Taehyung
Jungkooks Tränen waren etwas, wovor ich immer Angst gehabt hatte. Etwas, womit ich nicht umgehen konnte, etwas, was mich verunsicherte. Ich hatte keine Ahnung von Menschen, ich konnte schlichtweg nicht mit ihnen umgehen. Ich besaß nicht genug Empathie, um einen Menschen richtig zu trösten. Deswegen hatte ich Angst davor. Ich hatte Angst davor, dass ich Jungkook nicht trösten konnte und scheitern würde.
Und das machte mir Angst.
"D-Du musst a-aber!", weinte der Jüngere und versuchte mich mit seinen ausgestreckten Armen von sich fernzuhalten. Ich seufzte deswegen leicht, schüttelte dann aber wieder demonstrativ den Kopf und ging weiter auf ihn zu. Wieder wich der Jüngere zurück und schlug mit seinem Rücken nun schon gegen den Baum hinter ihn. Erschrocken schnappte er nach Luft und seine Finger krallten sich fest in die Runde, er presste sich so gut es ging gegen das Holz. "H-Hoseok w-w-wird sich n-nur tr-trennen!"
"Das wird nicht passieren, Jungkook", widersprach ich ihm und kam näher. Meine Stimme war ruhig und warm, ich wollte, dass er sich wohl fühlte und wusste, dass ich ihm nur helfen wollte. Ich war für ihn da und würde ihn nicht allein lassen... niemals würde ich das tun. "Hoseok versteht das, er wird nicht böse sein. Bitte glaub mir... Jungkook, ich werde nicht eher gehen, bevor es dir wieder gut geht. Hoseok wird warten müssen, ja, aber das ist nicht schlimm. Du brauchst mich... und darum bleibe ich hier."
"D-Das geht n-n-nicht! B-Bitte... T-Tae...", gab Jungkook nur zurück und schüttelte heftig seinen Kopf. Die Tränen flossen unaufhörlich über seine Wangen und laut schniefte er wieder auf, ehe er mit seinem Ärmel verzweifelt über seine Augen rieb. Nun überwand ich auch den restlichen Abstand zwischen uns und schloss Jungkook in meine Arme. Direkt wurden die Tränen mehr, auch sein Schluchzen schien noch lauter zu werden und so gut es ging versuchte er sich meinen Armen zu entwinden.
Fest biss ich auf meine Unterlippe und schloss meine Augen, überlegte, wie ich ihn trösten konnte. Ich konnte mich nicht in seine Lage versetzen, zumal ich nicht einmal genau wusste, worum es ging. Ich wusste nicht, ob jemand gestorben war oder sich der Zustand der Person, die im Krankenhaus lag, verschlimmert hatte. Alles, was ich wusste, war, dass es Jungkook nicht gut ging und ich ihn irgendwie auf andere Gedanken bringen musste.
Und nebenbei natürlich auch darauf hoffen, dass Hoseok nicht auf die fantastische Idee kam, mich anzurufen und uns zu unterbrechen. Dann würde Jungkook mich gar nicht an sich heran lassen.
"Ich weiß, dass du dir Vorwürfe machst, weil Hoseok und ich in letzter Zeit immer wieder streiten. Aber auch wenn du glaubst, es hat mit dir zu tun, stimmt das nicht. Es liegt an mir, weil ich unsere Beziehung nicht richtig aufrecht erhalte und du beeinflusst das nicht. Es ist meine Entscheidung. Also bitte, hör auf, dir darüber einen Kopf zu machen. Es ist alles gut, Jungkook. Ich bin da und deswegen bleibe ich auch bei dir. Ich nehme dich mit mir, Jungkook... ich bringe dich zu mir. Du brauchst dringend Ablenkung. Und ich bin für dich da. Versprochen", sagte ich in sein Ohr und drückte ihn noch fester an mich. Wieder startete er einen Versuch, mich von sich zu drücken, doch da ich nicht locker ließ, ließ er es schließlich zu. Er sank regelrecht in meinen Armen zusammen und krallte sich nun langsam fest in mein Oberteil. Sanft streichelte ich über seinen Hinterkopf und kraulte seinen Nacken, damit er ruhiger wurde.
Und als es endlich soweit war, hob ich ihn hoch und trug ihn zu mir nachhause.
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𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪
Fanfiction»Nichts kann jemals den unsichtbaren Faden zwischen zwei Menschen zerreissen, die dafür bestimmt sind, zusammen zu sein.« Das Schicksal des roten Fadens besagt, dass es ein Band zwischen zwei Personen gibt. Der Faden ist unsichtbar und unzerstörbar...