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Jungkook

Konzentriert sprühte ich die Farbe auf unsere Leinwand und achtete dabei genauestens auf die Linien, die entstanden. Meine Hand durfte nicht zittern und ich durfte mich nicht anspannen, da ich sonst die Kontrolle verlieren würde und damit alles versauen würde. Das war nicht mein Plan und da ich das hier mit Taehyung zusammen machte, gab ich mir besonders viel Mühe. Immerhin wollte ich ihn nicht enttäuschen, noch wollte ich, dass er sich dann plötzlich doch anders entschied und mich dann nicht mehr mit hierher nahm.

So langsam konnte ich verstehen, wieso der Ältere gerne hier war. Es war eine perfekte Ablenkung von allem, was einem so im Kopf herum schwirrte. Man musste sich nur auf eine Sache konzentrieren und konnte alle anderen erst einmal außen vor lassen. Es fühlte sich befreiend an und tatsächlich sogar etwas gut, mal etwas verbotenes zu tun. Ich fühlte mich lebendiger, viel freier und auch viel glücklicher. Das hieß natürlich nicht, dass ich schlimmere Sachen machen würde. Das Sprayen reichte mir völlig aus und Yoongi-Hyung würde alles andere doch sowieso nicht erlauben. Mich wunderte es, dass er hiergegen nichts sagte, obwohl er Taehyung ja eigentlich nicht einmal wirklich leiden konnte. Das erkannte man vor allem an seinen Blicken, dem er den Blonden hin und wieder zuwarf.

Als ich gerade auf diese Person einen Blick warf, erkannte ich, dass seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderem lag und ich konnte nur erahnen, dass es was mit Hoseok zu tun haben musste. Beide hatten einen gewissen Abstand, den sie wohl nicht mochten und es klären wollte. Darum sagte ich auch nichts, sondern sprayte weiter und wartete darauf, dass Taehyung mir sagen würde, dass er gehen musste. Doch das kam nicht. Stattdessen hörte ich, wie er eine neue Dose nahm und mit dieser dann ebenfalls anfing, die Leinwand zu verschönern.

Die Stimmung zwischen uns war zwar noch immer relativ angenehm, aber wir beide sagten nichts, weshalb es sehr still war. Auch wenn ich ein Freund von Ruhe und Stille war, gefiel es mir gerade überhaupt nicht und fieberhaft überlegte ich, was ich sagen könnte. Aber was war schon richtig? Oder gab es überhaupt richtig oder falsch? Manchmal wollte ich mich für meine eigene Schüchternheit wirklich schlagen. Jetzt fing ich schon an, Angst davor zu haben, überhaupt etwas zu sagen... wie weit sollte das ganze noch gehen?

,,Wie geht es der Person, die im Krankenhaus liegt?", erkundigte sich Taehyung plötzlich und sofort wandte ich meinen Blick zu ihm. Das hatte er sich wirklich gemerkt? Eher hatte ich gedacht, dass es ihn nicht interessieren würde und er es längst vergessen hatte. ,,Oder ist sie wieder draußen?"

,,Leider nicht...", gab ich leise und etwas niedergeschlagen zu, während meine Aufmerksamkeit sich wieder auf das Bild vor uns richtete. Es war schon bald fertig und dann mussten wir uns überlegen, wie wir es abschließen würden. ,,Vielleicht wird das auch nie passieren. Die Chancen stehen zur Zeit nicht sonderlich gut." Auch wenn ich positiv denken sollte und vor allem Hoffnung haben, war es verdammt schwer, wenn jeden Tag etwas anderes gezeigt wurde. Immerhin sah ich jeden Tag, wie sie litt und immer schwächer wurde.

,,Das wird schon wieder", lächelte mich Taehyung an und versuchte mich offenbar damit aufzuheitern, aber mir war schon lange vorher aufgefallen, dass es einfach nicht zu seinen Stärken zählte. Darum winkte ich stumm ab und machte mich wieder an die Arbeit heran, ohne ihm darauf etwas zu antworten. Ein Seufzen seinerseits ertönte, was ich dieses Mal allerdings ignorierte. Erst, als er sich räusperte, warf ich einen fragenden Blick auf ihn und sofort erkannte ich das breite Grinsen, welches auf seinen Lippen lag.

,,Schau mal, Kleiner~", grinste Taehyung fröhlich und etwas irritiert legte ich meine Dose nieder, als er von seiner Seite ein Stück zurück trat, um mir die Initialen zu zeigen, die er gesprayt hatte. Augenblicklich weiteten sich meinen Augen und beinahe fassungslos sah ich zu Taehyung, der sich aber schon abgewandt hatte, um die Spraydosen  wieder einzupacken. Ich hatte gedacht, dass er nur seinen Namen dazu schreiben würde, so, wie er es immer tat, aber scheinbar war es dieses Mal anders. Dieses Mal stand etwas anderes auf der Leinwand und irgendwie machte mich das wirklich glücklich.

V und JK

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt