. Ich erzählte ihr einige Lügen über mein Leben, und dann erzählte sie mir endlich, dass mein Vater auf dem Weg der Besserung war und wir ihn mittlerweile in der Entzugsklinik besuchen können. Ich erzählte Austin, dass wir Papa im Urlaub besuchen können. Gabriele meinte, sie würde uns dahin fahren und von Oma abholen, und ich willigte ein, da ich meinen Vater vermisste. Ich dachte bei dem Telefonat an früher und daran, wie er mal war, und dann musste ich meine Gedanken unterbrechen, um mich wieder zu fassen.

An Tag 7 zog Ardy die Fäden und hinterließ eine Narbe, die noch immer weiter abheilen musste. Sie war nicht groß, aber zu erkennen. T hielt währenddessen meine Hand und streichelte mein Haar, weshalb ich mich nur halb so furchtbar fühlte. Die Schnittwunde an meinem Arm war bereits abgeheilt und verkrustet. Die Brandgeschichte an meinen Händen war nicht mehr wirklich zu erkennen. Ich heilte, und das tat ich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Ich heilte, weil er bei mir war und endlich mit mir sprach. Er verschloss sich nicht mehr vor mir. Zumindest die meiste Zeit über nicht mehr. In den 7 Tagen gab es Momente, in denen er nicht reden wollte, und das war in Ordnung. Er besserte sich, das tut er noch immer.

Es ist Tag 11 als ich mit ihm vor meinem Haus stehe und Möbelpacker sehe, die alle Möbel in einen geräumigen Transporter laden. Darunter sind auch meine Möbel. Ich hab erlaubt, dass sie sie mitnehmen. Ich kann mich daran erinnern, wie viel von meinem Blut in der Küche gelegen hatte.
Kurz denke ich noch daran, wie T die beiden anderen dazu verdonnerte, die Waffen so unauffällig wie möglich in den Lieferwagen zu bringen. Die Waffen, deren fehlende Munition ein Grund war, wegen dem er er so schon von seinen Freunden angepisst war.

"Ich kann nicht glauben, dass das gerade passiert."

"Und ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich damit einverstanden bin, dass du hier bleibst."

Ich sehe T an, der mit den Händen in seinen Hosentaschen vor mir steht und genau wie ich die Männer in Uniform beobachtet, die die Möbel des Hauses nach draußen schleppen. Ardy und Marley beschäftigen sich mit Austin auf dem Gras vor unserem Haus. Sie spielen mit Playmobil. Die Sonne scheint. Es könnte ein guter Tag sein.

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