Jungkook
,,Wie... wie ist ihr Zustand?", fragte ich den Arzt leise, kaum hatte ich das Zimmer betreten und einen Blick auf die schwach liegende Person geworfen. Alles in mir zog sich schmerzhaft zusammen und ich kämpfte stark mit den Tränen an. Innerlich war mir bewusst, dass es okay wäre, wenn ich weinen würde. Es ist etwas vollkommen natürliches, etwas normales und es war menschlich. Und doch erinnerte ich mich daran, dass Taehyung draußen stand und auf mich wartete. Genau deshalb durfte ich nicht weinen. Er durfte nicht sehen, wie schlecht es mir eigentlich ging. Taehyung war doch sowieso viel zu hilfsbereit, was mich betraf...
,,Keine Verbesserung", antwortete mir der Mann leise seufzend und schrieb etwas auf sein Blatt. Verständlich nickte ich, da ich nicht wirklich etwas anderes erwartet hatte. So, wie blass und kaputt sie heute war, war es einfach kein gutes Zeichen. Der Tod wartete bereits auf sie und ich konnte es nicht verhindern. Mir war klar, dass sie nicht mehr lange hatte, aber ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte nicht die Hoffnung verlieren. Ich durfte sie nicht verlieren.
Nun kamen doch die Tränen hoch und beinahe ruckartig stand ich vom Stuhl auf. Überrascht sah der Arzt zu mir, aber mir wurde hier alles zu viel. Ich fühlte einen Druck in meiner Brust, der immer stärker wurde und mich vom Atmen abhielt. Die Luft wurde mir zugeschnürt und ich wusste genau, dass ich hier raus musste. Es war unerträglich und tat einfach nur noch weh. Genau deshalb drehte ich mich um und flüchtete aus dem Zimmer, flüchtete aus der Abteilung und vor allem flüchtete ich aus dem Krankenhaus.
Laut schluchzte ich draußen auf und ließ mich einfach auf dem gepflasterten Boden nieder. Ich konnte nicht stark sein. Ich war es einfach nicht. Egal, was andere sagten und wie ich auf sie wirkte, ich war kein Stück stark, sondern schwach. Die Tränen überkamen mich und ich heulte wortwörtlich einfach vor mich her. Ich war doch so erbärmlich und lächerlich. Sonst hatte ich es immer geschafft, ohne zu weinen aus dem Krankenhaus zu kommen, aber wieso musste es ausgerechnet heute anders sein?
Plötzlich näherten sich mir Schritte und ich bekam Angst. Es war mittlerweile dunkel und ich befürchtete, dass es jemand sein würde, der mich weh tun wollte. Solche Leute kannte ich hier und war ihnen auch leider oft begegnet, allerdings hatte ich es bis jetzt immer geschafft, von ihnen wegzukommen. Aber heute war ich jämmerlich und war ein leichtes Opfer... doch wann war ich das bitte nicht?
,,Jungkookie..." Anstatt einen Betrunkenen zu hören, war es Taehyungs sanfte und warme Stimme, die ich hörte und mit verheulten, großen Augen sah ich zu ihm auf, wurde keine Sekunde später in seine Arme gezogen. Der Damm in mir brach völlig und ich fing laut an zu schluchzen. Meine Finger krallten sich in das Oberteil von Taehyung, welcher etwas überfordert meinen Rücken streichelte und so gut es ging versuchte, mich zu beruhigen. Aber es war schwer und klappte fast nicht, was er offensichtlich zu bemerken schien.
,,Shhh, Jungkook..." Sanft wog er mich in seinen Armen und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich wohl und geborgen. Es war anders, als wenn Yoongi mich in seine Arme nahm... ganz anders. Allein Taehyungs Stimme und seine zärtlichen Berührungen hatten so viel Macht über mich, dass ich bereits nach kurzer Zeit aufhörte zu weinen. Wie schaffte er das bloß? Wieso beruhigte mich seine Nähe und seine Berührungen nur so sehr?
,,Hat es sich verschlechtert?", wollte er wissen und schwach schüttelte ich den Kopf, während ich mich nur noch schlechter fühlte. Sollte ich deshalb nicht eigentlich glücklich sein? Es war unverändert, aber dennoch hatte dieser eine Satz mich im Zimmer zum Weinen gebracht. Gott, ich verstand mich langsam selbst nicht mehr und drückte mich stattdessen einfach mehr an Taehyung, der ebenso seine Arme fester um mich legte. ,,Verliere bitte nicht die Hoffnung, Jungkook. Du bist wirklich viel stärker, als du denkst. Du bist stärker als wir alle zusammen." Und auch wenn ich ihm das nicht glauben konnte, nickte ich wieder nur schwach und ließ mich in den Armen von dem Älteren weiterhin trösten.
,,Danke, Taetae..."
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𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪
Fanfiction»Nichts kann jemals den unsichtbaren Faden zwischen zwei Menschen zerreissen, die dafür bestimmt sind, zusammen zu sein.« Das Schicksal des roten Fadens besagt, dass es ein Band zwischen zwei Personen gibt. Der Faden ist unsichtbar und unzerstörbar...