Neue Freunde

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„Jay." Theo winkt ihm aus einem der Abteile zu und Jay ist dankbar, dass sein bester Freund bereits einen Platz für sie gefunden hat. Jill muss als Schulsprecherin mit den anderen Vertrauensschülern für Ordnung im Zug sorgen und der Rest ihrer Gruppe ist noch immer zerstritten. Er verabschiedet sich von Lucius, der ihn lachend in eine Umarmung zieht, und klettert dann in den Zug.

„Dein Vater hat gute Laune." „Hat er in letzter Zeit fast immer. Er war die ganzen Ferien so gut drauf." „Das hat aber nicht zufällig etwas mit unserer allseits beliebten Schulsprecherin zu tun, oder?" Jay schweigt dazu, weil er erstmal überlegen muss, was er sagen will, doch Theo nimmt sein Schweigen als Antwort.

„Die Gerüchte sind also wahr und sie sind wirklich schon in einem Courting?" „Nur so halb?" „Wie nur so halb? Wie kann man denn nur so halb in einem traditionellen Courting stecken?" Jay seufzt. „Kein Courting. Sie gehen miteinander aus und es wird wohl in einem enden, aber noch nicht." „Also haben die Zeitungen nur zum Teil gelogen?" „Ja. Sie waren wirklich auf zwei oder drei Dates. Und es waren ja nicht mal die ersten."

„Stört dich das nicht?" Jay sieht absolut überrumpelt auf und fragt sich, wie Theo die Frage gemeint hat. Dass sich die Abteiltür öffnet, erlöst ihn vorerst von einer Antwort. „Hallo, ist hier noch Platz? Der Rest ist nämlich ziemlich voll." Kommt eine schüchterne Stimme, von dem kleinen Zweitklässler. Theo und Jay tauschen Blicke.

„Tascha und Blaise sind beim Quidditschteam und Tony vermutlich wieder bei den Raben. Also wir warten auf niemanden mehr. Setzt euch ruhig." Die beiden etwas Jüngeren kommen ins Abteil und zu viert hieven sie ihre Koffer auch noch ins Gepäcknetz. „Danke." Der Junge wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Kein Problem." Jay lächelt ein sanftes Lächeln, etwas, dass er sich bei Jill abgeschaut hat, die auch immer so lächelt.

„Ich bin Nevio und das ist Dana." „Hallo." Danas Stimme ist sehr leise und sie sieht schüchtern zu Boden, den Träger ihrer Tragetasche so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortreten. Es ist nicht einer der Menschen, der die unangenehme Stille durchbricht, sondern Keks. Sie springt von dem Sitz, de sie sofort belegt hatte, und streicht mit ihrer Katzenhaften Eleganz um Danas Beine, ein lauter werdendes Schnurren verlauten lassend.

Danas Gesicht hellt sich auf und sie bückt sich, um Keks zu streichen, die sich möglichst fest gegen die Hand des Mädchens drückt. „Sie ist ja so süß." Jay lächelt. „Sie heißt Keks. Und ich wette, wenn du dich setzt, wird sie deinen Schoß belegen." „Wirklich?" Danas braune Augen strahlen Jay an und dieser nickt. „Sehr wahrscheinlich, ja."

Dana schmeißt sich schon fast in den Sitz, auf dem Keks vorher gelegen hatte und wie Jay vermutet hat, springt Keks ihr direkt in den Schoß und rollt sich dort zusammen. „Ihr seid im selben Jahrgang wie Kian oder?" „Ja. Nevio ist der einzige, der auch so klein ist wie er. Es hat ihn super geärgert, dass Kian seit seinem zwei Zentimeter Wachstum nun ein bisschen größer ist." Zirpt Dana, eine Hand über Keks Fell streichend.

„Du würdest dich auch ärgern, wenn du so klein wärt und ein Junge wärst. Ich meine, ein Junge soll doch stark und groß sein und seine Freundin und Familie beschützen können." „Dafür muss man weder männlich noch groß oder stark sein. Man muss nur wissen, wie man seine Stärken richtig einsetzt, um seine Familie zu beschützen." Meint Jay. „Du solltest solche sexistischen Dinge auch nicht zu laut sagen. Damit machst du dir bei den Mädchen nämlich keine Freunde." Setzt Theo noch dran.

„Ich war und bin auch immer noch der kleinste in unserem Jahrgang. Ich bin weder stark noch groß und ich werde die meiste Zeit von den anderen beschützt, auch von den Mädchen. Das macht mich nicht weniger einen Jungen, als jeden anderen. Und im Gegensatz zu mir, ist es sehr wahrscheinlich, dass du noch wächst." Nevios Mund fällt auf.

„Du etwa nicht?! Du wirst für immer so klein bleiben?!" Nevio sieht Jay mit offenem Mund an und Theo lässt sich vor Lachen gegen das Fenster fallen. „Nein, dass nun auch nicht." Jay verschränkt die Arme vor der Brust. „Aber ich werde wohl nie wirklich groß werden, sondern immer etwas kleiner sein als der Durchschnitt. Aber das ist in Ordnung."

„Er hat Recht, dass ist total in Ordnung. Es ist doch egal, wie man aussieht oder wie man sich verhält. Solange man Respekt zeigt. Außerdem, wer weiß ob man nicht selbst der Beschützte in der Familie wird." Wirft Dana lachend ein. „Schon gut, schon gut. Ich gebe auf." „Kian würde jetzt außerdem noch sagen. Aber klein sein ist so ein Vorteil. Man kann so viel besser Sucher spielen als alle anderen." Theos Nachmachen von Kian bringt sie alle zum Lachen, weil sie wissen, dass Kian genauso reagieren würde.

„Aber ihr seid keine so heftigen Quidditschfans wie Kian, oder?" fragt Nevio vorsichtig nach. Jay schüttelt lachend den Kopf. „Nein. Bei uns sind das Tascha und Blaise und ich gehe davon aus, dass Kian auch bei ihnen und dem Team ist." „Solch Verrückte halten eben zusammen." „Lieber verrückt als durchschnittlich. Das ist doch auch nur langweilig." Kommt es erneut von Dana.

„Aber lieber durchschnittlich als Quidditschverrückt." Murmelt Nevio und alle vier schütteln sich vor Lachen.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt