Hexe und Cedric

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„Drei vorwärts und ich lande auf der Winkelgasse." Jay rückt seinen Spielstein, den Zentauren, drei Felder vor, und zieht eine Karte. „Du hast Schulden bei Gringotts. Die Kobolde wollen ihr Geld zurück. Zahle 300 Gallonen." Liest er vor und wirft dann einen Blick auf den mickrigen Münzstapel vor sich. „Ich denke, damit ist mein Spiel beendet. Das sind nicht einmal 150." Er räumt seine Münzen, Karten und die Spielfigur in die Schachtel und schaut noch einen Moment dabei zu, wie sie das Spiel fortsetzen.

Dann aber verzieht er sich zu einer der Fensternischen. Die wird durch einen geschickt in das Glas eingewobenen Wärmezauber warmgehalten, trotz des heftigen Sturms der draußen tobt. Jay schlüpft aus den Schuhen, klettert auf die bequemen Kissen und rollt sich in sich zusammen. Er mag es und es erinnert ihn an die Fensternischen im Manor, die auch Jill so liebt. Er fühlt sich hier beschützt.

Ein leises maunzen lässt ihn Aufsehen. Vor ihm steht ein anbetungswürdiges, kleines Kätzchen. Es ist schneeweiß, bis auf drei schwarze Ringe um ihr Schwanzende, und jeweils zwei um jede Pfote, sowie einen herzförmigen Fleck um das linke Auge. „Du bist aber eine süße. Wem gehörst du denn?" Die Katze stolziert auf ihn zu, zumindest versucht sie es, aber es wirkt eher wackelig.

Das sie sich an ihn schmiegt, nimmt er als gutes Zeichen. Um ihren Hals erkennt er ein einfaches, hellgrünes Halsband, aber keine Marke oder ähnliches. Aber es ist ihm egal, als die kleine Katze in seinen Schoß klettert, um sich an seinem Bauch zu reiben. Er krault sie hinter den Ohren und ihr Schnurren zeigt ihm, dass sie genau das wollte.

„Du bist aber verschmust. Fast so wie Keks oder Cookie. Die wollen auch immer gestreichelt und gekrault werden. Aber dafür kommen sie meist zu mir, weil Jill zurzeit einfach so viel lernen muss. Aber ich habe die beiden gerne. Und sie streiten nicht immer, weißt du. Meine Freunde streiten leider in letzter Zeit sehr viel. Theo nicht, das ist mein bester Freund, weißt du, aber die anderen streiten so viel."

Jay streicht der Katze durchs Fell und erzählt ihr von seinen streitenden Freunden und das er das überhaupt nicht mag, dass sich zurzeit einfach so viele streiten und sich partout nicht vertragen können. Die Katze hört ihm zu und lässt zu, dass er sich alles von der Seele redet. Nach einer Weile ist er fertig und fühlt sich erstaunlich gut. Entspannt lehnt er sic in die Kissen zurück, zieht ein Buch aus der Tasche und beginnt zu lesen, eine Hand noch immer durch das weiche Fell der Katze gleitend.

„Ich hatte ja gewusst, dass du gut mit Tieren bist, aber ich dachte, dass sich das besonders auf die Wildtiere draußen auswirkt und nicht so sehr auf die Haustiere hier drinnen." Jay zuckt zusammen, als sich mit einem Mal jemand zu ihm in die Nische setzt, doch er entspannt sich wieder, als er merkt, dass es nur Cedric ist.

Der Ältere trägt einfach nur einen bequemen Pullover und einfache Jeans und wirkt damit so entspannt und so sicher, dass Jay sich geborgen fühlt. Er wirkt nicht so, als würde er einen Streit lostreten, er wirkt sicher.

„Kennst du die Katze?" „Ja, unser Haus musste sie schon das ein oder andere Mal suchen. Sie heißt Hexe und gehört einer unserer Erstklässlerinnen, Marie, und streunt gerne durchs Schloss. Deswegen hat sie ja auch das Halsband. Aber eigentlich geht sie nicht zu fremden Personen. Aber scheinbar bist du mal wieder die Ausnahme dieser Regel." Cedric lacht zu streckt seine Hand nach Hexe aus, doch diese kriecht beinahe in Jays Armbeuge.

„Du machst ihr Angst." „So reagiert sie auf alle, nur nicht auf dich." „Oh." „Naja, und auf Marie, aber das ist ja zu erwarten. Es ist immerhin ihre Katze. Aber ansonst mag sie kaum jemanden." Jay streicht ihr nur weiter über das Köpfchen, um sie zu beruhigen und sie sitzen ein paar Minuten still da und sehen aus dem Fenster, gegen das der heftige Wind die Tropfen klatscht.

„Und? Hast du dir das mit dem Club überlegt?" Jay reißt seinem Blick vom Fenster los und sieht zu Cedric, ehe er wieder aus dem Fenster sieht, wo er durch den Regen kaum den Wald erkennen kann. Er weiß, die Tiere und Wesen des Waldes sind das Wetter gewohnt und haben damit kein Problem, aber er macht sich dennoch Sorgen.

„Ich glaube nicht, dass ich das mache. Ich mag die Tiere, aber ich weiß nicht, ob ich das mit jemand teilen möchte. Und ich weiß nicht, wie die Tiere darauf reagieren würden. Es muss ja um sie gehen und wenn sie nicht wollen, dann kommen sie nicht. Es wäre also vermutlich keine so gute Idee." „Daran habe ich gar nicht gedacht. Aber du hast Recht. Merken wir ja in PdMG. Wenn die Tiere einen nicht mögen oder man sich falsch verhält oder sie einfach keine Lust haben, dann kommt es zu Verletzungen."

„Man sollte sie einfach in Ruhe lassen, wenn man schon merkt, dass sie nicht wollen. Alles andere provoziert nur Unfälle und Verletzungen." „Da hast du schon Recht, nur die meisten von uns erkennen das nicht. Und wenn die Lehrer nicht vorher eingreifen, dann passiert eben was." Jay ist still und sieht einfach aus dem Fenster.

„Musst du Hexe mitnehmen?" „Was? Nein. Sie darf tagsüber durch Schloss laufen. Nur heute Abend sollte sie wieder bei uns sein, sonst macht sich Marie wieder Sorgen um sie und das wollen wir vermeiden." Jay brummt zustimmend und ist froh, dass er die Katze noch etwas bei sich behalten kann. Sie schnurrt und ist wunderbar warm in seinen Armen.

Mit einem Mal wird es laut im Raum und beide schauen, was den Lärm verursacht. Es sind die Kinder, mit denen Jay vorher noch Brettspiele gespielt hat. Sie sind mit dem Spiel, bei dem Jay mitgespielt hat, wohl bereits fertig, und haben ein anderes angefangen. Das lauft mit viel Gejohle und Gejubel, wann immer jemand von ihnen etwas tut.

„Die scheinen eine Menge Spaß zu haben." „Es ist auch witzig, ich habe vorhin mitgemacht. Aber ich habe verloren, aber das ist gar nicht so wichtig. Aber irgendwann wurde es mir dann zu viel und ich habe mich hier her verzogen." „Sind da Freunde von dir dabei?" Jay schüttelt den Kopf. „Sie sind mal wieder alle beschäftigt. Aber Theo wollte vorbeikommen, sobald der Theaterclub für heute zu Ende ist."

„Das ist gut. Wo wir es schon von Clubs habe, ich muss dann auch los. Lass Hexe nachher einfach laufen. Sollte sie dir hinterherlaufen, dann bring sie zu unserem Gemeinschaftsraum. Du weißt, wo der ist, oder?" „In der Nähe der Küche, Draco hat es mir gezeigt." Cedric nickt, wuschelt Jay noch einmal durch die Haare und verschwindet dann.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt