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Jungkook

,,Würdest du mich stören, wäre ich doch gar nicht hier. Und außerdem habe ich mich freiwillig neben dich gesetzt."

Der Ton, den Taehyung in der Stimme hatte, gefiel mir überhaupt nicht und zeigte mir eigentlich auch, dass er keine Lust hatte, neben mir zu sitzen oder sich mit mir zu beschäftigen. Der Gedanke, dass er mich ohne Grund einfach nicht leiden konnte, tat mehr weh, als ich jemals zugeben würde und dennoch sagte ich nichts dazu.

Die Stille zwischen uns war gerade einfach nur unangenehm und am liebsten würde ich ihr auch entfliehen, aber nachhause wollte ich nicht. Sonst würde mein Vater mich nur unnötig ausquetschen. Dabei wollte ich einfach meine Ruhe haben, mich in mein Zimmer verkriechen und alles - wieder einmal - verdauen.

,,Sonderlich gesprächig bist du nicht, oder?", fragte mich Taehyung nun aus dem Nichts und etwas unsicher richtete ich meinen Blick wieder auf den Älteren, der mich ebenfalls ansah und leicht seinen Kopf schief gelegt hatte. ,,So wirst du keine Freunde finden."

,,Ich weiß", nuschelte ich nur leise. Und wie ich das wusste. Das wusste ich mehr, als sonst irgendjemand und es machte mich selbst fertig, dass ich zu schüchtern war und überhaupt kein Selbstbewusstsein besaß. Ich beneidete die, die ihren Mund aufmachen konnten und alles sagten, was ihnen gegen den Strich ging. Aber so eine Person würde ich wohl niemals sein.

,,Auch wenn ich nicht unbedingt der beste Gesprächspartner bin und du sogar lieber Yoongi hier hättest, du kannst dich mir gerne anvertrauen, wenn dich etwas belastet." Von seinem Angebot, das tatsächlich ernst gemeint war, war ich mehr als nur überrascht und auch für eine Weile sprachlos. Ich kannte Taehyung nicht sonderlich gut, aber durch die Erzählungen von Hoseok und Jimin wusste ich, dass er keine schlechte Person war.

,,Yoongi habe ich es aber auch nie erzählt...", sagte ich leise und hatte meinen Blick wieder auf meine Hände gerichtet. Yoongi wusste zwar, dass es mir oft nicht gut ging, dass ich oft im Krankenhaus war und eigentlich wusste er auch von den Problemen, aber nie hatte ich sie es ihm erzählt, sondern war er von selbst eines Tages darauf gekommen.

Ich wollte einfach nicht, dass sich irgendwer Sorgen machte. So war das Leben, so war das Schicksal. Man konnte ihm vielleicht eine Weile entkommen, aber niemals entfliehen. Früher oder später würde es einen einholen und das hatte auch ich leider gemerkt.

,,Verstehe...", meinte dann Taehyung nur und schon legte sich wieder eine Stille über uns. Keiner von uns beiden wusste so richtig, wie er mit dem jeweils anderen umgehen sollte. Es war seltsam und einfach nur unangenehm und vermutlich wäre es wirklich besser, wenn ich jetzt einfach aufstehen und gehen würde. Aber irgendetwas hielt mich hier.

Ich wusste nicht genau, was das für ein Gefühl war, aber so sehr ich auch aufstehen wollte, genauso wenig wollte ich einfach gehen und dieser Widerspruch verwirrte mich einfach nur noch. Fast automatisch fiel mein Blick auf das rote Band an meinem kleinen Finger und dann auf das rote Band an Taehyungs Handgelenk. Seltsam, wie identisch sie waren...

Letztendlich packte mich dann aber doch der Mut und ich richtete mich etwas auf. Alles würde ich Taehyung nicht erzählen können, sonst würde ich bei den Gedanken und den Folgen einfach das Weinen anfangen und genau das wollte ich nicht. Schwach sein. Vor allem nicht vor Taehyung.

,,Ich war im Krankenhaus."

𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐟𝐚𝐝𝐞𝐧 ✦ 𝖳𝖠𝖤𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt