„Okay. Was ist nun das große Problem?" Jill sieht sich im Gemeinschaftsraum der Huffelpuffs um, in der es wirkt, als würde es eine klare Kriegslinie geben. Mitten durch den Raum geht ein etwa zwei Meter breiter Streifen, in dem sich niemand befindet. Alle sitzen links oder rechts davon. Jill erkennt Louie, die im Theaterclub ist, und Marie Kenny, eine deutlich Jüngere.
„Danke, dass du gekommen bist." „Hallo, Ana. Ich weiß zwar noch immer nicht, was das Problem ist, aber sicher. Ich werde versuchen euch zu helfen." „Setz dich, dann erkläre ich es dir." Ana zeigt auf einen der bequemen, braunen Sessel und Jill nimmt Platz. Dabei stellt sie fest, dass die Sessel so bequem sind wie sie aussehen.
„Also, es geht um zwei der Jüngeren. Frederik und Anastasia. Sie sind ein Paar." Jill nickt. Frederik kennt sie, denn dieser ist in ihrem Jahrgang. Ein junger Mann, den viele als Autor sehen, denn seine Erzählungen sind genial.
„Das Problem an der Geschichte ist, dass Frederik verlobt ist, mit einer Französin namens Cherry. So, dass wussten sie beide und alle anderen wussten es auch. Aber wir kennen das ja, dass man daran nicht wirklich denkt, besonders wenn man seine Verlobte nicht kennt und noch nie gesehen hat."
Wieder nickt Jill. Auch das ist durchaus nichts neues und niemand dreht den Kopf danach. Solange die Reinheit eines Mädchens nicht beschädigt wurde, solange ist es auch den Familien meistens komplett egal. „Und das Problem? Sie müssen sie trennen?"
„Wenn sie nur so verantwortlich wären. Frederik will nicht und Anastasia auch nicht. Er hat sie gefragt, ob sie nicht mit ihm weglaufen will. Irgendwo nach Mitteleuropa, wo einem vor arrangierten Hochzeiten Zuflucht gewährt wird, wenn man danach fragt. Und sie hat zugesagt. Ihre beste Freundin hat es mir gesagt und wir haben versucht sie umzustimmen und vernünftig zu sein, aber sie hat sich geweigert."
Ana seufzt. „Wir wussten nicht mehr weiter und sind dann zu Zayn, damit der mit Frederik spricht und ihn umstimmt. Ihn dazu bringt der Hochzeit zuzustimmen und seiner Familie keine Schande zu bringen. Er hat anders reagiert, als wir gedacht haben. Er hat sich auf die Seite der beiden gestellt und gesagt, dass wir uns aus ihren Angelegenheiten heraushalten sollen, wenn sie nicht nach Hilfe fragen. Wir stecken ja auch nicht in ihrer Haut."
Jill seufzt und weiß nicht einmal, für was sie hoffen soll. Ob nur dafür, dass es nicht wieder eine Schwangerschaft gibt oder dass das Mädchen zumindest noch rein ist. Dann aber wirft sie einen Blick durch den Raum und es dämmert ihr.
„Ihr habt es dem Haus erzählt und es hat das Haus der Loyalität gespalten." Sie hebt eine Hand vors Gesicht und reibt sich mit den Fingerkuppen die Stirn, ehe sie die Hand sinken lässt und Ana ansieht. Die nickt. „Ich soll das Haus der Loyalität, dass sich über die Frage eines Pärchens zerstritten hat, wieder vereinen? Ana, ich bin ein Mensch, keine Wunschmaschine."
„Ich weiß, aber Anastasia lässt niemanden mehr an sich heran, nicht einmal ihre beste Freundin Sunny. Und man kann doch nicht einfach so eine arrangierte Hochzeit brechen. Dafür gibt es keinen Grund." „Ana, wurdest du bereits als Kind verlobt?" „Nein." „Bist du gerade in einer langen, auf totaler Liebe basierenden Beziehung?" „Nein."
„Dann halte zu diesem Thema deinen Mund. Du wurdest von keinem beteiligten um Hilfe gefragt. Ehlich, dass geht für euch alle. Ihr haltet eure Nasen aus dieser Beziehung heraus und werdet auch niemanden über die Geschichte informieren, auch die Familien der beiden nicht. Das geht nämlich niemanden von euch etwas an. Und du Ana, sagst jetzt dieser Sunny, dass sie sich entschuldigen muss, wenn sie will, dass Anastasia ihr verzeiht."
Jill steht auf und geht in den Mädchenflügel der Dachse. An jeder einzelnen Tür hängt ein Schild mit den Namen der Mädchen, die das Zimmer bewohnen. Es dauert nicht lange, bis sie vor Anastasias Zimmer steht. Scheinbar wohnen die Jüngsten am tiefsten in den Gängen. Jill kann sich nicht davon abhalten zu lächeln, als sie es bemerkt.
Sie klopf an die Tür und steckt ihren Kopf ins Zimmer, als sie keine Antwort bekommt. Im Zimmer ist nur ein Mädchen und das scheint gerade ziemlich in Problemen zu stecken. „Anastasia?" Das Mädchen schreckt auf und das gibt Jill genug Antwort auf ihrer Frage. Sie schiebt sich in das Zimmer und schließt die Tür hinter sich.
„Hallo." Jill setzt sich neben sie und wartet ab, bis sich Anastasias Augen auf sie richten. „Geht weg. Du willst mich doch nur wie Ana auch überzeugen, dass meine Entscheidung falsch ist." „Nein. Ich bin hier, weil ich mit dir reden möchte. Wenn ich Ana richtig verstanden habe, dann bist du nicht verlobt. Und selbst wenn, es wäre deine Entscheidung. Ich will nur sicher sein, dass du das hier tatsächlich willst."
„Bitte?" „Hast du dir überlegt, dass du deine Familie und Freunde verlassen musst? Selbst wenn ihr heiraten wollt, dann wird euer Ruf kein guter sein. Ihr werdet eure Familien nicht einfach so besuchen können. Und ihr werdet auf euch alleine und die Hilfsorganisationen gestellt sein. Das ist keine einfache Entscheidung und keine, zu der ich dich zwingen möchte, aber ich möchte, dass du dir das alles sehr gut überlegst."
„Du willst mir nicht sagen, dass es falsch ist?" „Das kann ich nicht. Ich habe auch nicht die normalste aller Beziehungen und werde mir einiges anhören müssen. Ich will dir nicht vorschreiben, was du zu tun hast. Es ist deine Entscheidung. Ich will nur sicher gehen, dass du weißt, auf was du dich einlässt. Und ich hoffe, dein Haus kommt zum selben Schluss."
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Probleme im Haus der Schlangen
FanfictionEigentlich sollte es ein ruhiges Jahr für Jay Malfoy und seine Freunde sein, nun da Dumbledore nicht mehr an der Schule ist. Doch ein neuer Direktor, Veränderungen im Schulleben und dem Lehrplan als Folge, die Entwicklung in seinem Freundeskreis und...