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Taehyung

"Was ist denn los?", fragte ich verwundert und richtete mich etwas auf, als Hoseok vor mir zum Stehen kam. Natürlich hätte ich bereits eine Vorahnung, was wohl los war, ein mulmiges Gefühl machte mich in meinem Magen breit und ich schluckte einmal trocken. Hoseoks Blick hatte etwas an sich, was mir ein schlechtes Gewissen bereitete und was ich wirklich nicht sehen wollte.

"Kann ich dich bitte kurz sprechen? Unter vier Augen?" Das 'vier' betonte er extra und musterte einmal die anderen, die um uns herum standen. Besonders bei Jungkook, den ich erst jetzt bemerkt hatte, blieb sein Blick kurz hängen und innerlich dankte ich Yoongi dafür, dass er für ihn da war. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte oder sich wieder die Schuld für etwas gab, für das er doch nichts konnte. Vermutlich war es dafür sowieso schon zu spät, aber dennoch versuchte ich ihm durch einen kurzen, beruhigenden Blick zu verklickern, dass es in meiner eigenen Verantwortung lag, was jetzt als nächstes geschehen würde.

"Okay", stimmte ich etwas unsicher zu. Sofort griff Hoseok nach meinen Handgelenk und ich konnte die Veränderung spüren; er hielt es grober als sonst und achtete gar nicht darauf, ob es mir weh tun würde. Das versetzte meinem Herz einen schmerzhaften Stich und ich hatte das Gefühl, in mir zusammenzusinken, während ich ihm weiterhin folgte. Mit jedem Schritt schien die Zeit für mich langsamer zu verlaufen, zog sich wie eine endlose Schleife, bis Hoseok schließlich in einer ruhigen Ecke anhielt und sich zu mir drehte. Dabei ließ er auch mein Handgelenk los und verschränkte stattdessen seine Arme vor seiner Brust, während er mich mit einem schier gar ausdruckslosen Blick betrachtete.

"Also?", fragte ich zögerlich in die Stille hinein. Uns beiden war mehr als nur klar, worum es ging, aber trotz dessen wollte keiner so wirklich die Bombe platzen lassen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich fühlte mich verdammt unwohl und hilflos. Dieses Situation war reinste Folter und dass Hoseok noch immer nichts sagte, machte alles nur viel schlimmer.

"Ich mache Schluss."

Da waren sie. Die Worte, die alles beendeten.

Schwer schluckte ich und versuchte verzweifelt, das Brechen meines Herzens auszublenden, das wohl das einzige Geräusch war, dass meinen Kopf füllte. Wie von selbst schnürte sich mein Hals zu und ich ballte meine Hände, als könnte ich so die Emotionen, die sich in mir anstauten, in Schach halten.

Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich konnte nicht fassen, dass Hoseok sich wirklich von mir trennen wollte.

"Versteh mich nicht falsch, Taehyung." In seinen Augen tauchte wieder der sanfte, liebevolle Glanz auf, in den ich mich verliebt hatte. "Ich liebe dich von ganzem Herzen und du hast mich wirklich glücklich gemacht. Du bist ein toller Freund, ich würde sogar behaupten, der Tollste, den man sich nur wünschen kann. Aber es heißt, wenn man etwas wirklich liebt, soll man es gehen lassen. Ich sehe doch, wie sehr du an Jungkook hängst und wie wichtig er dir geworden ist. Wichtiger, als ich es bin. Das... das muss ich einfach akzeptieren. Du sollst dich nicht zu einer Beziehung zwingen, die dich unglücklich macht und genauso wenig möchte ich in einer Beziehung bleiben, in der ich mich an zweiter Stelle gesetzt fühle. Es tut mir leid, Taehyung. Ich danke dir wirklich für diese drei Monate, die wir zusammen waren. Sie waren verdammt schön... aber ich kann und will sie nicht mehr weiterführen."

Noch immer hatte ich meine Lippen fest aufeinander gepresst und schweigend seinen Worten zugehört, doch alles in mir sträubte sich dagegen, dass es einfach vorbei sein sollten. Tränen kämpften sich ihren Weg nach draußen und ich hatte ehrlich Mühe, nicht einfach alles herausbrechen zu lassen. Ich war kein Mensch, der seine Gefühle offen zeigte. Nicht einmal in so einer Situation. Und deshalb riss ich mich zusammen, damit ich ihn vielleicht doch noch vom Gegenteil überzeugen konnte.

Damit er unsere Beziehung nicht einfach aufgab.

"Ich habe doch nur so viel mit Jungkook gemacht, um ihn aufzumuntern und abzulenken!", fing ich an zu erklären. Ich versuchte laut und klar zu sprechen, jedoch zitterte meine Stimme und drohte, jeden Moment abzubrechen. Dieses ganze Szenario war eben zu unwirklich für mich, zu surreal, zu unecht. Es durfte einfach nicht wahr sein. "Ihm geht es nicht so gut und ich wollte einmal ein guter Freund sein und ihm helfen, damit-"

"Nein!"

Hoseok unterbrach mich.

"Hör mit dieser Ausrede auf, Taehyung! Du willst eben nicht einfach nur ein guter Freund sein. Verstehst du es denn wirklich nicht? Auch Jimin und Yoongi sind mit Jungkook befreundet und können ihn ablenken, gestern hättest du auch einen von ihnen darum bitten können, für Jungkook da zu sein. So, wie du es versprochen hast! Du hast unsere Zeit sausen lassen, du hast all das einfach riskiert, weil ich dir scheinbar weniger bedeutet habe als Jungkook. Du hast diese ganze Beziehung als selbstverständlich angesehen, Taehyung. Aber das ist sie nicht! Eine Beziehung muss gepflegt werden. Und dass du mit ihm dann auch noch in den Film gegangen bist, den du an diesem Abend mit mir ansehen wolltest, hat die Grenze kilometerweit überschritten. Ja, Taehyung, ich war dort. Mit Namjoon, falls du dich an ihn erinnerst. Er war an diesem Abend wenigstens für mich da. Anders als du. Also hör endlich mit diesen verdammten Ausreden auf!"

Ich sah Tränen in seinen Augen glitzern, die kurz davor waren, über seine Wangen fließen.

"Es ist vorbei, Taehyung. Es ist endgültig vorbei."

Und mit diesen Worten drehte er sich um und ging zurück in sein Klassenzimmer, ließ mich hilflos und verloren hier stehen, unwissend, was ich jetzt noch machen sollte.

War es wirklich nun einfach... vorbei?

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt