Lässig lehnte ich am gläsernen Geländer der großen Wendeltreppe und beobachtete wie mein Bruder einen kleinen, schwarzen Koffer nach oben zog.
„Hör auf zu glotzen, und hilf mir lieber", motze er und zog das viel zu kleine Gepäckstück ungeschickt über die nächsten Stufen.
Ja, Matt konnte schon eine ziemliche Diva werden, wenn er was mal nicht hinbekam. Vorallem wenn es um solche banalen Sachen ging, wie einen Koffer die Treppen hochzutragen, was eigentlich jeder Idiot schaffen sollte. Aber so war mein großes Brüderchen eben- er konnte einfach nicht verlieren oder sich eingestehen, in irgendwas schlechter als ich zu sein. Obwohl es da einige Dinge gab. Wie zum Beispiel einen Koffer die Treppen hochzuziehen, weshalb ich mich endschied ihm zu helfen. Dieses Trauerspiel konnte man sich ja nicht ansehen.
„Stell dich nicht so an", ich riss ihm energisch den Koffer aus der Hand und trug ihn elegant nach oben.
Selbst ist die Frau.
„Du fragst dich gar nicht was ich damit vorhab?", grinste er.
Die schlechte Stimmung schien wie verflogen zu sein, oder vielleicht versuchte er auch nur hinterhältig zu vertuschen, dass sein "kleines Schwesterchen" im gerade helfen musste.
„Bei dir frage ich mich gar nichts mehr. Und außerdem bin ich sehr müde und werde jetzt ein heißes Bad nehmen."
Matt zuckte nur mit den Schultern, während ich die zwei weißen großen Flügel der Badezimmertür aufstieß und meine rosanen Pantoffel über den glänzenden, warmen Boden schleifte.
Die Tür viel hinter mir krachend ins Schloss, was mich nicht weiter interessierte.
Meine Eltern regten sich zwar immer darüber auf, doch sie waren gerade eh nicht da. Und außerdem würde das meinen filmreifen Auftritt nicht halb so filmreif wirken lassen.
Mit wenigen Handgriffen drehte ich den Hahn auf, und ließ das warme Wasser in die Badewanne, die in der Mitte des Raumes stand, laufen. Abgerundet wurde die gemütliche Atmosphäre von rosafarbenen Kerzen, die ich anzündete. Bereits nach wenigen Sekunden stieg mir der liebliche Duft von Himbeeren in die Nase. Dann konnte ich mich endlich, müde in die Badewanne fallen lassen und geradeaus starren. Dort erstreckte sich nämlich eine Fensterwand, sodass man einen perkfekten Ausblick auf den Strand hatte, die ich allerdings schnell mit einen Knopfdruck durch Rollläden verschließen ließ. Ausblick schön und gut, aber am Ende saß da noch einer am Strand und beobachtete mich beim Baden.
Stattdessen machte ich etwas Musik an, und ließ meinen Kopf erschöpft unter Wasser tauchen.
Nach einem harten Tag wie diesem, gab es einfach nichts besseres als ein heißes Bad. Obwohl ich ehrlich gesagt selbst an meinem Schicksal schuld war. Wir hatten lange, erholsame Sommerferien, doch ich hatte vergessen meine Schulsachen mit in den Urlaub zu nehmen und durfte jetzt alles am letzten Tag erledigen.
Die Interpretation von "vergessen" war jedem dabei frei überlassen.
Morgen war auf jeden Fall der erste Schultag, und ich wusste noch nicht was ich anziehen sollte. Ich weiß, unnötig, aber trotzdem musste ich mir noch Gedanken machen. Denn Morgen war sozusagen: Der Anfang vom Ende - der Beginn meines letzten Schuljahres.
Dafür hatte ich noch mal meine gesamten Handlettering Künste an meinen Schulsachen ausprobiert und meine letzten Washi-Tape Vorräte aufgebraucht. Obwohl ich natürlich wusste, dass meine Hefte in zwei Wochen eh schon wieder zerfleddert in meinen Spind chillen würden.
Ich lehnte mich wieder zurück und versuchte meine Gedanken auszustellen. Die meisten Leute würden jetzt sagen, ich würde ja sowieso nie denken, aber das stimmte nicht. Auch wenn von mir eigentlich auch nie mehr erwartet, als mir irgendwann einen reichen Mann zu suchen und weiter im Luxus zu leben, war das nicht mein Lebensziel. Auf Geschäfsessen meines Vaters sahen die Leute mich zwar genauso an, doch nach all den Jahren hatte ich gelernt es zu ignorieren.
Mein Handy vibrierte und zeigte mir eine neue Nachricht von Instagram an.
Ich trocknete kurz meine Hände an einem flauschigen Handtuch ab und entsperrte es.
„Bella! Beeil dich, ich hab hunger!", erschrocken fuhr ich hoch und ließ mein Handy in die Badewanne fallen.
Na toll.
Schnell fischte ich es wieder raus und sah, dass es zum Glück noch anging.
Mein nerviger Bruder klopfte erneut an die Badezimmertür und rief verzweifelt: „Hunger!", was ich durch die Tür "leider" nur gedämpft verstehen konnte.
Schnell schwang ich mich aus der Wanne, schlüpfte in meine Unterwäsche und darüber in meinen schwarzen, seidenen Kimono, den ich für ganze 2,000$ erstanden hatte.
Genervt schob ich die Tür auf und bekam fast Matts Faust ins Gesicht, der gerade nochmal klopfen wollte. „Und du hast deine letzten Notfallgummibärchen im Badezimmer versteckt und bist deshalb am verhungern, oder wie darf ich das verstehen?", provizierte ich ihn.
Früher versteckte er wirklich immer Gummibärchen, womit ich ihn immernoch aufzog. Ich meine, vielleicht machte er dass ja immer noch
...wenn keiner zusah?
„Nein, aber wir haben heute einen Gast, der vor zehn Minuten gekommen ist. Und Mum und Dad wollen auf dich warten, bevor wir anfangen zu essen. Also beweg deinen Arsch in dein Zimmer und zieh dich um", verlangte er und rollte auf meinen Kommentar mit den Gummibärchen nur mit den Augen.
„Kein Stress, Brüderchen!", ich klopfte ihm grinsend auf die Schulter und drückte mich dann an ihm vorbei um in mein Zimmer zu gelangen.
Mein begehbarer Kleiderschrank sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, weshalb ich kurzerhand nach einem schwarzen langen Jumpsuit griff. Meine Haare föhnte ich nur kurz an und band sie schließlich zu einem ordentlichen Zopf, weil ich unter den genervten Blicken meines Bruders viel zu gestresst war.
Dann zog ich mir meine goldenen High Heels und tapste schließlich hinter meinem Bruder nach unten.
Als ich sah wer am Tisch saß riss ich überrascht meine Augen auf.
Ich hatte mit einem mitte 50 Jährigen Kollegen meines Dads gerechnet, doch nicht mit einem jungen und dazu noch sehr attraktiven Mann.
Da wurde meine Laune doch glatt viel besser.
Lächelnd ließ ich mich auf meinen gewohnten Platz, der zufällig neben Mr Perfect lag, fallen, wessen braune Augen mich gepannt musterten.
Matt tat es mir gleich, und setzte sich mir gegenüber. „Das ist meine kleine Schwester Isabella.", sprach mein Bruder misstrauisch. Am liebsten hätte ich ihn getreten. "Kleine Schwester" klang immer so
...klein.
„Und das Bella, ist mein Kumpel Noah, der für eine Zeit hier wohnen wird." Jede normale Schwester hatte sich gewundert, dass einfach so jemand einzieht. Aber das war nicht das erste Mal, dass mein Bruder irgendwelche Kumpels von ihm bei uns wohnen ließ.
Aber das erste Mal, sah er so gut aus.
Ich lächelte ihn freundlich an, und hob dann mein Glas in dem sich mein liebster Wein befand.
„Auf Noah". Meine Eltern und Matt hoben ebenfalls ihre Gläser und sprachen mir nach.Auf Noah...
DU LIEST GERADE
it's not that easy.
Teen Fiction*Wird am 31. April offline genommen!!* Ihr Leben ist sowas von perfekt. Sie lebt im wohl schönsten Haus der Stadt, ist hübsch und nicht auf den Kopf gefallen. Die meisten Leite jucken sie nicht, solange sie ihr nicht auf die Nerven gehen. Das einzi...