Verträumt summt Jill vor sich hin, während sie sich die Haare bürstet. Es ist die Melodie aus dem Stück, dass sie am Tag zuvor mit Lucius gesehen hat. Kaum ist sie fertig, schnappt sie sich ihre Tasche und geht hinunter in den Gemeinschaftsraum. Dort ist es noch relativ leer, allerdings weiß Jill, dass dies nicht lange so bleiben wird. Die meisten sind noch beim Duschen nach dem Morgentraining.
Jills Gruppe ist aber bereits wieder unten. Sie haben ihr Lieblingssofa belegt und Jill kann die Blicke erkennen, die Henry Celine zuwirft und die ihr so gar nicht gefallen. Dass Celine die Blicke nicht erwidern wird ist klar und als sie Lucien einen Blick zuwirft, kann sie auch auf seinem, sonst so fröhlichen Gesicht Sorge erkennen.
„Jill. Komm. Und erzähl mal von gestern Abend." Lucien hat sie entdeckt und winkt sie zu ihnen hinüber, wobei er mitten durch den Gemeinschaftsraum brüllt. Sie schüttelt amüsiert den Kopf und setzt sich neben ihren besten Freund. Der kniet sich auf das Sofa und starrt sie beinahe schon an. „Erzähl mir alles. Ich will alle Einzelheiten und schmutzigen Details." „Schmutzige Details? Beim ersten Date?" „Erzähl."
Jill lacht. „Sei bloß froh, dass wir schon seit Ewigkeiten Freunde sind und ich deine Ticks schon alle kenne, sonst hättest du dir dafür eine gefangen." „Ist ja gut. Ich entschuldige mich. Erzählst du mir es jetzt?" Sie kann sich nicht mehr beherrschen und wirft den Kopf in den Nacken um laut zu lachen, denn Lucien quengelt wie ein kleines Kind.
„Er hat mich abgeholte und mir einen wundervollen Strauß Blumen mitgebracht. Wir sind dann zum Le cygne blanc gefahren" „Das ist dieses Theater, wo du unbedingt hinwolltest, oder? Das wo man auch isst und sich dann oder dabei das Stück ansieht." Platzt Lucien ihr ins Wort und wirkt aufgeregt, als wäre es sein eigenes Date gewesen. Jill seufzt.
„Ja, genau das Theater. Und es war genauso toll wie ich es mir vorgestellt habe. Wir haben Celestia gesehen und das Essen war fantastisch. Lucius hatte vorher das Essen ausgesucht und dazu Rotwein." „Und so wie du strahlst, hat er eine gute Wahl getroffen." Grinst Celine und lehnt sich neugierig vor. „Wir wissen ja immerhin alle, wie gerne du guten Rotwein trinkst."
„Und wie. Das Essen war ein Traum und der Wein hat perfekt dazu gebracht. Und das Stück war unglaublich schön. Danach sind wir noch im magischen Bereich spazieren gegangen, entlang des kleinen Flusses." „Nachts?" will Celine wissen und Jill nickt, eine leichte Röte über ihren Wangen. „Das muss so romantisch gewesen sein. In dem Bereich des Theaters ist es doch echt noch ein wundervolles Stück alter Architektur."
„Es war wirklich toll. Und er war ein wahrer Gentelman." „Was kann man von Onkel Lucius auch anders erwarten? Er ist immer so, naja gut, fast immer. Aber immer, wenn er in der Anwesenheit einer Dame ist, die es verdient." „Das passiert scheinbar häufiger als wir glauben. Wobei, nein, er ist meistens einfach nur höflich." Lacht Jill und lehnt sich zurück. Selbst Lucien stimmt ein und auch die anderen beiden stimmen ein, doch sie haben es nicht wirklich verstanden.
„Können wir uns dann bald auf eine Hochzeit freuen?" will Henry wissen, doch Celine haut ihm ihren Ellenbogen in die Seite. „Das war ein erstes Date. Du kannst doch jetzt noch nicht nach einer Hochzeit fragen, dass ist so unhöflich." „Wir wissen alle, dass Jill auf ihn steht und sie sich gut verstehen, man kann schon beinahe sagen, dass die ganzen Treffen der letzten Zeit schon Dates waren."
„Du bist einfach so... so ein Mann. Wie kann man nur sowas sagen? Das erste Date ist wichtig und man kann es nicht einfach so als nicht erstes sehen. Und daher kannst du nicht einfach so nach einer Hochzeit fragen. Das macht man einfach nicht." „Nur weil du jetzt rummeckertest, soll mir das irgendwas sagen? Jedes Mal, wenn ich dich auf ein Date frage, lehnst du ab. Also kann ein erstes Date nicht so wichtig sein."
„Natürlich ist es wichtig, warum denkst du denn, dass ich immer ablehne? Ich will mein erstes Date eben nicht mit einem so unsensibel, emotional zurückgebliebenen Trampel wie dir haben, noch dazu habe ich keinerlei Gefühle für dich, die über Freundschaft hinausgehen. Und selbst die beginne ich zu überdenken, weil du scheinbar nur in mein Bett willst!"
„Gar nicht wahr! Du lebst nur in deiner Traumwelt, in der alles perfekt sein muss und genauso, wie du es dir ausmalst. Mach mal die Augen auf und schau dir an, dass die Welt nicht dein rosaregenbogen Traumland ist, sondern die Realität. Du wirst sowieso niemanden heiraten, den du dir selbst aussuchst, sondern den, den dir deine Eltern aussuchen! Das wissen hier alle! Also kannst du dich eh von deinem Kleinkindertraum verabschieden!"
Mittlerweile ist der Streit zwischen Celine und Henry zu einem Schreikonzert geworden, das die Aufmerksamkeit des gesamten Gemeinschaftsraumes auf sich gezogen hat. Doch niemand will die beiden Streithähne unterbrechen und selbst Jill und Lucien werfen sich eher sorgenvolle Blicke zu, denn die beiden scheinen alles außer den anderen ausgeblendet zu haben.
„Na und?! Was hat dich zu interessieren, wen ich mal heirate?! Du wirst es in jedem Fall nicht sein! Und vielleicht werde ich ja doch mein wundervolles erstes Date haben! Wer weiß?!" Damit schnappt sich Celine ihre Tasche und schiebt sich durch ihre Mitschüler zum Ausgang, durch den sie verschwindet, während der gesamte Raum ihr in Schweigen nachsieht. Als würde es ihnen jetzt erst wieder einfallen, dass zu einem Streit immer zwei gehören, drehen alle den Kopf und sehen Henry an.
„Was starrt ihr denn alle so? Ach, wisst ihr was, vergesst es einfach." Damit stürmt er durch den Raum, rempelt sogar noch eine zierliche Erstklässlerin an, die zu Boden geht, und verschwindet. „Was war das denn?" will Lucien, noch immer perplex, wissen. „Angestauter Frust auf beiden Seiten. Und das hat sich nun in diesem unschönen Streit entladen. Was mich mehr wundert, ist dass er sie überhaupt nach einem Date gefragt hat. Er wusste doch, dass sie nicht auf ihn steht."
Jill steht auf und geht zu der Gruppe Erstklässler und der dazugehörigen Vertrauensschülerin Colleen, die bereits bei der gestürzten Erstklässlerin ist. Wenn sich Jill nicht irrt, heißt diese Elizabeth. „Hallo. Hast du dich verletzt?" Der kleine Rotschopf schüttelt den Kopf und lässt sich dankbar von Jill auf die Beine helfen.
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Probleme im Haus der Schlangen
FanfictionEigentlich sollte es ein ruhiges Jahr für Jay Malfoy und seine Freunde sein, nun da Dumbledore nicht mehr an der Schule ist. Doch ein neuer Direktor, Veränderungen im Schulleben und dem Lehrplan als Folge, die Entwicklung in seinem Freundeskreis und...