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Jungkook

Heute würde die Beerdigung stattfinden und ich fühlte mich absolut nicht bereit dazu.

Mein Körper, sowie mein Herz und mein Verstand sagten mir alle gleichzeitig, dass ich diesen heutigen Tag nicht überleben würde. Ich würde zusammenbrechen und nicht einmal Jimin oder Yoongi würden mir dabei helfen können. Nur einmal hatten sie mich bei einem Zusammenbruch erlebt und schon da hatten beide überhaupt Schwierigkeiten gehabt, mich zu beruhigen. Wieso sollte es dann auch heute anders sein? Leicht biss ich mir auf die Lippen, als mir wieder einmal klar wurde, wie viel Zeit ich von den beiden doch beanspruchte und das schlechte Gewissen mischte sich sofort mit ein. Die beiden waren so süß zusammen, doch mit meinem aktuellen Stand, hielt sich Yoongi viel öfters bei mir auf und ich hatte Angst. Angst davor, dass Jimin genauso wie Hoseok reagieren und Schluss machen würde.

Reichte es nicht schon, dass ich bereits eine Beziehung zerstört hatte?

Verzweifelt fuhr ich mir durch meine Haare und zog leicht an ihnen. Ich wusste wirklich nicht mehr weiter und war an dem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr wollte. Vor mir, im Spiegel, stand ein schmächtiger Junge, dessen Anzug ein wenig durch das fehlende Gewicht viel zu groß aussah. Die Haut war blass, dunkle Augenringe hatten sich gebildet und allgemein schien dieser Junge unendlich traurig zu sein. Und genau deswegen, weil ich so aussah, wagte ich es nicht, nach unten zu den anderen zu gehen. Nicht einmal, als es klingelte und offensichtlich war wieder jemand gekommen. Doch wie sollte ich allen unter die Augen treten können? Gestern hatte ich ein Gespräch zwischen meinem Vater und meiner Tante belauscht, als er meinte, dass er einen starken Sohn haben wollte und brauchte, doch der war ich nicht.

Wieder einmal war ich nur eine Enttäuschung.

Erst, als meine Zimmertür vorsichtig aufging, kam ich aus meinem Selbstmitleid heraus und drehte mich um. Ich erwartete, dass es Yoongi sein würde, der sich sorgte oder vielleicht sogar ein Jimin, der für mich da sein wollte, aber dass gerade Taehyung wieder hier war, hatte ich nun wirklich nicht kommen gesehen. Mit großen Augen musterte ich den Schönling, der leider immer noch in meinem Herzen war und schwer musste ich schlucken, als er die Tür schloss, den Schlüssel umdrehte und in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Was sollte das werden?

,,Jungkook...", hauchte er leise und mein Name klang aus seinem Mund so wunderschön, dass ich im ersten Moment nicht reagieren konnte, sondern einfach bloß diesen Klang genoss. Aber es brachte gleichzeitig mein Herz zum Schmerzen und überfordert ging ich einen weiteren Schritt zurück, bis ich gegen den Spiegel stieß und keinerlei Fluchtmöglichkeit hatte. Warum war Taehyung hier? Um mir wieder einzureden, dass er mich plötzlich liebte? Um mir zu beweisen, wie dämlich die Liebe doch war? All diese Fragen, aber ich bekam meinen Mund nicht auf, um diese auszusprechen. Ich war wie erstarrt.

,,Es tut mir so leid für dich, Jungkook", meinte Taehyung weiterhin, seine Stimme blieb dabei leise und offensichtlich wollte er mich nicht verschrecken, aber dennoch kam er immer näher auf mich zu, bis er direkt vor mir stand und eine Hand nehmen meinen Kopf stemmte. ,,Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da gewesen bin, als es passiert ist... und es tut mir so verdammt leid, dass ich dich ausgelacht und meinen Fehler so spät bemerkt habe. Es war niemals meine Absicht gewesen, dich zu verletzen.. Aber jetzt bin ich hier, mein kleiner Keks. Jetzt bin ich für dich da und ich verspreche dir, dir durch den heutigen Tag zu helfen und auf dich aufzupassen."

Vielleicht waren es seine Worte gewesen, die mich dazu brachten, ihm einfach in die Arme zu fallen. Oder es waren meine noch immer existenten Gefühle, die mich übernahmen. Aber egal, was es auch war, ich hatte diese Wärme von ihm so vermisst, dass jeglicher Damm in mir brach, den ich extra wegen ihm angelegt hatte. Ich hatte Taehyung die ganze Zeit so vermisst und mir nicht sehnlicher als genau das hier gewünscht, aber gleichzeitig wollte ich ihn nie sehen, da ich Angst hatte, er würde mich wieder nur verletzen. Doch jetzt? Jetzt ignorierte ich die negativen Gedanken und versuchte mich einschließlich auf Taehyung zu konzentrieren.

,,Ich bin bei dir, Kleiner", wisperte er mir sanft in mein Ohr, küsste dieses dann zärtlich und sank mit mir zu Boden. Die Tränen, die ich die ganze Zeit erfolgreich hatte zurückhalten können, kamen nun aus heraus und leise schluchzte ich auf. Es gab zwei Unterschiede, die mir bei Yoongi und Taehyung aufgefallen waren; Bei Taehyung konnte ich mich sofort fallen lassen, ohne groß darüber nachzudenken, und genau das tat ich jetzt auch. Seine Arme legte er nur fester um mich, zog mich mehr auf sich, sodass ich fast schon auf seinem Schoß saß und damit er meine Tränen nicht sah, versteckte ich mein Gesicht an seiner Brust.

Doch seine beruhigenden Worte, ebenso wie seine sanften Berührungen und seine zärtlichen Küsse, brachten mich viel schneller dazu, mich wieder zu beruhigen. Und das nur dank seiner Anwesenheit und seiner Liebe.

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt