Taehyung
Ich wusste noch immer nicht so recht, was ich davon halten sollte, dass Jungkook unbedingt mit mir zum Friseur wollte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er es nur versucht hatte schönzureden, damit ich mitkam, es aber in Wirklichkeit einen Neustart darstellen sollte. Das würde es jedem zeigen, jedem symbolisieren. Auch Hoseok. Wir waren nicht mehr zusammen und plötzlich waren meine Haare blau anstatt blond. Es war doch offensichtlich, was das bedeutete.
Nichtsdestotrotz hatte ich mich dazu überreden lassen. Jungkook gab sich wirklich Mühe und wollte, dass ich mich besser fühlte. Er hatte mir sogar Japchae gekocht und ich musste zugeben, dass er verdammt gut im Kochen war. Wieso das so war, hatte ich mich zwar nicht getraut zu fragen, sondern akzeptierte es einfach, aber es hatte dazu beigetragen, dass ich neuen Mut gefasst hatte. Ich wollte neue Kraft tanken, um Hoseok erneut unter die Augen zu treten und ihm zu beweisen, wie wichtig er mir war. Verbindung zu Jungkook hin oder her, wir waren nur Freunde.
Hoseok war der Einzige, den ich liebte und an meiner Seite brauchte.
"Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das eine gute Idee ist...", gab ich leise zu und betrachtete missmutig den Friseursalon, an dem wir soeben angekommen waren. Er wirkte ganz niedlich, Menschen saßen darin und schienen zufrieden zu sein, aber dennoch war ich selbst nicht allzu begeistert. Ich wollte hier nicht sein, das war nicht mein Platz, hier gehörte ich nicht hin. Und ich wusste nicht, ob das Haare färben das Ziel erreichen würde, welches mir Jungkook angepriesen hatte.
"Hab Vertrauen, Taehyung", erwiderte Jungkook nur und lächelte mich lieb an. Mein Blick fiel auf ihn und ich musterte ihn, betrachtete seine optimistische, fröhliche Miene, die versuchte, mich anzustecken. Seine feinen, hübschen Gesichtszüge und dazu diese vollen, zartrosa Lippen, die meine Augen förmlich anzogen, die versuchten, mich auf ihre Seite zu ziehen. Diese Schönheit, die er ausstrahlte und die mich einhüllen wollte, die ich heute so viel intensiver wahrnahm. Warum hatte ich all die Zeit über nicht bemerkt, wie gutaussehend er eigentlich war?
"Wie du meinst", murmelte ich nur und betrat mit ihm zusammen den Laden. Direkt wurden wir von einer Frau mittleren Alters willkommen heißen, die mich breit anstrahlte und einmal genauestens musterte. Mir fiel auf, dass sie Ähnlichkeiten zu Jungkook trug, ihre Lippen hatten dieselbe Form und auch ihre Augen ähnelten sehr den seinen. Nur hatte sie dunkellila gefärbte Haare, während Jungkooks langweilig braun waren. Hm. Ich war mir sicher, ihm würde eine andere Farbe ebenfalls stehen... ich musste ihn nur noch dazu überreden, sich ebenfalls seine Haare zu färben.
"Hallo, Tante", begrüßte Jungkook ein wenig zurückhaltend die Frau, wurde aber sogleich in eine feste Umarmung von ihr gezogen und von Worten überschüttet. Dem armen Jungen war anzusehen, wie überfordert er dadurch war und dass er ganz bestimmt nicht deswegen hierher gekommen war, weshalb ich mich nun umsah und den Laden hier inspizierte.
"Sie werden mir also meine Haare blau färben?", fragte ich die Tante von Jungkook und legte fragend meinen Kopf schief. Nun endlich ließ sie von ihrem Neffen ab und wandte sich mir zu, nickte direkt zustimmend. "Ja, mein lieber Taehyung, natürlich. Such dir eine Farbe aus und wir können direkt anfangen", grinste sie und deutete auf einen Schrank, der gefüllt war mit verschiedenen Haarfärbemitteln. Woher sie meinen Namen kannte, hinterfragte ich nicht, immerhin hatte Jungkook den Termin für mich organisiert und so ging ich einfach auf diesen Schrank zu und zog den Blauton heraus, der mir als erstes ins Auge stach.
"Das sieht hübsch aus", kommentierte ich meine Wahl und schaute mir die Farbe etwas genauer an. Es war helleres Blau, erinnerte an den strahlenden Himmel und da meine Haare aktuell noch blond waren, würde die Farbe auch so hell herauskommen. Darauf freute ich mich nun tatsächlich. Schon so lange hatte ich mir das gewünscht und endlich würde ich es durchziehen können. Das war... wirklich ein schönes Gefühl.
"Sehr schön. Nimm doch Platz, ich bin gleich bei dir", lächelte die gut gelaunte Frau mich an. Sie wirkte noch viel aufgeregter als ich es war, sogar Jungkook war aufgeregter als ich. Das konnte ich in seinen leuchtenden Augen sehen. Oder aber er hoffte einfach ganz stark darauf, dass mir das Färben tatsächlich helfen konnte, wieder stärker zu werden und den starken, unabhängigen Taehyung in mir wiederzufinden, vor allem, da ich mich nun vollends auf seinen Plan eingelassen hatte.
Und, wer weiß, vielleicht behielt er ja damit recht. Es wäre zumindest wirklich schön, wenn das hier klappte.
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𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪
Fanfiction»Nichts kann jemals den unsichtbaren Faden zwischen zwei Menschen zerreissen, die dafür bestimmt sind, zusammen zu sein.« Das Schicksal des roten Fadens besagt, dass es ein Band zwischen zwei Personen gibt. Der Faden ist unsichtbar und unzerstörbar...