Als Kind habe ich eine bestimmte Sache besonders geliebt. Ein frisch bezogenes Bett. Ich habe es geliebt, wenn ich aus der Badewanne kam und von meiner Mom in ein frisch bezogenes Bett gebracht wurde. Ich habe es geliebt, wenn sie mich zugedeckt hat. Ich habe dann immer meine Nase ins Kopfkissen gedrückt und tief eingeatmet, da ich den Geruch geliebt habe. Ganz egal wie schlimm der Tag für mich war, ich habe mein Bett und schlafen immer geliebt.
Ich habe viele Dinge immer besonders geliebt. Ich habe es geliebt, wie Mom mir Geschichten vorgelesen und dabei die Stimme verstellt hat. Habe es geliebt, wie sie mir immer wieder über den Kopf gestreichelt hat, bis ich eingeschlafen bin. Ich habe es geliebt, wie ich bei meinem Dad auf dem Schoß saß und mit ihm zusammen gelesen habe, bis ich müde wurde und er mich dann ins Bett gebracht hat. Ich habe das alles nie wertgeschätzt, da es für mich selbstverständlich war.
Und jetzt frage ich mich, wann das alles eigentlich aufgehört hat.Mein Puls rast und meine Augen sehen nur noch Schwärze, da ich sie zusammengekniffen habe. Ich versuche meinen Atem zu kontrollieren, die grauenhaften Bilder aus meinem Kopf zu bekommen, die mich heimsuchen und mich nicht schlafen lassen. Es ist fragwürdig, wieso das ausgerechnet jetzt passiert, aber es passiert.
Ich habe Alpträume von Zach und Jerome.Das alles sinkt von Minute zu Minute, die ich weiterhin aufgeschreckt in meinem Bett sitze, nachdem ich soeben aus meinem Horrortraum erwacht bin, in mein Bewusstsein. Meine Hände verkrampfen sich um die Bettdecke. Es war nur ein verdammter Traum. Ein verdammter Traum, in dem mir Jerome immer wieder gesagt hat, dass ich nirgends sicher bin, direkt nachdem er mir ein Messer in den Bauch gerammt hat. In dem er gesagt hat, er würde mich finden. Ein Traum, in dem ich T am Boden liegen gesehen habe, in dem Haus gegenüber, und die weißen Fliesen waren voller Blut. Voll mit seinem und voll mit meinem. Er hat sich nicht bewegt, seine Augen standen offen und eine Lache hatte sich um ihn gebildet.
Ich schaue auf mein Handy, es ist 3:51 Uhr.
Ich atme aus. Es war nur ein gottverdammter Traum. Es war der 2. Traum, der so aufgebaut war, nur in dieser einen Nacht.Nachdem ich T am Telefon von Zach erzählt hatte, wollte er direkt vorbeikommen und sich die Sache persönlich vorknöpfen, aber ich konnte ihn davon abhalten. Das Kennzeichnen konnte er von Daniel checken lassen, den ich bis heute noch nicht ein Mal gesehen habe, und der Ford Expedition gehört wohl einem gewissen Florian Maurer. T sagte, das Auto wäre locker gestohlen oder dieser Florian Maurer könnte ein Verbündeter sein, weshalb er jetzt ebenfalls auf T's Abschussliste gesetzt wurde. Wie auch immer...Ich hielt T davon ab vorbeizukommen, da ich genau wusste wie das enden würde. Er würde sich nur noch mehr Sorgen machen und das Auto wäre sowieso nicht mehr beim Supermarkt. Bis ich ihn davon überzeugen konnte, kamen Austin und ich auch schon wieder bei meiner Oma an. Austin hatte noch eine Menge Fragen gestellt, die ich ihm alle abschlagen konnte, indem ich ihm Rückenkraulen versprechen musste.
Dabei ist er dann abends vor dem Kamin eingeschlafen. Der Kamin war aus, T war schließlich nicht da, um ihn an zu machen.Meine Finger gleiten über das Handy und ich halte es mir ans Ohr, ohne von einer Reaktion am anderen Ende auszugehen. Es klingelt, bis die Mailbox ran geht, genau wie erwartet.
Wer ist auch schon wach um...3:54 Uhr?Wenige Sekunden später vibriert mein Handy.
Ich drücke den grünen Knopf und hebe es ans Ohr."Am?", höre ich, als ich eine ganze Weile nichts sage, da ich mir plötzlich so blöd vorkomme.
Anzurufen, nur weil ich schlecht geschlafen habe...
"Ist alles okay? Geht's dir gut?""Ja, tut mir leid. Ja, alles in Ordnung...es ist nur..." Ich halte inne und zupfe an meiner Decke herum. Durch mein Fenster kann ich die Sterne sehen. Sie leuchten auf mich herunter, der Himmel ist düster und klar. Die Türen oben sind angelehnt, weshalb ich Austin atmen hören kann. Er atmet laut, was gut ist, so lange er nicht Atemnot hat.
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AWAKE
Hayran KurguDas Leben kann einen Menschen in die Knie zwingen - das musste Amani schnell feststellen. Mit ihren zwei Jobs versucht sie seit Jahren den Rest ihrer Familie über Wasser zu halten. Freizeit ist für sie eine Seltenheit und ihren Vater noch nüchtern z...