Er drückt Ardy so sehr gegen den Türrahmen, dass mein Kopf sich bereits ausmalt, wie er ihn jeden Moment erstickt. Ich will was sagen, mein Mund öffnet sich, da lässt T seinen Freund aber schon wieder los, entfernt sich einige Schritte und räuspert sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwindet er in den Flur, läuft die Treppe hoch. Die Luft in diesem Haus ist zu dünn, um weiter unten bei Ardy zu bleiben, der mich so argwöhnisch ansieht, dass ich ihn am liebsten in sein Gesicht schlagen würde.
Ich hab ihn bis eben noch in Schutz genommen, jetzt will ich ihn einfach nur schlagen, weil er das mit T und mir mitbekommen und nichts gesagt hat. Weil er uns beobachtet hat, anstatt sich direkt bemerkbar zu machen."Du weißt nicht, auf wen du dich einlässt.", ist alles, was Ardy zu mir sagt, während ich an ihm vorbeigehe und zur Treppe will. Ich mache auf dem Absatz kehrt, um ihn anzusehen.
"Wie bitte?" Ich hab mich wohl verhört.
"Du weißt nicht, auf wen du dich einlässt.", wiederholt er abermals in einem Ton, der mir einen Stich versetzt. Der mir näher tritt als ich will.
"Ich dachte, ihr seid Freunde.", kommentiere ich seine blöde Aussage mit einer gewissen, berechtigten Abneigung. Redet man denn so über Freunde? Redet er gerade nur so über T, da er sauer auf ihn wegen der Sache mit Chloé ist?
"Wir sind Freunde.", sagt Ardy ganz beiläufig. "Aber er ist ein Arsch und das wissen wir alle. Er wird dir dein Herz brechen."
"Du warst noch der, der gesagt hat, dass das mit seiner Vergangenheit zu tun hat. Du hast ihn doch immer noch verteidigt."
Ardy lehnt seinen Kopf an dem Türrahmen ab und richtet sein Oberteil, das T zerknittert und verzogen hat.
"Stimmt" Ein Mundwinkel zuckt kurz in die Höhe, aber seine Mimik wird durch einen bitteren Blick erneuert. "Vielleicht hätte ich das nicht machen sollen. Ich verteidige ihn ständig, und wie dankt er es einem? Er kontaktiert die irre Ex und will sie in ein Problem involvieren, das sie lange hinter sich gelassen hat. Er reißt damit Narben auf und es ist ihm nicht bewusst."
"Es ist ihm bewusst, Ardy.", betone ich ruhig. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, aber er neigt seinen Kopf zu den Fenstern und lacht gehässig auf.
"Das denkst auch nur du. Deine Vorstellung von ihm ist gerade ja auch von rosa Zuckerwatte umhüllt. Du glaubst ihn zu kennen, aber das tust du nicht. Das tun ja nicht mal wir so wirklich. Keiner kennt den wahren Thaddeus Tjarks, sondern nur die Person, die er vorgibt zu sein. Der Kerl, der anderen die Fresse poliert, wenn sie was sagen, was ihm nicht passt. Ich hab die Schnauze voll davon."
"Du bist sauer auf ihn wegen der Sache mit Chloé, deshalb sagst du diese Dinge." Ich gehe zur tiefen Fensterbank, setze mich einfach darauf. Ardy's blau-grüne Augen sehen mich ergiebig an, fallen dann von mir ab. "Du meinst das nicht so."
"Doch, ich meine es genau so.", sagt er stur.
"Außerdem habe ich nie gesagt, ich würde ihn kennen, und glaube das auch nicht. Und er ist auch nicht mit Zuckerwatte umhüllt.", sage ich. Vielleicht ist er ein bisschen davon umhüllt. Okay, ein großes Bisschen.
"Er wird dir dein Herz brechen." Das sagt er so emotionslos, dass es mit T's Tonfällen konkurrieren kann. Ich halte den Atem an, ohne es zu merken. Ich bemerke es erst, als mein Brustkorb zu spannen beginnt. "Er wird niemals der Mann sein, den du haben willst, merk dir das. Du kannst T nicht ändern. Er ist seit einer Ewigkeit so ein verschlossener, grober Kerl, der keinerlei Einfühlsamkeit besitzt. Er wird sich nicht ändern. Das hat er weder für One-Night-Stands getan, noch für Leyla, und für dich wird er das erstrecht nicht tun."
Leyla.
One-Night-Stands.Meine Kehle fühlt sich ganz trocken an, meine Augen brennen und mein Herz pocht, aber ich fühle mich, als hätte es soeben meinen Körper für Urlaub verlassen. In meinen Fingern kitzelt das Gefühl, ihm eine reinhauen zu müssen, und mein Temperament züngelt sich in heißen Flammen an die Oberfläche. Ich habe mich in den letzten Stunden, Tagen ziemlich zurückgehalten und meine sanfte Seite die Oberhand nehmen lassen, aber wenn er solche Dinge sagt, die verletzend auf mich wirken, dann fällt es mir recht schwer ihm nicht auf der Stelle eine mitzugeben. Ich sehe in seine hellen Augen, die von dem Pony halb verdeckt werden, und innerlich bitte ich ihn mir noch einen Grund zu geben, um ordentlich laut zu werden.
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AWAKE
FanfictionDas Leben kann einen Menschen in die Knie zwingen - das musste Amani schnell feststellen. Mit ihren zwei Jobs versucht sie seit Jahren den Rest ihrer Familie über Wasser zu halten. Freizeit ist für sie eine Seltenheit und ihren Vater noch nüchtern z...