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Taehyung

Jungkooks Wangen nahmen sogleich einen rötlichen Ton an, als ich ihm diese Frage stellte. Aufmerksam beobachtete ich ihn dabei, musterte ihn. Dank ihm hatte ich tatsächlich meinen Liebeskummer verdrängen und mich auf die Gegenwart konzentrieren können, weshalb ich ruhiger und weniger abweisend war. Wobei, dass ich nicht mehr so abweisend war, wie es eigentlich meiner Natur entsprach, hatte einen anderen Grund. Und dieser war er selbst.

"Also... uhm..." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und schaute mich aus großen Augen schüchtern an. Ermutigend lächelte ich ihn an und wuschelte leicht durch seine Haare. Auch wenn ich noch nicht ganz bei Kräften war und nicht ehrlich lächeln konnte, gab ich mir Mühe und ließ Jungkook das auch sehen. Glücklicherweise bemerkte er es und atmete deswegen nun tief durch, versuchte sich selbst zuzusprechen und richtete seinen Blick dann wieder auf das Bild, das er gesprayt hatte.

Es war wirklich wunderschön, ein wahres Meisterwerk, das musste ich offen und ehrlich zugeben. Er war verdammt talentiert, ein kleiner Künstler und irgendwie freute ich mich schon darauf, weitere seiner Werke zu sehen. Jungkook konnte so präzise und feinfühlig sprayen, jeder Strich von ihm war gewollt und ich konnte wirklich nicht aufhören zu staunen. Wenn er mir jetzt noch die Bedeutung dahinter sagte, dann würde ich dies ganz gewiss zu dem schönsten Bild, das ich jemals gesehen hatte, ernennen.

"Uhm... kennst du die Legende des Schicksalfaden?", wollte er von mir wissen und sah unsicher zu mir. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um ihm zu symbolisieren, dass das nicht der Fall war und er weiterreden sollte. "Also, die Legende ist eigentlich ziemlich kurz. Sie erzählt davon, dass wenn Menschen füreinander bestimmt sind, ein magischer, roter Faden sie verbindet. Dieser ist es, der sie zusammenführt und sie für immer vereint."

Nun hielt Jungkook inne und zog aus seiner Hosentasche den kleinen, roten Faden hervor, den Yoongi ihm vor einigen Wochen geschenkt hatte. Noch immer trug er absolut dieselbe Farbe wie das Armband an meinen Handgelenk und automatisch fiel mein Blick darauf. Kurz musterte ich es, spürte, wie es in meinem Hirn ratterte und brauchte einen Moment, bis ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Meinte er etwa wirklich...?

"Und... na ja, ich glaube fest daran, dass auch wir durch so einen Faden verbunden werden. Dass wir deswegen Freunde geworden sind und jetzt zusammen hier sind und... ja...", erklärte er weiterhin etwas schüchtern und kratzte sich wieder leicht am Hinterkopf. Ihm war anzusehen, dass er sich gerade nicht allzu wohl fühlte, da ich einfach nicht antwortete. Jedoch verarbeitete ich gerade erst seine Worte, während ich abwechselnd mein Armband und seinen roten Faden anstarrte.

Und dann fing ich an, loszuprusten.

Es war keine Absicht. Ich wollte Jungkook nicht auslachen, weil er an so einen Schwachsinn glaubte. Aber es klang einfach zu lustig, zu lächerlich und zu verzweifelt. Wieso sollte man an so etwas auch glauben? Das war dumm. Jeder war für sein eigenes Schicksal verantwortlich, jeder musste sich seinen eigenen Weg durchs Leben schlagen und die Liebe seines Lebens finden. Keine Legende, keine Vorherbestimmung würde das für uns übernehmen.

Das war einfach nur dämlich.

"Ich fasse es nicht, dass du wirklich an so etwas glaubst", gab ich lachend von mir und wischte die Lachtränen weg, die entstanden waren. Ich hielt meinen Bauch vor Lachen, versuchte mich dann aber rasch zu beruhigen, um mich wieder auf Jungkook zu konzentrieren. Was ich mir hierbei dachte und wieso ich das gerade tat, wusste ich nicht. Ich dachte nicht über die Folgen hiervon nach. Das tat ich nie.

Doch Jungkook antwortete mir nicht, er sagte nichts und schaute mich auch nicht an. Langsam verstaute er seinen Faden wieder in seiner Tasche, hielt seinen Blick gesenkt und wagte es nicht einmal, sein eigenes Bild anzuschauen. Verwirrt davon hörte ich nun ganz auf zu lachen und betrachtete ihn fragend, wollte wissen, was jetzt auf einmal mit ihm los war. Verstand er denn nicht, dass so ein Aberglaube nicht der Wahrheit entsprach?

"Jungkook? Tut mir ja leid, wenn du an sowas glaubst, aber damit solltest du echt aufhören. So ein einfacher, roter Faden hat nichts zu bedeuten und macht erst recht keine Freundschaft aus", versuchte ich ihm zu erklären und legte meine Hand auf seine Schulter. Aber Jungkook schlug diese nur harsch weg, sah mich immer noch nicht an und ich konnte sehen, wie er sein Kiefer anspannte. Hatte ich etwas falsches gesagt?

Aber dann plötzlich wandte er sich ganz von mir ab und murmelte leise folgende Worte:

"Du hast recht..."

Und im nächsten Moment drehte er sich auch schon um und stürmte davon, ließ mich allein und verwundert zurück. Doch leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das das letzte Mal sein würde, das wir uns sehen würden. Für eine schmerzhaft lange Zeit.

-

Und damit beende ich heute Mal die Lesenacht und lasse euch mit einem fiesen Cut zurück:3

Bis morgen~

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt