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Taehyung

Langsam hob ich meinen Blick, der die ganze Zeit auf meinen Block vor mir gerichtet war. Da ich Unterricht langweilig fand, beschäftigte ich mich meistens mit dem Herumkritzeln auf irgendwelche Blätter und auch jetzt wollte ich meiner Tätigkeit weiterhin nachkommen, doch scheinbar hatten wir einen neuen Schüler.

Hatte Mr Lee ihn uns nicht sogar angekündigt gehabt?

Stumm musterte ich den Brünetten Jungen, der neben meinem Lehrer stand. Es war der Junge von heute morgen, der vor dem Bus beinahe umgeschubst worden war. Nun, bei uns musste man sich erst an das grobe Geschubse gewöhnen, bevor man zurecht kam, und er würde das ebenso lernen müssen. Sein Blick war wie heute Morgen gesenkt, scheinbar war er schüchtern oder fühlte sich nicht wohl hier, was bei den ganzen, neugierigen Blicken nicht allzu verwunderlich war. Auch ich betrachtete ihn, musterte seine feinen Gesichtszüge und seine dunklen Augen, die ängstlich etwas am Boden zu suchen schienen.

Trotz der Aufforderung meines Lehrers schien mein neuer Mitschüler kein Wort sagen zu wollen und trat unruhig von einem Bein aufs andere. Erst, als Mr Lee ihn auffordernd anstupste, wodurch der Kleinere zusammenzuckte, riss er sich zusammen und hob langsam seinen Blick. Seine Augen huschten verunsichert hin und her, bis sie bei mir kurz hängen blieben. Scheinbar schien er mich wiederzuerkennen, weshalb ein klein wenig Erleichterung in seinem Blick auftauchte.

Oh Gott.

"A-Also, mein N-Name ist Jeon Jungkook u-und ich bin 17 Jahre alt... Wir haben schon einmal in D-Daegu gelebt, sind aber dann weggezogen u-und jetzt wieder z-zurück...", stellte er sich, mehr schlecht als recht vor und nur mit Mühe verstand ich überhaupt, was er gerade gesagt hatte. Dennoch war unser Lehrer völlig mit ihm zufrieden, was wohl auch daran lag, dass er bemerkt hatte, wie unwohl sich Jungkook fühlte.

Nun, wenigstens ein sozialer Mensch an dieser Schule.

"Seid nett zu ihm, ja? Er kann Freunde gebrauchen, die sich um ihn kümmern und ihm helfen, sich hier einzuleben", meinte Mr Lee beinahe streng und musterte uns Schüler. Allesamt nickten wir artig und beobachteten Jungkook, der einfach betreten auf seine Füße starrte, als wäre es das Interessanteste auf dieser Welt. Und schon jetzt wusste ich, dass ich auf diesen Jungen als Freund getrost verzichten konnte.

"Setz dich doch neben Jimin", wandte sich Mr Lee lächelnd an den Neuen und deutete auf mich und Jimin. Wir saßen in der letzten Reihe, zu zweit an zwei Tischen und somit war neben dem Älteren tatsächlich ein Platz frei, den Jungkook nun belegen sollte. Abgesehen von mir war Jimin der einzig Coole dieser Klasse, mit dem man gerne Zeit verbrachte und kurz tauschten wir vielsagende Blicke miteinander aus. Zwar war Jimin deutlich offener als ich und auch zu Fremden sehr nett, aber wir beide hatten wenig Lust darauf, Babysitter zu spielen.

Das war so typisch.

Skeptisch beobachtete ich, wie Jungkook langsam auf uns zuging und sich neben den kleineren Jungen setzte. Er rutschte schüchtern ein wenig zur Seite und ich konnte nicht anders, als meine Augen zu verdrehen.

Wie von selbst glitten meine Finger zu dem roten Armband an meinem Handgelenk und ich musste augenblicklich an Hoseok, meinen festen Freund, denken. Wir waren damals als gewöhnliche Freunde im Park spazieren gegangen, als ich das Band gefunden hatte und er hatte es mir um mein Handgelenk gebunden. Ich konnte nicht erklären, wieso, doch dieses rote Band hatte eine wichtige Bedeutung für mich und noch dazu erinnerte es mich stets an Hoseok. Somit würde ich es niemals freiwillig ablegen wollen und immer bei mir tragen.

Es war für mich wohl der wichtigste Gegenstand, der existierte.

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt