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Ich soll mich entspannen.
Ich soll ein Bad nehmen, ruhiger werden und erstmal wieder auf mein Leben klarkommen. Ich soll mich einleben.

So kommt es, dass ich mich schlussendlich im Badezimmer wiederfinde, in dem ich Handtücher in einem Schrank und ein bleiches Gesicht mit ausgelaugten Augen im Spiegel finde. Ich gehe mir durch meine Haare, die so verknotet sind, dass nur eine Haarwäsche sie entknoten könnte.
Die Badewanne sieht unbenutzt aus, obwohl bis vor kurzem noch diese Sara darin gelegen hat.
Das warme Wasser tut meiner Haut gut. Meine dreckigen Sachen liegen auf dem Boden des Badezimmers. Das große Handtuch, welches ich mir rausgesucht habe, liegt auf dem Toilettendeckel neben der Dusche und wartet nur darauf, sich gleich endlich um meinen Körper schlingen zu können.

Ich benutze mir fremdes Shampoo, welches in der Dusche direkt neben meinem Kopf in einer Halterung steht. Das Körpershampoo hat einen männlichen Duft, von dem ich mich aber nicht stören lasse. Irgendwie erweckt er ein wohliges, angenehmes Gefühl in mir. Meine Beine treten, nachdem ich das Wasser abgeschaltet habe und auf meinem Körper eine Gänsehaut durch einen kalten Luftzug ausgelöst wird, über die Schwelle der Dusche. Meine Haare wringe ich ein letztes Mal aus, lasse sie dann meinen Rücken hinab fallen. Meinen Körper tauche ich in das wohlige Gefühl des Handtuchs ein. Es wurde nicht per Luft, sondern mit einem Trockner getrocknet, das spüre ich sofort.
Mit der blauen Farbe bedeckt es alles, was bedeckt sein muss, doch auch nur so gut es geht. Rutscht es mir ein Stück zu hoch, könnte man mehr sehen als ich zulassen wollen würde.

Auf leisen Füßen und mit meiner Dreckwäsche auf dem Arm, trete ich in den Flur und sehe zur Treppe.  Unten ist alles still, nur aus einem entfernten Zimmer hört man Marley's Stimme. Was er sagt, kann ich nicht hören. Ich höre bloß das leise Murmeln und die kaum zu identifizierenden Worte.
Meine Füße bahnen sich den Weg links, zurück in mein Zimmer, in dem T meine Kleidung deponiert hat.

Noch bevor ich schnell genug reagieren kann, öffnet sich eine Tür direkt neben dem Bad und anliegend an mein Zimmer. Jemand kommt raus, läuft direkt in mich hinein, und meine Sachen fliegen schneller zu Boden als ich blinzeln kann, ebenso wie ich stolpere und den Halt um mein Handtuch ein kleines bisschen verliere.

Meine Worte bleiben mir im Hals stecken.
Die Person, die soeben aus dem Zimmer kam, war T.
Und er steht mir gegenüber, mit offenem Mund und geweiteten Augen, und weiß nicht wirklich was er sagen soll. Als er dann was sagt, wünschte ich, er hätte einfach geschwiegen.

"Du hast dir meinen Rat also zu Herzen genommen." Ein kleines Schmunzeln besetzt seine Lippen, deren Kräuseln mich verrückt machen.

Noch immer ohne Kommentar, ziehe ich das blaue Handtuch zurecht und sehe an mir runter, um auch sicher zu sein, dass nichts zu sehen ist.

"Was ist, hast du deine Zunge verschluckt?" Er bückt sich, um meine Kleidung aufzuheben, und ich will gar nicht genau hinsehen, denn neben meiner Hose und meinem Shirt hebt er auch meine getragene Unterwäsche auf, auf die er einen gewissen Blick wirft.

"Nein...", antworte ich zögernd, als er sie mir dann mit langsamen Bewegungen in die freie Hand drückt und ich mir das meiste der Kleidung unter den Arm klemme.

"Du siehst besser aus."

"Tja, ich fühle mich noch immer scheiße."

"Morgen wird es besser sein. Du brauchst Schlaf."
Ja, kann sein.
Wahrscheinlich brauche ich Schlaf.
Vielleicht brauche ich auch einfach Baldrian, um überhaupt in den Schlaf kommen zu können. So wie es aussieht, kriege ich noch immer vor lauter Frust und Anspannung kein Auge zu.

"Sicher" Ich gehe um ihn herum zu meinem Zimmer. Allein, dass ich dieses Zimmer als mein eigenes ansehe, löst in mir ein komisches Gefühl aus. Ein Gefühl, das ich kaum beschreiben kann. Es fühlt sich falsch an.

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