Beim Theaterclub

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„Echt nett von dir, dass du uns aushilfst. Mach dir keine Sorgen, es sind echt alle nett, bei uns beißt keiner. Und wenn es doch einer tut, dann sag mir Bescheid. Dann beiße ich zurück. Oh, ganz vergessen, hier ist ja immer noch gesperrt. Wie ich das hasse. Immer müssen wir Umwege gehen. Aber dafür haben wir einen wundervollen Raum unterm Dach, wo wir perfekt proben können." Jay hat es bereits aufgegeben mit der Blonden, Stephanie, zu reden, sondern nickt hinter seiner Kiste einfach immer mal wieder.

Es scheint sie aber nicht groß zu stören. Sie plappert einfach ohne Punkt und Komma weiter, während sie ihre eigene Kiste vor den beiden Jüngeren herträgt. Theo hat Jay gefragt, ob er dem Theaterclub aushelfen kann und Jay hat ihm zugesagt. Auf dem Weg dahin, hat Stephanie sie gesehen und dazu gebracht, ihr beim Kistentragen zu helfen. Nun trägt jeder von ihnen eine große Kiste hinter ihr her.

„Redet sie immer so viel?" „Ja. Das scheint sie zu machen, weil sie für sich und ihre beste Freundin Cass zu reden scheint, die redet nur ganz wenig. Aber sie kann unglaublich gut tanzen." Wispert Theo als Antwort zurück und Jay lächelt. Sie haben den Raum des Theaterclubs erreicht und Stephanie marschiert einfach durch die offene Tür.

„Wir sind da-ha!" „Das ist kaum zu überhören, Steph. Sind das die Kisten mit den neuen Kostümen für der ersten Elternabend?" „Ja, sie sind gestern angekommen, aber die Lehrer haben sie unten in einem der Schränke gelagert. Wir mussten sie noch hochbringen und dabei natürlich auch noch einen Umweg machen, weil das Schloss noch immer eine Baustelle ist." „Beruhig dich. Sie werden ja langsam fertig und immerhin sind die ganzen Überprüfungen nötig für unsere Sicherheit."

„Ja ja, ich weiß. Es ist trotzdem nervig." Ein Mädchen mit schwarzem Bob legt Stephanie eine Hand auf den Arm und alleine das scheint sie zu beruhigen. „Das ist Cassandra, Cass. Stephanies beste Freundin, für die sie meist mitzureden scheint." Erklärt Theo und richtet seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Tim, der auf die Bühne gestiegen ist.

„Okay, hört mal alle her. Unsere Kostüme sind angekommen und wir werden die jetzt zunächst einmal anprobieren. Sollte etwas nicht passen müssen wir es nämlich noch ändern lassen. Danach machen wir einen kompletten Durchlauf. Jay hat sich bereit erklärt uns auszuhelfen und wird uns weiterhelfen oder verbessern, wenn wir Probleme mit dem Text haben."

Er öffnet die erste Kiste und beginnt die Kostüme zu verteilen. Jeder, der seines bekommen hat, verschwindet, um es anzuprobieren. „Es ist echt nett, dass du uns aushilfst. Es könnte auch einer von uns das übernehmen, aber so ist es einfach angenehmer. Und wir haben schon einmal einen Zuschauer." Jay schenkt der Löwin ein zaghaftes Lächeln und die erwidert es, bevor Tim sie mit Lana ruft und ihr ein Päckchen aushändigt.

„Jay. Kannst du mir mit der Schnürung und dem Schmuck helfen?" Jay dreht sich um und sieht Emma, die in einem Kleid mit ausladendem Rock vor ihm steht. „Ähm... sicher. Dreht dich bitte um." Sie tut wie gesagt und dreht ihm den Rücken zu. Vorsichtig zieht er die Bänder fest und bindet sie dann zu einer Schleife.

„Ist das so in Ordnung oder muss ich es irgendwie anders machen?" „Nein. Das ist perfekt. Jetzt nur noch bitte die Kette." Sie reicht ihm die Kette, die zu ihrem Kleid passt und dreht ihm wieder den Rücken zu. Jay fieselt an der Kette herum, denn der delikate Verschluss ist nichts, was er gewohnt ist und er bekommt ihn nicht richtig auf. Als er ihn aufbekommt, legt er die Kette vorsichtig um Emmas Hals und kämpft mit dem Verschluss, um ihn zu schließen.

„Geht es dir gut?" „J..a. Warum fragst du?" Emma dreht sich zu ihm um, eine leichte Röte auf den Wangen. „Du hast Gänsehaut und immer wieder gezittert. Und dein Gesicht ist rot. Hast du Fieber?" Er legt ihr eine Hand auf die Stirn, die andere auf seine eigene. „Nein. Kein Fieber. Seltsam." Emma wird immer roter und Tim, der es bemerkt, kommt zu ihnen herüber.

„Emma, du siehst wundervoll aus. Hat dir das schon jemand gesagt?" „Nein. Danke." „Was meinst du Jay? Sieht Emma nicht wirklich wunderschön aus?" „Hä? Ja. Sie sieht schön aus." Erwidert Jay abwesend und schaut sich währenddessen im Raum um. Mittlerweile haben fast alle ihre Kostüme an und sind wieder im Raum. Eine der älteren Ravenclaws, die Jay als Danielle vorgestellt wurde, steckt die paar wenigen, nicht passenden Kostüme zurecht.

„Es hat ein bisschen was von Halloween, meinst du nicht auch?" Theo ist neben Jay aufgetaucht, in der Verkleidung eines adligen Gelehrten. „Ein bisschen. Ich sehe nur keinen Riesenkraken und keinen Schnatz." Er schaut sich übertrieben angestrengt um, während Theo sich den Bauch hält vor Lachen. Es dauert, bis er sich fängt und dann muss er sich erst einmal Lachtränen aus dem Gesicht wischen.

„Weder Blaise noch Lucien sind hier. Und sonst kommt ja niemand auf so hirnrissige Verkleidungen." Jay weiß, dass sein bester Freund da wohl Recht hat. Seit ihrem ersten Jahr an der Schule, versuchen sich die beiden mit ihren Verkleidungen zu übertreffen. Das hat schon aufsehenerregende Formen angenommen. Im letzten Jahr war Lucien eine der Feenköniginnen, die sie behandelt hatten, und hatte damit gewonnen. In diesem Jahr hatte keiner sich getraut zu sagen, was sie besser fanden, Luciens Riesenkraken oder Blaise als Schnatz. Somit war es ein Unentschieden.

„So bescheuert dieser Wettbewerb auch jedes Mal ist, ich werde ihn nächstes Jahr echt vermissen." „Dann wird Lucien nicht mehr da sein. Meinst du, Blaise findet jemand anderen um sich mit ihm zu messen?" will Jay wissen und setzt sich neben Theo. Es ist das erste Mal, dass er daran erinnert wird, dass es das letzte Jahr mit seiner Beschützerin ist.

Doch bevor er in dunklen Gedanken versinken kann, bekommt er die Antwort von Theo. „Ich denke nicht. Niemand ist verrückt genug, um es auch nur zu versuchen. Blaise und Lucien sind die Könige des Halloween. Niemand kommt auch nur ansatzwese an ihren Thron heran." „Dann wird Halloween die nächsten Jahre langweilig. Langweilig und traurig, mit der folgenden Gedenkzeremonie." „Irgendwie ist die Stimmung jetzt echt runter." Jay brummt als Antwort.

„Jay, kommst du mal bitte? Wir sind dann nämlich jetzt soweit." Tim winkt Jay zu sich und reicht ihm ein Textbuch. „Es ist meines. Du wirst sehr schnell merken, wer welchen Charakter spielt, ansonst, ließ einfach mit. Wir haben nicht alle Requisiten, also musst du dir da ein bisschen was verstellen. Aber ich denke, dass bekommst du hin, oder?" „Ja, sicher."

„Gut. Hört mal alle her! Wir fangen dann jetzt an. Steph, Cass, Emma, Louie, Carolina. Ihr habt die erste Szene." Die genannten kommen nach vorne und stellen sich in Position, während Jay es sich auf dem Stuhl bequem macht und Tims Textbuch aufschlägt. „Sag mal, Schwesterherz, was ist das zwischen euch und dem hohen Herrn? Gerüchte fliegen wie die Blätter der Bäume im Herbst, bunt und farbenfroh und teilweise schon verrottend. So sind auch die Gerüchte über euch." Jay wird von einer Zauberwelt eingesogen und erfreut sich an dem Spiel, dass sich vor seinen Augen entfaltet.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt