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Am nächsten Morgen werde ich wach, doch er ist weg. Neben mir hat er eine Leere hinterlassen, die mich auskühlt. Als ich nach unten komme, sitzen alle drei mit mehreren Zetteln am Küchentisch, über die sie zu diskutieren scheinen. Als sie mich bemerken, wie ich verschlafen, aber schon angezogen in den Raum komme, sehen sie mich alle mit einem anderen Ausdruck im Gesicht an.

Ardy wirkt von irgendwas genervt, und ich rede mir ein, dass ich nicht der Grund dafür bin. Marley lächelt kurz, sieht dann wieder weg, ebenso wie Ardy, und T? T beobachtet mich, während ich zu dem Tisch komme und mich neben ihn auf den Stuhl fallen lasse. Seine Augen sehen mich auf eine Weise an, die mir so viel lieber ist als sein kühler Ausdruck. Er sieht mich mit etwas an, das ich nicht beschreiben kann.
Es tut einfach gut, wenn man so angesehen wird.

"Wir haben letzte Nacht nichts besonderes entdeckt. Es sah für uns kaum nach einen Einbruch aus, sondern eher so, als hätte man sie hinein gelassen. Zumindest war das bei Lilli der Fall. Bei Rachel hat es an der Haustür so ausgesehen, als hätte man sie aufgeknackt.", erklärt mir Marley so schnell, dass ich Schwierigkeiten habe mitzukommen. Er schiebt mir Fotos vor die Nase, die nach der Haustür von Rachel aussehen. "Siehst du diese Spuren dort?"

Ich nicke.
"Aber wie schafft man es Mädchen zu entführen, aber dabei nicht aufzufallen? Die beiden müssen doch geschrien haben? Marie...sie muss doch auch geschrien haben, oder nicht?"

"Betäubungsmittel", schlägt Ardy vor und reibt sich seine Schläfe, dann die Augen. "Sie könnten sie ruhig gestellt haben."

"Und dann kann man sich sowieso nicht mehr regen.", fügt Marley hinzu und ich nicke schon wieder.

"Jedenfalls wird uns die Organisation helfen. Wir werden ihnen in ein paar Tagen einen Besuch abstatten.", sagt T und legt die Fotos beisammen, um sie zurück zu Marley zu schieben, der gebannt zu der abgebildeten Haustür schaut. "Sie halten so schon nach den beiden Ausschau, ich hab sie darum gebeten."

"Wir fahren zu ihnen?", fragt Ardy stutzig. Seine Augen sind groß geworden, wie Tennisbälle.

"Ja, wir fahren zu ihnen und unterhalten uns persönlich mit ihnen. Sie haben in ihren Akten über die beiden vielleicht noch weitere Dinge stehen, die uns helfen können, immerhin sind sie ihnen beinahe so lange wie wir auf der Schliche."

"Aber sie haben sie noch nicht gekriegt."

"Wir auch noch nicht so richtig.", stupst Marley Ardy an. "Und Duramónte?"

"Ich bin dran."

"Die ist in Paris.", sagt Ardy monoton, worauf T mit einem verwirrten Blick antwortet: "Ja...Ich weiß."

"Du weißt das?"

"Ich weiß alles.", zuckt T mit einer Braue. Ich verkneife mir ein leises Lachen, was er aber gehört haben muss, denn sein Blick wendet sich kurz mir zu. Seine Augen und meine treffen aufeinander. Da hängt was zwischen uns in der Luft.

Ich weiß, dass er an gestern denkt.
Ich denke ununterbrochen an gestern.

"Also-", klatscht Marley in die Hände und reißt uns damit auseinander. "Sonst ist uns gestern Nacht nichts aufgefallen. Die Nachbarschaft sah sauber aus. Wir fahren also in ein paar Tagen nach Düsseldorf und quatschen mit den Heinis dort, dann hängen wir uns wieder dran, die beiden Schweine zu finden. Du sorgst dafür, dass Duramónte noch ein Mal mit der Sprache rausrückt und uns unterstützt, denn wer kennt die beiden besser als sie, oder?"

"Es ist krank, Chloé auf die beiden anzusetzen.", murmelt Ardy urplötzlich wütend, "Ihr wisst beide, was sie durchgemacht hat."

"Sie kann helfen, Mann.", argumentiert T. "Und wir fahren am Samstag Abend."

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