Elia

617 45 2
                                    

In der warmen Herbstsonne haben die Slytherins zwei große Decken auf der Wiese in der Nähe des Sees ausgebreitet. Jill liest in ihrem Runebuch, auf dem Bauch liegend, Lucien nutzt ihren Rücken als Kissen, während die Drittklässler um sie herum verteilt sind. Henry, Natascha, Blaise und ein paar weitere Zweitklässler versuchen sich an Fußball, dass sie in Sport kennengelernt haben. Jay sitzt bei den Siebtklässlern auf der Decke und schreibt an seiner Hausaufgabe für Einführung in die Welt der Muggel.

„Hallo Jay. Welches Thema hat du genommen?" Emma setzt sich zu ihnen auf die Decke, einmal wieder mit geröteten Wangen. Jill schaut von ihrem Buch auf, ehe sie ihren Blick leicht lächelnd wieder senkt. Sie ahnt, dass Emmas Crush nicht erwidert werden wird, aber in ihren Augen ist die junge Liebe einfach nur süß.

„Litheraturrichtungen." „Oh, das ist toll. Ich muss über Musikrichtungen schreiben. Es gibt so viele verschiedene, dass ist richtig spannend. Bei dir auch?" „Ja. Muggel haben echt eine Fantasie." Jay sieht wieder auf sein Buch und scheint nicht sehr gesprächig aufgelegt zu sein. Aber Emma bleibt bei ihnen sitzen und spielt mit ihren Fingern, während sie mit ihren Fingern spielt. Jill sieht immer wieder zu ihr und mehr als nur einmal, scheint Emma etwas sagen zu wollen, doch dann den Mund einfach wieder zu schließen.

„Entschuldigung." Die leise Stimme lässt sie aufsehen. Vor der Decke steht ein Mädchen aus dem Haus der Raben, eine Zweitklässlerin, und sie scheint sich unwohl zu fühlen, doch Jill schenkt ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Können wir dir helfen?" „Ich... ich..." Sie beginnt zu hyperventilieren. „Alles gut. Einatmen, ausatmen. Keiner wird dir hier etwas tun. Einatmen, ausatmen. So ist es gut." Das Mädchen beruhig sich wieder langsam wieder, während Jill Lucien von ihrem Bauch schubst, aufsteht und das Mädchen vorsichtig in die Atme schließt.

„Es ist okay. Du musst nichts tun, wenn du es nicht willst." Sie krallt sich in Jill und Tränen beginnen zu fließen. Jill hält sie einfach nur und streicht ihr über Kopf und Rücken, bis sich das Mädchen vollständig beruhigt hat. Geduldig wartet sie ab, bis das Mädchen sie los lässt, dann lässt sie ihre Arme sinken.

„Ich möchte mit dir reden." „Immer. Sollen wir ein Stück zusammen gehen?"  Das Mädchen nickte und Jill geht neben ihr her, entlang des Seeufers. Sie bedrängt das Mädchen nicht, sondern geht in Stille. Ihr ist klar, dass das Mädchen noch mit sich selbst kämpft, damit, ob sie Jill wirklich erzählen will, was sie zu sagen hat.

„Ich... meine Brüder... ich..." „Ganz ruhig. Du musst nicht sagen, was du nicht willst. Ich werde alles tun, was ich kann um dir und deinen Brüdern zu helfen oder dein Problem zu mildern, soweit es in meiner Macht ist. Aber zunächst würde ich gerne deinen Namen erfahren." „Elia." „Ein schöner Name. Du gehörst zu den Adlern, nicht wahr?" „Ja."

„Und wie gefällt es dir in Hogwarts?" „Es ist schön hier. Und die neuen Fächer sind toll." „Hast du ein Lieblingsfach?" „Weltgeschichte ist toll. Und Sport macht Spaß, auch wenn es wirklich anstrengend ist." „Das ist es wirklich, aber ich denke, das ist es für jeden. Es ist dennoch wichtig Körper und Geist zu trainieren und fit zu halten. Eines zu bevorzugen führt zu keinem guten Ergebnis."

Es ist wieder ein paar Momente still zwischen den beiden Mädchen, doch dann scheint Elia genug Vertrauen und Mut gefasst zu haben. „Ich habe zwei kleine Brüder, Marco und Temon. Eigentlich sind sie nur meine Halbbrüder, aber ich habe sie lieb, wie echte Brüder. Wie meinen Bruder Lukas." „Das ist verständlich. Familie ist Familie. Dein Bruder, ist er ein Löwe?" „Ja." Jill nickt und wartet darauf, dass Elia weiter redet.

„Wir haben nicht den gleichen Vater, aber alle die gleiche Mama. Und Papa ist gemein zu den beiden, richtig gemein und Lukas auch. Ich... ich habe Angst um die beiden, weil Mama jetzt weg ist und..." Sie bricht erneut in Tränen aus und Jill zieht sie sofort in ihre Arme. „Shhh. Ich werde mich drum kümmern. Wir passen auf deine Brüder auf. Wir werden dafür sorgen, dass sie sicher sind." Sie wispert Versicherungen und Nonsense, bis sich Elia wieder so weit beruhigt hat, dass sie nur noch schnieft.

„Ich brauche deinen Nachnamen und am besten deine Adresse, damit ich dafür sorgen kann, dass sich jemand um deine Brüder kümmert." „Es..." „Es darf niemand erfahren, dass du jemanden das gesagt hast, oder? Hat dein Vater dir weh getan?" Obwohl Elia zuckt, schüttelt sie den Kopf und Jill erkennt keine Lüge. „Dein Bruder?" Diesmal ist das Zucken stärker und das Kopfschütteln kommt später und sehr zögerlich.

„Wann hat er dir wehgetan? Bist du verletzt?" „Nein." Das zumindest stimmt und sorgt dafür, dass Jill weniger angespannt ist, als sie es für ein paar Momente war. In ihrem Kopf plant sie bereits ihre nächsten Schritte. Diese sind ein Brief an Lucius, sodass dieser seine politische Macht nutzt und das Ganze möglichst ohne viel Aufmerksamkeit durchzog. Zudem will sie mit den Vertrauensschülern der Adler sprechen, sodass diese ein Auge auf das Mädchen haben. Außerdem muss sie die Krankenakte des Mädchens überprüfen.

Elia nennt ihr ihren Familiennamen und ihre Adresse und Jill erkennt sowohl Name als auch Adresse. Der Mann ist ein hoher Angestellter im Ministerium und würde vermutlich jede Ermittlung unter den Teppich gekehrt bekommen, wenn es nicht Lucius wäre, den Jill an ihrer Seite hat. Selbst der Minister würde vor Lucius Malfoy im Staub kriechen.

„Und du sorgst wirklich dafür, dass sie sicher sind?" „Großes Ehrenwort. Ihnen wird es gut gehen."

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt