Jungkook
Mit großen Augen sah ich zu Taehyung und musterte ihn erst einmal etwas. Seine ausgesprochenen Worte konnte ich mir selbst gerade nicht erklären und obwohl sie so einfach waren, so einfach klangen und eigentlich verständlich waren, spürte ich dennoch, dass dahinter viel mehr steckte, als Taehyung mir wohl vermutlich zeigen wollte.
Die Neugierde packte mich und am liebsten hätte ich ihn jetzt genau gefragt, was er eigentlich damit meinte, was es auf sich hatte und wieso es ihm so viel bedeutete, aber da er gerade mit dem Sprayen beschäftigt war, wollte ich ihn nicht stören und wandte mich dann selbst ab, um mein eigenes, kleines Bild zu beenden.
Ich hatte mit der schwarzen Farbe ein Käfig gesprayt - einen geschlossenen, der symbolisieren sollte, wie ich mich in meiner eigenen Haut fühlte. Ja, ich fühlte mich tatsächlich nicht sonderlich wohl und würde am liebsten so einiges an mir verändern. Ich fand mich weder schön, noch irgendwie besonders und auch mein unsicherer, schüchterner Charakter passte mir nicht. Alles in einem - ich fühlte mich so, als würde ich eingeschlossen in einem Käfig sitzen und nicht mehr herauskommen. Ich hatte mich selbst eingeschlossen und den Schlüssel fallen gelassen.
Aber dann fiel mir auch wieder Yoongi ein, der sein Bestes gab, um genau das zu ändern. Er hatte sich extra für mich einen kleinen Vogel tätowieren lassen und erst hatte er mir die Bedeutung nicht sagen wollen, aber gerade jetzt, wo ich meine eigene, selbst erstellte Kunst betrachtete, kam mir ein Spruch in den Sinn, den er mir einmal gesagt hatte.
Selbst ein Vogel im Käfig gibt die Hoffnung auf Freiheit nicht auf.
Ein leichtes, unerkennbares Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich langsam die metallische Dose sinken ließ und sie somit verstummte. Ich durfte nicht aufgeben, sondern mich irgendwie ändern. Ich wollte selbstbewusst werden und anfangen, mich selbst zu akzeptieren. Erst dann würde ich vielleicht auch glücklicher werden und vielleicht müsste man mich danach auch nicht mehr beschützen. Das...das wäre schön.
Doch meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Taehyung mich antippte und schreckhaft zuckte ich zusammen. Die Dose fiel dabei mit einem kleinen Klacken zu Boden und nun sah ich zu dem Älteren etwas hinauf, der mich ebenfalls nur kurz musterte und dann seine Hand ausstreckte, um diese an meine Wange zu legen. Überrascht weitete ich meine Augen und spürte, wie die Stelle, die er mit seinen warmen Fingern berührte, anfing zu kribbeln. Wie machte er das nur?
,,Du hattest da Farbe", erklärte er mir, als er seine Hand wieder weg zog und nun erkannte ich an seinem Daumen wirklich die schwarze Farbe. Peinlich berührt wandte ich deswegen den Blick wieder ab und sah kurz auf die Uhr meines Handys, welches bis eben noch in meiner Jackentasche gechlummert hatte. Die Uhrzeit zeigte mir an, dass ich bereits gehen musste, wenn ich noch vor Ende der Besuchszeiten im Krankenhaus sein wollte.
,,Ich muss gehen", teilte ich Taehyung dann mit, der mich erst verwirrt ansah, aber mein Blick allein reichte ihm, damit er verstand und erleichtert atmete ich etwas durch, als seine Miene etwas weicher und ja, sogar sanfter wurde. Er schien zu verstehen, dass es mir verdammt wichtig war und am schönsten fand ich es, dass er mich nicht direkt ausfragte.
,,In Ordnung...aber wenn etwas sein sollte, dann kannst du gerne zu mir kommen, ja?"
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𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪
Fanfiction»Nichts kann jemals den unsichtbaren Faden zwischen zwei Menschen zerreissen, die dafür bestimmt sind, zusammen zu sein.« Das Schicksal des roten Fadens besagt, dass es ein Band zwischen zwei Personen gibt. Der Faden ist unsichtbar und unzerstörbar...