Eine Umarmung

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Jay setzte sich auf eines der Sofas und Jill, die dort bereits sitzt, legt ihre Beine über seinen Schoß. Er hebt den Blick und sie grinst ihn über ihre Zusammenfassung hinweg an. Amüsiert schüttelt er den Kopf und nimmt seine Tasche, aus der er sein Buch kramt. Jills Beine lässt er ab aber liegen, denn so stören sie ihn nicht am lesen.

Ein Gewicht lässt sich auf seinen Schultern nieder und er spürt die glatte Haut von Cleo, die sich gegen seine Wange reibt während sich die Schlange einen möglichst bequemen Platz auf ihm sucht. Das Gefühl von der Schlange, deren Gewicht auf seinem Körper verteilt, ist von Jay kein neues mehr. Cleo liebt es, auf ihren Menschen zu ruhen.

‚Bin issss heute dass Ssofa?' ‚Natürlissss. Du bisst sso bequem.' zischelt Jill eine Antwort und Jay braucht einen Moment um den zischend Laut, den sie danach von sich gibt, als Lachen zu identifizieren. ‚Lachen in Parssel hört ssich lusstig an.' ‚Da hasst du Resst.' zischt Jill und nun lachen sie zu dritt in Parsel, Jill, Cleo und Jay. Cleos Lachen unterscheidet sich leicht von dem der beiden Menschen, doch davon lassen sie sich nicht stören.

Ihr Lachen wird unterbrochen, als Keks auf das Sofa springt, über Jay und Jills Beine klettert und sich letztendlich gegen ihren Bauch zusammen rollt. Jill lässt ihre Finger durch das Fell der Katze gleiten und wendet sich ihrer Zusammenfassung zu. An ihren bewegten Lippen kann Jay sehen, dass sie alles stumm vor sich hinsah. Er wendet sich seinem Abenteuerbuch zu.

Nach einem Kapitel spürt er einen Stupser in seine Seite. Er hebt den Kopf und sieht Jill an, die ihn scheinbar mit ihrem Fuß einen Stups gegeben hat. „Was gibt es?" „Gehst du nicht mit Theo zum Theaterclub?" Jay schüttelt den Kopf. „Heute treffen sich nur die, die eine Rolle wollen. Und ich will keine. Ich werde hinter der Bühne helfen."

„Magst du das Schauspielern nicht?" „Ich. Ich mag es nicht super gern, ich mag es aber auch nicht nicht. Ich bin zufrieden damit hinter der Bühne zu sein und dort zu helfen. Und wenn jemand ausfällt dann einzuspringen. Die anderen können sich gerne um die Rollen prügeln, da muss ich nicht mitmachen." „Wenigstens ist es dein eigene Entscheidung und du würdest zu nichts gedrängt." Jill seufzt, lehnt sich zu Jay und streicht ihm durch die Haare.

Jay genießt die warmen Finger, die durch seine Haare fahren. Er mag diese Zuneigungsbekundung. Jill gibt sie ihm nur zu gerne und am allerliebsten ihm. Es lässt ihn sich speziell und besonders in einer guten Weise fühlen. Es ist nicht ein auffallen, sondern eine besondere Beziehung zu einer anderen Person zu haben. Jill hat ihm gezeigt, dass dies gut sein kann, aber er hat es auch von Lucius, Lucien und Draco gemerkt.

„Und deine anderen beiden kleinen Freunde? Was machen die so?" „Nevio ist im Schachclub mit Lucien. Und Dana ist entweder im Katzenclub oder bei der Schulband." „Sie spielt ein Instrument? Keine Geige, kein Klavier, vermutlich kein Streichinstrument. Oder liege ich da falsch?" „Sie spielt Querflöte." Jill wiegt ihren Kopf hin und her und nickt dann.

„Das passt zu unserem Rotschopf. Und du wolltest nicht mit, sondern verbringst Zeit mit mir? Ich fühle mich geehrt." Sie legt ihre Sachen weg, beugt sich zu Jay und umarmte ihn fest. Jay kuschelt sich eng an ihre Wärme, achtete dabei aber darauf, dass er Keks nicht zu sehr drückte.

Diese ruhigen Momente, die sie gemeinsam haben, die liebt Jay so besonders. Es sind Momente, in denen alles andere nicht zählt, in denen er sich absolut sicher fühlt. Es gibt keine Welt außerhalb von Jills Armen und er muss sich daher auch nicht damit beschäftigen.

Er wird es vermissen, wenn er sich nicht mehr jederzeit bei ihr einkuscheln und sich vor der Welt verstecken kann. Wenn sie die Schule verlassen wird und ihre Ausbildung machen wird. Unbewusst verstärkt er seine Umarmung und krallt sich schon beinahe in Jill. Die summt nur und streicht ihm beruhigend über den Rücken.

„Hey es ist doch alles gut. Du muss jetzt nicht so festhalten. Alles ist okay." murmelt sie und hält den Rhythmus, mit dem sie ihm über den Rücken streicht. Jay aber krallt sich noch fester an Jill, als könnte er sie so davon überzeugen, dass sie noch länger an der Schule zu bleiben hat und nicht gehen darf. Das sie ihn nicht alleine lassen darf.

Cleo verlagert ihr Gewicht auf seinem Körper und ihm fällt ein, dass auch Cleo dann nicht mehr an die Schule kommen wird. Und nicht nur sie, sondern auch der Rest der Siebtklässler wird nicht in das alte Schloss zurückkehren. Die meisten seiner Beschützer werden nicht wieder kommen, seine ruhigen Felsen werden weg sein. Es wird keiner da sein, der ihn in den Arm nimmt und ihn vor der Welt versteckt.

Es macht ihm Angst, auch wenn er das nicht zugeben will. Ohne seinen schützenden Rückzugsort, ohne Jills warme Ratschläge und ruhige Ausstrahlung, ein Schuljahr zu bestreiten macht ihn nicht sonderlich zuversichtlich. Er weiß gar nicht, zu wem er dann gehen soll um sich Ratschläge zu holen oder um eine warme Umarmung zu bekommen.

Aber er will das Jill nicht sagen. Er weiß, dass sie stolz darauf ist, dass er Fortschritte mit seinem Selbstbewusstsein gemacht hat und er will, dass sie auch weiter stolz auf ihn ist. Sich aber dazu zu bringen sie loszulassen, dass kann er nicht.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt