Die Sommerbühnen

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Jill sitzt auf einer weichen Picknickdecke und fächelt sich mit einem Fächer Luft zu, denn es ist sommerlich heiß und im Moment geht nicht einmal ein kleines Lüftchen, dass ein wenig Abhilfe verschaffen würde. Selbst hier in den irischen Highlands ist es heiß und das wird auch so bleiben, bis die Sonne lange untergegangen ist.

Ihre violetten Augen verfolgen interessiert die Szenen aus Der Kessel, die Hexe und der Teufel, ein Theaterstück über eine Muggellegende, die tatsächlich teilweise der Wahrheit entspricht. Auch wenn der Teufel mit dem Ganzen eigentlich nichts zu tun hatte, nur ein paar Muggel, die meinten eine Hexe ein paar mal zu oft bestehlen zu müssen. Aber Jill ist das eigentlich egal, denn sie mag das Theaterstück, dass sie auch bei ihrem ersten Besuch bei den Sommerbühnen gesehen hatte.

Es ist eine der letzten Szenen und Jill freut sich auf das Finale, dass einer der Gründe ist, weshalb sie sich entschlossen hat, dass Stück erneut zu sehen. Der Darsteller des Teufels springt über die Bühne und verliert den Kessel, bevor er von der Bühne springt und mit langen, beinahe zehn Meter weiter Sprüngen, springt er durch die Zuschauer, bis er in einer Flamme verschwindet, während sich kleine Hügel bilden, wo seine Füße den Boden berührt hatten.

Jill und alle anderen Zuschauer klatschen, als sich die Darsteller verneigen. Mit einem Lächeln und den Gedanken noch immer hinter den magischen Tricks rollt Jill ihre Decke zusammen und steht auf. Mit der Decke unter dem Arm zieht sie ein Programm aus ihrer Tasche. Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen und sie sieht sich erneut mit dem Problem konfrontiert, dass sie schon hatte, als sie das Programm bekommen hatte.

„Schwanensee, Der Reigen der Schwestern oder Hamlet? Argh... warum werden so viele tolle Stücke gleichzeitig aufgeführt. Hamlet kann ich rausnehmen, ich habe ja schon Shakespeare gesehen, mit der Sommernachtstraum und ich will ja auch noch der Kaufmann von Venedig und Othello sehen. Aber..." „Jill." Jills Kopf zuckt nach oben, als sie Jays fröhliche Stimme hört und im nächsten Moment wirft er sich in ihre Arme.

Jill schließt die Arme um ihn, dabei fallen das Programm und ihre Decke zu Boden. „Hey, Kleiner. Was machst du denn hier?" „Lucius hat uns einen Tagespass besorgt, damit ich das hier auch mal erleben kann. Es ist toll hier. Wir haben Kesselchen Goldglück gesehen und die Taufe des Teufels." Jill lächelt über Jays kindliche Begeisterung, immerhin spricht er über ein Kindermärchen und eine Komödie, die ebenfalls größtenteils für Kinder ist.

„Was schaut ihr euch heute noch an?" „Jetzt als nächstes, Schwanensee. Danach wissen wir es noch nicht. Vielleicht gehen wir dann auch schon." Jill lächelt. „Ich komme mit." „Aber du willst doch sicher was anderes sehen." „Nein. Schwanensee stand auch auf meiner Liste. Ich war mir bisher nur noch nicht sicher ob ich Schwanensee oder Der Reigen der Schwestern sehen wollte. Aber jetzt gehe ich mit euch."

Jill hebt ihr Programm und ihre Decke auf, bevor sie gemeinsam mit Jay zu der bestimmten Bühne. Dort treffen sie tatsächlich auch auf Lucius, der Jill begrüßt und gemeinsam suchen sie sich eine Stelle, um das Stück beobachten zu können. Jay legt den Kopf auf Jill Oberschenkeln ab und ruht sich etwas auf, während sie ihm durch die Haare streicht.

„Wie genau habt ihr denn Draco und Lucien dazu gebracht nicht mit her zu kommen?" „Sie sind in Deutschland. Luciens Brieffreund hatte ihn eingeladen und er hat entschieden anzunehmen und der Jubiläumsfeier für Rabenstein beizuwohnen. Draco ist mitgekommen, denn sein Vater wird dort sein. Er will die Chance nutzen seinen Vater und seine Halbgeschwister kennenzulernen." Jill summt zustimmend und schaut dann in den Himmel.

„Ich kann Narzissa nicht verstehen. Vielleicht auch ganz gut so, sonst würde ich vielleicht noch Mitgefühl mit ihr empfinden." „Ich denke nicht, dass Mitgefühl angebracht wäre. In Narzissas Fall handelt es sich nicht um eine Geschichte aus einer Tragödie, sondern um reinen Egoismus und nur mit dem Ziel einer persönlichen Bereicherung." Jill sieht den Blonden an und schmunzelt. „Dies treibt auch die Helden der großen Spiele in ihr Verderben, ein persönliches Ziel."

Lucius möchte etwas erwidern, doch der Vorhang hebt sich und das Stück beginnt. Jay öffnet die Augen wieder und setzt sich auf, sodass er die Bühne problemlos sehen kann. Das Können der Schauspieler, die Geschichte und die magischen Effekte ziehen die Zuschauer in ihren Bann und als der Vorhang nach dem ersten Akt fällt, brandet Applaus durch die Zuschauer.

„Sie ist so hübsch." „Die Schauspielerin der Odett? Ja, das ist sie wirklich." Jill erwidert Jays fröhliches, begeistertes Lächeln. Dann wird der Abend vom Grummeln seines Magens unterbrochen. „Jetzt sind zwanzig Minuten Pause, nicht wahr?" Jill zieht ihr Programm hervor und sieht nach, dann nickt sie Lucius zu. Der steht elegant aus und sieht auf sie hinunter.

„Ich werde etwas zu Essen holen. Besondere Wünsche?" Jill schüttelt den Kopf und Jay, der nicht einmal weiß, was es überhaupt gibt, folgt ihrem Beispiel. „Lucius scheint ja richtig entspannt. Euer Urlaub scheint euch beiden gut getan zu haben. War er schön?" „Ja. Wir hatten einen Strand, der zu dem Anwesen gehört und wo niemand hin darf. Lucien war aber lieber am Strand unterwegs."

„Er experimentiert zur Zeit. Ich hoffe, er lässt es wieder bleiben, wenn wir zurück zur Schule müssen. Er würde die ganze Schule ins Chaos stürzen. Zu viele Personen hätten kein Problem damit, das Bett mit ihm zu teilen. In unserem letzten Jahr muss das wirklich nicht sein." „In den Ferien war er manchmal wirklich müde und dann auch schlecht gelaunt, wenn Draco ihn genervt hat."

Jill lacht. „Eine müde Person zu reizen ist niemals eine gute Idee, selbst wenn es sich um jemanden wie Lucien handelt, der normalerweise fröhlich und zentriert in sich ruht." „Er hat an meinem Geburtstag ein Lagerfeuer für uns gemacht. Mit Würstchen, Stockbrot, und so. Und Vater hat uns eine Welt aus Baumhäusern und Rutschen und Brücken rund um den Pool gemacht. Und ein Baumhaus hat er für mich bauen lassen, eines das auch immer noch da ist. Dadrinnen sind ganz viele Kissen und es total bequem. Ich zeige es dir, wenn du zu uns kommst."

„Ich freue mich darauf." Lucius kommt wieder und reicht beiden etwas zu essen und zu trinken, bevor er sich wieder zu ihnen setzt. „Hast du etwas schon einmal gegessen, Lucius?" Jill verkneift sich ein Grinsen, denn Lucius hat es etwas übertrieben, fast als wolle er alles selbst probieren.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt