Meine Beine, alles an mir zittert als er meine Hand nimmt und wir uns wie schleichende Ninjas auf dem verkommenem Feld fortbewegen. Ich glaube, mein Blut hat noch nie so sehr gerauscht wie jetzt gerade, und ich habe auch noch nie eine Hand so sehr gedrückt wie seine in diesem Moment. Die Sonne strahlt am Horizont, die Stimmen, -männliche-, vom Inneren der Hütte werden mit jedem Schritt lauter. Meine Angst wird mit jedem Schritt größer.
"Ich gehe rein und suche nach Sophia.", flüstert er neben mir. Sein heißer Atem prallt an meinem Ohr ab. Ich nicke.
"Ich suche nach Austin."
"Nein", erwidert er wie aus der Pistole geschossen, die seine eine Hand umklammert hält. Seine Augen sehen mich an, wobei seine Silhouette in dem warmen Sonnenlicht getaucht wird. "Du wartest auf Ardy und Mary und passt auf, dass dich niemand sieht."
"Du hast gesagt, dass du mich beschützt und nicht alleine lässt." Seine Augen sehen so intensiv in meine, dass ich direkt im Boden versinken könnte.
"Indem du hier draußen bleibst beschütze ich dich, Am.", murmelt er. "Wenn ich dich mit dort rein nehme, dann endet das in einem einzigen Blutbad. Das ist zu gefährlich. Dort drinnen wird nicht nur Jerome sein, da werden auch seine verfickten Handlanger sein, die alles tun würden, um mich tot zu sehen."
"Noch ein Grund um mit dir zu kommen. Ich lasse nicht zu, dass dir irgendwer etwas an tut."
Ich stehe auf und will zu der Hütte schleichen, doch seine Hand zieht mich zurück und seine Augen flehen mich mit jedem Wimpernschlag mehr an.
"Du kannst nicht mit rein. Bitte, bitte bleib hier und warte auf Ardy und Marley. Sie sind bald hier, versprochen." Seine Hand streichelt mein Gesicht, sein Daumen fährt über meine Unterlippe. Ich nicke. Er drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, der sich nach etwas anfühlt, das mir durch Leib und Seele geht.
Nach Abschied.
Und vielleicht bilde ich mir dieses Gefühl auch nur ein, aber es rüttelt mich.T erhebt sich, sieht mich ein letztes Mal an und dreht sich dann um. In geduckter Haltung schleicht er zu der Hütte, die gute 20 Meter von mir entfernt steht, und in dem Licht der Sonne sehe ich ihn hinter dem morschen Holz verschwinden. Alleine sitze ich hinter einer Reihe Autos und habe fremde Kennzeichen genau vor meiner Nase. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
Das kann nur ein mieser Traum sein.
Es fühlt sich an wie ein richtig beschissener Traum.Ich sehe zu dem Feldrand und entdecke weit und breit keine Scheinwerfer. Ich entdecke kein kommendes Auto. Hier ist nichts. In Worten NICHTS. Nur ich, das Feld, die Autos, die Leiche des Mannes hinter einem Hügel und eine Hütte, in der jetzt gerade ekelhafte Dinge passieren. Und der Mann, den ich liebe, rennt gerade schnurstracks ins Kreuzfeuer.
Ich klappe das Messer aus, das er mir gegeben hat, und begebe mich wieder auf meine Beine.Ich kann nicht einfach hier sitzen und nichts tun.
Und ich kann auch nicht einfach auf die Jungs warten ohne zu wissen, wann sie überhaupt da sind. Ob sie überhaupt wirklich kommen.Fuck.
Ich eile wie ein flinker Ninja über den Platz zu dem Wohnwagen hinter der Hütte, den ich schon gesichtet habe, als ich hinten aus dem Lieferwagen ausgestiegen bin. Meine Beine brennen, aber ich weiß nicht ob sie das aus Angst tun, oder da ich einfach unsportlich wie eine Kartoffel bin. Ich schlucke, aber es kommt nur der Drang zu husten, da mein Hals so trocken ist. Der Wohnwagen ist nun direkt neben mir. Ich lehne an der Seite, dort wo kein Fenster ist, und Stimmen dringen von innen nach außen. Dumpf, nicht zu entziffern. Ich schleiche zu einem Fenster auf der hinteren Seite, damit mich niemand hier stehen sehen kann, und spähe vorsichtig hinein.
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AWAKE
FanfictionDas Leben kann einen Menschen in die Knie zwingen - das musste Amani schnell feststellen. Mit ihren zwei Jobs versucht sie seit Jahren den Rest ihrer Familie über Wasser zu halten. Freizeit ist für sie eine Seltenheit und ihren Vater noch nüchtern z...